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Nicht jeder Schädel an der Wand war einmal ein Tier

Peter Sandbichler und Günther Steiner machen Kunst zur Trophäe. Holt sie euch!

Über den besonderen Unterhaltungswert der diesjährigen Kunst-Bilderschau in den 24 Fenstern der Lienzer Liebburg haben wir mittlerweile mehrfach berichtet. Heuer gehören je zwei Motive dieses überdimensionalen Adventkalenders mehr oder weniger vordergründig zusammen, was die Spannung beim Öffnen der Fenster noch einmal ordentlich anheizt und schon bisher manches „Aha!“ provozierte. Dabei hatte ich persönlich beim Duo Erlsbacher-Bussmann das Gefühl, noch origineller geht´s nicht – und wurde Tage später eines Besseren belehrt. Ich hätte es wissen müssen.

Tag 17 gehört Günther Steiner, Mitglied der Kunstwerkstatt in Lienz und eines ihrer Aushängeschilder. Seit vielen Jahren baut Steiner unermüdlich an einer kreativen Parallelwelt, dem „Konzern“, besiedelt von ungewöhnlich liebenswerten und originellen Charakteren, die sich allesamt der fröhlichen Hilfsbereitschaft verschrieben haben, eine Art Utopia der Buntheit, in dem an jeder Ecke eine Überraschung lauert. Auch zum Advent liefert Steiner eine ebenso lustige wie hintersinnige Interpretation aus den unverzichtbaren weihnachtlichen Versatzstücken „Baum“ und „Esel“. Dieses Kunstwerk sollte man vor der Versteigerung unbedingt im Original gesehen haben, es ist auf Alu-Dibond gedruckt und ein Hingucker an jeder Wand – nicht nur im Jägerheim!

Günther Steiner, Baumesel, 100 x 50 cm, 2018, Vektorgrafik auf Alu-Dibond, Rufpreis: 450 Euro.

Womit wir bei der nächsten Ebene wären, die wie immer erst sichtbar wird, wenn sich das zweite Fenster der jeweiligen Paarung öffnet. Fenster 18. Aha! Noch eine Trophäe. Und was für eine! Offenbar hat Steiner in seiner Arbeit nicht nur dem kitschfreien Advent einen Dienst erwiesen, sondern vorausahnend vor einem künstlerischen Weggefährten den Hut gezogen: Peter Sandbichler. Er ist der Hochkaräter der diesjährigen Schau. Man darf gespannt sein, was sein „Dino“ aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) bei der Versteigerung einbringt. Wer künstlerisches Großwild jagen will, sollte sich am 3. Jänner in der Liebburg auf die Lauer legen und sich diese Trophäe sichern.

Peter Sandbichler, Dino, GFK, 2016, 90x40x40 cm, Rufpreis: 1.750 Euro.

Sandbichlers „Skulls“ werden als Negativ geformt. Der Künstler baut aus Alltagsgegenständen und Kartonagen ein Gebilde, in dessen Innerem ein Hohlraum entsteht, der ausgegossen wird. Das Ergebnis ist eine kalkulierte Überraschung, die erst in der Vorstellungswelt des Betrachters zum „Schädel“ wird, besser zur Idee eines kahlen Schädels, die nicht anatomisch sondern psychologisch deutbar wird.

Peter Sandbichler selbst meint dazu: „Ein Schädel mit seinen Hohlräumen, Verbindungen und Öffnungen ist per se ein Gehäuse. Er kann als Tanzboden für wilde Gedanken aber auch als Nest für den inneren Rückzug dienen.“ Und so schließt sich der Kreis zu Günther Steiner. Er hat ganz sicher einen Tanzboden im Kopf.

 
Alle Kunstwerke des diesjährigen Liebburg-Adventkalenders kann man im Original bereits jetzt in der Galerie der Lienzer Kunstwerkstatt in der Mühlgasse bewundern. Wer bei der Auktion des Round Table am 3. Jänner im Lienzer Rathaus ernsthaft mitsteigern möchte, sollte diese Gelegenheit unbedingt nutzen! Alle bisherigen „Kalender-Paarungen" im Überblick. Günther Steiner im Dolomitenstadt-Magazin und im Dolomitenstadt-Artshop.  
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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