Ruprechters künstlerisches Auge hatte Affinitäten zu Altstätters Werk entdeckt, konkret zu einem mit der Säge und der Raspel skulpierten Zirbenblock, den das Mitglied der Lienzer Kunstwerkstatt im Gegenzug zur weiteren Bearbeitung freigab.
Kunstwerke sind Gegenstände, deren Gebrauch Sinnüberschüsse produziert. Fritz Ruprechter fasst diese Einsicht wiederum in Kunst: Er färbte den Block zuerst blau, dann grün, druckte beides auf Papier und erzeugte damit eine Serie von Monotypien, von denen keine mit der anderen identisch ist. Ihre Auflage war mit jenem Zeitpunkt limitiert, zu dem er Altstätters Skulptur auf zwei Füße stellte, ihr damit eine ganz bestimmte Richtung zuwies und ihre „Zweckentfremdung“ als Druckstock für immer beendete.
Nach diesem radikalen Eingriff war Ruprechter auf eine entsprechende Antwort seines Partners eingestellt. Würde er Kleinholz aus seiner Arbeit machen? Nach langer Zeit des Betrachtens, Überlegens und Skizzierens setzte Klaus Altstätter mit seiner Säge vier sensible und präzise Schnitte, die seine ganz persönliche Handschrift in die Komposition Ruprechters einbringen und sie zu Ende denken.
Um diesen spannenden Prozess auch dokumentarisch festzuhalten, wurde zu guter Letzt ein weiterer Meister seines Fachs ins Boot geholt: Der Typograph Martin Tiefenthaler gestaltete mit Ruprechter eine Broschüre, die alle wesentlichen Momente in Schrift und Bild noch einmal nachvollzieht.
„BlauGrün“ und „GrauGrün“ betiteln Klaus Altstätter und Fritz Ruprechter ihre gemeinsam produzierten Werke. Man darf gespannt sein, ob bei der vom Round Table Lienz organisierten Versteigerung im Lienzer Rathaus am 3. Jänner ein Sammler versuchen wird, beide Arbeiten in seinen Besitz zu bringen und damit ein Ensemble von bemerkenswerter Ausdruckskraft zu erhalten.Fritz Ruprechter im Dolomitenstadt-Magazin und im Dolomitenstadt-Artshop. Alle bisherigen Künstler-Paare des Lienzer Kunst-Adventkalenders.
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