Liste Fritz übt Kritik am neuen Pflege-Gehaltsschema
Klubobfrau Haselwanter-Schneider spricht von „Pflegenotstand“ und fordert „Reparaturen“.
Mit 1. Jänner 2020 tritt in Tirol eine Novelle des Gemeinde-Vertragsbedienstetengesetzes in Kraft, die unter anderem den Pflegekräften ein neues Gehaltsschema bringt. Dieses löste in den vergangenen Wochen Diskussionen und teilweise scharfe Kritik aus, weshalb sich Land Tirol, Gemeindeverband, Gewerkschaften und die ARGE Tiroler Altenheime auf eine Zulage in Höhe von monatlich rund 200 Euro geeinigt haben. Sie steht all jenen zu, die eine Tätigkeit in der Langzeitpflege beginnen und wird von der Gemeinde übernommen. Das Konzept soll in der kommenden Landtagssitzung abgesegnet werden.
„Alles wird gut, hat Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg gesagt. Dem ist natürlich nicht so“, betont Andrea Haselwanter-Schneider, Klubobfrau der Liste Fritz, in einem Pressegespräch am 5. Dezember in Lienz. Aus diesem Grund und weil zahlreiche Pflegekräfte an sie herangetreten seien, sei sie weiterhin durch die Tiroler Bezirke unterwegs, um für bessere Rahmenbedingungen für das Pflegepersonal zu kämpfen: „Es geht hier vor allem um die Mitarbeiter der 92 Wohn- und Pflegeheime Tirols. Da ist mir das Thema Wertschätzung ein großes Anliegen.“
Die ARGE Tiroler Altenheime hat vor wenigen Wochen eine Umfrage unter den 92 Heimen durchgeführt. Die Landtagsabgeordnete präsentierte das Ergebnis: „Etwa 140 Betten stehen demnach im ganzen Land leer – weil Personen, die dort Platz finden würden nicht mehr gepflegt werden können.“ Demnach fehlen tirolweit rund 300 Pflegekräfte. Außerdem arbeite das Pflegepersonal im Schnitt in einem Beschäftigungsausmaß von 70 Prozent. „Angesichts dieser Zahlen muss man schon von einem Pflegenotstand sprechen“, so Haselwanter-Schneider.
Sie präsentierte den Osttiroler Medienvertretern auch Berechnungen über das neue Gehaltsschema. Demnach würde vor allem das diplomierte Personal vom neuen Modell profitieren, Pflegeassistenten und Pflegehelfer jedoch zu den großen Verlierern zählen. Sie würden anfangs zwar mehr verdienen als im alten Modell, auf viele Jahre aufgerechnet würde die Entlohnung laut Haselwanter-Schneider aber wesentlich geringer ausfallen. „Und das, obwohl diese Berufe rund 80 Prozent des Personals in unseren Wohn- und Pflegeheimen ausmachen“, betont die Landtagsabgeordnete.
Als Vorschlag für eine Anpassung des neuen Modells bringt sie eine Änderung der Entlohnungsstufen im neuen Gehaltsschema ins Spiel. „Es gibt auf alle Fälle noch viel zu tun und deshalb werden wir keine Ruhe geben. Hier muss nachverhandelt werden und das neue Gehaltsschema repariert werden“, erklärt Haselwanter-Schneider.
Wird das neue Gehaltsschema vom Landtag abgesegnet, haben Pflegekräfte in bestehenden Verträgen ab 1. Jänner die Möglichkeit, ins neue Gehaltsmodell umzusteigen. Bei Jobwechsel oder Neueinstieg wird in jedem Fall das neue Schema gelten.
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