Bilanz ein Jahr nach dem Sturmtief „Vaia“
Der Verlust der Schutzfunktion der Wälder ist in diesem Ausmaß beispiellos.
Wer in Osttirol lebt, erinnert sich daran. Am Abend des 29. Oktober 2018 erreichte das Sturmtief „Vaia“ seinen Höhepunkt. Gebannt blickten die Menschen auf die Pegelstände der Bäche und Flüsse, die teilweise hundertjährige Höchstmarken erreichten. Zunächst waren vor allem Überschwemmungen das Thema. „Im Zuge des Sturmtiefs Vaia war die Erreichbarkeit des Bezirkes Lienz generell eingeschränkt. So mussten im Landesstraßennetz 32 Sperren verhängt werden, auch waren zahlreiche Brücken nicht passierbar“, resümiert Harald Haider, Leiter des Baubezirksamtes Lienz vor Medienvertretern in Kals.
Überschwemmungen und zerstörte Brücken und Straßen waren eine Sache. Doch als das Wetter aufklarte, wurde an den Bergflanken in Südtirol, Osttirol und Kärnten eine andere Verheerung sichtbar, die man so noch nie gesehen hatte. Tausende Hektar Fichtenwald lagen wie gebürstet am Boden, Millionen Bäume von Sturmböen mit 200 km/h geknickt wie Zündhölzer, teilweise an Hängen, die direkt über bewohntem Gebiet liegen und deren Bewaldung massive Schutzfunktion hat.
Josef Fuchs, Landesforstdirektor in Tirol, bilanziert: „In Kärnten und Osttirol waren insgesamt rund 4.300 Hektar Waldfläche von Windwurf mit einer Schadholzmenge von ca. zwei Millionen Kubikmeter betroffen. Mehr als 4.000 Schadflächen auf über 3.000 Waldgrundstücken wurden festgestellt. Nahezu 60 Prozent der Schadflächen liegen in Bereichen mit einer Neigung steiler als 30 Grad. 95 Prozent der betroffenen Flächen sind Schutzwald.“
Das Schadholz in Osttirol sei bereits zu zwei Drittel aufgearbeitet, der Verlust der Schutzfunktion der Wälder sei in diesem Ausmaß aber absolut beispiellos in Österreich, sagen die Experten. Zur Behebung der Schäden und Prävention im Bereich des Schutzwaldes wurden von den Landesforstdirektionen und der Wildbach- und Lawinenverbauung mehrere flächenwirtschaftliche Projekte ausgearbeitet. Sie kosten in Summe rund 102 Millionen Euro.
Die Umsetzung startete bereits im Winter 2018/2019. „Durch die Arbeiter der Wildbach- und Lawinenverbauung wurden bereits nach einem Jahr eine Vielzahl von Gefährdungsstellen beseitigt. Zur nachhaltigen Wiederherstellung, vor allem der Schutzwirkung des Waldes, stehen uns jedoch noch viele Baujahre bevor“, so Gebhard Walter, Leiter der Wildbach- und Lawinenverbauung Sektion Tirol.
In Summe wurden acht umfangreiche flächenwirtschaftliche Projekte ausgearbeitet und die Finanzierung durch Bund, die Länder Kärnten und Tirol, der Landesstraßenverwaltung Tirol sowie die betroffenen Gemeinden sichergestellt. „Unser Ziel ist es, die Schutzfunktion unserer Wälder und die technischen Verbauungen rasch wiederherzustellen. Das ist nur möglich, weil Bund, Land und Interessenten hier bestens zusammenarbeiten“, erklärt der ressortzuständige Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler.
Hergestellt wird der Schutz durch die Kombination aus technischen und forstlichen Maßnahmen. Zu den wichtigsten Aufgaben zählen unter anderem die Entfernung von Schadholz (vor allem aus den Gerinnebereichen), die Sicherung der Wurzelteller, Abstockungen und Querfällungen, der Neubau sowie die Instandsetzung von Wegen, die Errichtung von Gleitschneeblöcken und technischen Lawinenverbauungen wie die Errichtung von Lawinen,- Steinschlagschutzdämmen und Schutznetze.
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wer heuer die gelegenheit hatte, die umfassenden und gefährlichen aufräuarbeiten und den bau der sicherungsmaßnahmen landauf und landab an den steilen bergwäldern zu beobachten, wird allen beteiligten großen respekt zollen.
durch unbürokratisches handeln, koordinierte vorgehensweise mit gut organisierten arbeitsabläufen und den unermüdlichen einsatz der arbeitstrupps konnten noch rechtzeitig vor der derzeit extremen schneesituation viele gefahren abgewendet werden. deshalb gebührt dem bauhof lienz, der lawinen & wildbachverbauung und den forstunternehmungen großer dank!
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