Dramaturgisch war zwar die Technik „a Hund“, was jeder kennt, der mit Laptop und Powerpoint gelegentlich zu Gange ist. Inhaltlich und auch visuell überzeugten aber alle Referentinnen und Referenten, wobei sich der Unterhaltungswert von Vortrag zu Vortrag steigerte, was man daran erkannte, dass die Konzentration der Zuhörer bis zum Ende hoch blieb, obwohl in ihrem Rücken bereits ein üppiges Nationalpark-Buffet – arrangiert von Strumerhof-Wirtin Anna Holzer – betörend duftete.
Was die Marketingscrews von Nationalpark und TVBO, angeführt von Otto Trauner und Sandra Gutternig, in den vergangenen Jahren umsetzten und in Zukunft planen, war und ist Teil der laufenden Berichterstattung auf dolomitenstadt.at. Generell bemerkenswert ist hier der ambitionierte Zugang zum Thema klimaschonende Mobilität, der in der kostenlosen Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel und eigener Wanderbusse für alle Gäste gipfelt, wobei die Kosten über die Aufenthaltsabgaben zum Teil wieder hereingespielt werden, was die Öffis zum fixen und nachhaltigen Bestandteil touristischer Pauschalleistungen macht. Hier zählt Osttirol zu den Vorreitern und inspiriert auch andere Regionen.
Ein erstes inhaltliches Highlight lieferte dann Matthias Schickhofer mit seiner Vorstellung eines Projekts, das schon durch die regionalen Medien geisterte, aber noch nie wirklich öffentlich präsentiert wurde: der „Iseltrail“, vom Zusammenfluss mit der Drau bis zum Ursprung am Gletscher, nähert sich seiner Eröffnung im Frühsommer 2020. Schickhofer hat ihn entwickelt und wir werden das Projekt demnächst ausführlicher vorstellen.
Der Fotograf, Berater und ehemalige Greenpeace-Aktivist machte in Nußdorf-Debant mit eigenen Bildern und einem schlüssigen Konzept sichtbar, worin die wirkliche Kraft der Region liegt: „Der Iseltrail war immer schon vorhanden, wurde als solcher aber nicht bemerkt.“ Schickhofers Trailkonzept „Folge deinem Fluss“ setzt nicht auf wuchtige Neubauten, sondern auf die Wahrnehmung des Vorhandenen, auf das Fokussieren von Sinnen und Gedanken auf die spektakuläre Schönheit der Natur, auf Ausblicke, Geräusche und Gerüche. Manchmal reichen wenige Meter Wegbau, um dem Wanderer den Zauber eines bisher verborgenen „Regenbogen-Wasserfalls“ zu erschließen. Und das trendige „Waldbaden“ erfordert nicht mehr als eine Einladung dazu an einem jener fast mystisch wirkenden Kraftplätze im ursprünglichsten Teil des Nationalpark-Waldes.
Wie punktgenau dieses neue Nationalpark-Angebot in die emotionalen und authentischen Kampagnestrategien der Werbeprofis passt, untermauerten für die Österreich Werbung Andreas Wochenalt und für die Tirol Werbung die gebürtige Osttirolerin Ingrid Schneider. Nach einer kurzen Pause steuerte der Abend dann auf zwei finale Höhepunkte zu. Wie der bayerische Hotelier Hannes Lichtmannegger sein 4-Sterne-Haus „Das Rehlegg“ zu einer ebenso kompromisslosen wie faszinierenden Insel der Nachhaltigkeit umbaute, kann man ebenso schwer nacherzählen, wie die Pioniertaten des Schladminger Bergbauern Hannes Royer, der mit Witz und Intelligenz der heimischen Gastronomie einen Spiegel in Sachen Regionalität vorhielt und klarstellte, dass hier enorme Chancen und noch größerer Nachholbedarf bestehen. Ein Linktipp dazu: Land schafft Leben!
Weder Lichtmannegger noch Royer ließen in ihren lebendigen Referaten einen Zweifel darüber aufkommen, was sie von den immer wieder vorgebrachten Gegenargumenten – regionale Lebensmittel sind zu teuer, nicht ausreichend verfügbar, etc. – halten. Alles geht, wenn man es anpackt, viel Energie, Herzblut, Zeit und auch Geld investiert. Am Ende fließt alles zurück. Nachhaltigkeit und Achtsamkeit rechnen sich in und außerhalb des Nationalparks, wirtschaftlich und gesundheitlich – das war der Grundtenor auch bei angeregten Gesprächen am Buffet, das abschließend zum kulinarischen Beweis für die Qualität des Nationalparks wurde.
Ein Posting
Beachtlich, was das Rehlegg leistet. Ist zwar ein enormer Aufwand und wahrscheinlich nur mit extremem Engagement und hohen Kosten erreichbar, zeigt aber die Möglichkeiten auf. Wenn wir alle zumindest Teile davon in unser Leben und Verhalten integrieren, wird das sicher ein großer Schritt zu einer besseren Umwelt.
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