Thomas Larcher erhielt Großen Österreichischen Staatspreis
Appell des Komponisten an Sebastian Kurz: „Lernen Sie Empathie. Sie können das.“
Der Innsbrucker Komponist und Pianist Thomas Larcher (56) ist am Donnerstagabend im Bundeskanzleramt mit dem Großen Österreichischen Staatspreis geehrt worden. Kulturminister Alexander Schallenberg nannte den Preisträger "einen der bedeutendsten österreichischen Künstler", dessen Werk "weit über die Grenzen der Musik hinaus" reiche: "Ihre Musik inspiriert uns."
"Seine Musik bewegt sich auf gefährlichen Routen, er hat seine eigene Handschrift entwickelt und lässt sich keinen gängigen Trends unterordnen", betonte Kunstsenatspräsident Josef Winkler. Er erinnerte daran, dass der mit 30.000 Euro dotierte Staatspreis die höchste Kulturauszeichnung der Republik sei. Doch es geht noch höher: "Peter Handke hat (1987, Anm.) den Großen Österreichischen Staatspreis auch bekommen, und jetzt haben wir - wenn ich das so sagen darf - einen Nobelpreisträger."
Die Laudatio bei der Feier, an der auch der Tiroler Landhauptmann Günther Platter (ÖVP) teilnahm, hielt der niederländische Musikwissenschaftler Kees Vlaardingerbroek. "Larchers Musik umfasst den ganzen Kosmos der menschlichen Gefühle. Völlig einzigartig ist er jedoch bei den Tönen, die er für Einsamkeit findet." Die Beweisführung fand durch das Minetti Quartett statt, das Larchers "Madhares für Streichquartett" aus 2006/7 spielte. "Larcher ist einer der bedeutendsten Komponisten unserer Zeit", versicherte der Laudator, der sich auch über die sichtbare Anerkennung Österreichs für dieses einzigartige Werk freute. In diesem Falle gelte das alte Diktum nicht, wonach der Prophet im eigenen Land nichts wert sei.
Als Prophet fühlt sich der mit Standing Ovations Geehrte wohl nicht. "Ich sehe mich als Komponist nicht als einsamer Schöpfer", meinte Larcher und bezog in seine Dankesworte viele mit ein - seine Familie, seine Freunde, seine Lehrer, seine Interpreten, aber auch seine Toningenieure und jene, die seine Werke in ihren Institutionen programmierten. "Ich bin vielen Leuten zu Dank verpflichtet." Er verwies aber auch darauf, dass seine 2016 geschriebene Symphonie Nr. 2 "Kenotaph" unter dem Eindruck der Tragödien um die zahlreichen im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlinge entstanden sei. Es wäre "geradezu zynisch" im Bundeskanzleramt darüber nicht zu sprechen und nicht daran zu erinnern, dass Sebastian Kurz als Außenminister gefordert habe, die Flüchtlingsrouten zu schließen. Der "abwesende Hausherr" sei damals mitbeteiligt gewesen, "dass aus Hilfsbereitschaft Ignoranz wurde", so Larcher. "Der Ton macht die Musik, das war damals auch so." Abschließend wandte er sich direkt an Kurz: "Drehen Sie diese Entwicklung! Bitte lernen Sie Empathie! Sie können das!"
Geboren wurde Thomas Larcher am 16. September 1963 in Innsbruck. Er studierte in Wien Komposition und Klavier und machte sich zu Beginn seiner Laufbahn als Interpret zeitgenössischer Werke einen Namen. Erste eigene Kompositionen folgten ab Ende der 1980er mit Werken wie "Naunz" für Klavier. Aber auch dem großen Format hat sich Larcher immer wieder gewidmet - 2011 wurde etwa das große Orchesterwerk "Red and Green" vom San Francisco Symphony Orchestra uraufgeführt. Seine erste Oper "Das Jagdgewehr" kam im Vorjahr als Auftragsarbeit der Bregenzer Festspiele zur Uraufführung.
Seine Vielseitigkeit stellt Larcher auch als Programmmacher immer wieder unter Beweis. So gründete er 1994 das Festival "Klangspuren" in Schwaz, das er bis 2003 leitete. Im Jahr darauf folgte das Kammermusikfestival "Musik im Riesen", das seitdem jährlich in Wattens stattfindet und unter seiner Leitung jeweils "einen kleinen Ausschnitt meiner musikalischen Welt" zeigt. Vielfach wurde Larcher bereits prämiert. Zuletzt erhielt er etwa den mit 75.000 Euro dotierten "Prix de Composition Musicale" in Monaco für seine 2016 geschriebene Symphonie Nr. 2 "Kenotaph" und den mit 10.000 Euro dotierten Ernst-Krenek-Preis der Stadt Wien.
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