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Kaum drei Monate im Jahr kann man auf diesem Platz in Lienz Eislaufen. Tendenz sinkend. Foto: Dolomitenstadt/Wagner

Kaum drei Monate im Jahr kann man auf diesem Platz in Lienz Eislaufen. Tendenz sinkend. Foto: Dolomitenstadt/Wagner

Gibt es bald 365 Tage Eiszeit in Lienz?

Ein spektakulärer Vorschlag des Eishockeyvereins findet Beifall beim Land.

Derzeit wird der Lienzer Eislaufplatz an der Pustertalerstraße aufgebaggert und um rund 40.000 Euro saniert. Der Asphalt war desolat, der Betrieb im kommenden Winter gefährdet. Zusätzlich 11.000 Euro kostet die Reparatur der in die Jahre geratenen Eismaschine. Trotz dieser Updates wird sich am nostalgischen Charme der Anlage wenig ändern. Zwischen Mitte November und Ende Februar wird hier vereist. Die „Eiszeit“ ist kurz in unseren Breiten und wird – dem Klimawandel geschuldet – immer kürzer. Zwar nennt man Schnee und Eis in einem Atemzug, doch währen die weiße Pracht längst künstlich erzeugt wird, um unser Schivergnügen jenseits von Klima- und Wetterkapriolen zu garantieren, schmilzt der Traum von Eisprinzessinnen und Eishockey-Cracks gnadenlos dahin, wenn die Quecksilbersäule steigt.

Die Mitglieder des Lienzer Eishockeyvereins UEC können ein Lied davon singen und taten das auch, bei einer recht erhellenden Präsentation Mitte September im gemütlichen Vereinsheim direkt am Ort des Geschehens. Die „Eislöwen“ sind nicht nur sportlich ein vitaler Verein. Vom Kindergartenkind bis zum ergrauten „Old Boy“ jagen hier mehrere Generationen in sämtlichen Mannschaftskategorien dem Puck hinterher und sind dabei erfolgreich. Die Kampfmannschaft wurde im Vorjahr Meister, Farmteam, U14 und U12 holten Vizemeistertitel.

Sie alle haben ein Problem und einen Traum. Das Problem ist die kurze Eiszeit, die ein professionelles Training fast unmöglich macht. So fährt man im Sommer mit Sack und Puck, Kind und Kegel für viel Geld an Orte mit Ganzjahres-Eishallen, um dort ein paar Tage Training zu absolvieren. In Österreich gibt es keine drei Hallen mit Permafrost. Die wichtigste in Bruck an der Leitha ist das ganze Jahr über ausgebucht, bei Preisen zwischen 140 und 240 Euro pro Stunde auf der Eisfläche. Es gibt viele Eissportler und wenig Eis im Land.

Und so träumen die Lienzer Eishockey-Teams – ebenso wie ihre sportlichen Kontrahenten in Leisach, Virgen, Huben, Sillian und Prägraten – den Traum von 365 Tagen Eiszeit in Osttirol, wohl wissend, dass Wünsche dieser Größenordnung in keinem kommunalen Budget Platz haben. Doch Not macht erfinderisch, wie Peter Werlberger, Kameramann und hoch motivierter Eishockeyvater, vor Mitgliedern des Vereins und StadtpolitikerInnen eindrucksvoll demonstrierte. Gemeinsam mit Trainer Jiří Brož und engagierten Funktionären ging er auf die Suche nach einer Problemlösung und fand sie auch: „Synthetikeis“!

Die Lösung „Synthetikeis“

Wer jetzt abwinkt und meint, „das funktioniert nicht“, kennt die Eislöwen schlecht. „Wir kennen alle Gegenargumente“, versichern Werlberger & Co. Für „Plastikeis“ gelte schlicht das Qualitätsargument. Nimmt man gute Qualität, funktionieren diese Hightech-Kunststoffplatten fast wie echtes Eis. Kaum zu glauben? Hier ist ein Video, auf dem die Kids des UEC mit Trainer Jiří Brož ihre Runden in Poggersdorf (Kärnten) drehen, auf Kunststoff!

Moderne Synthetikeisflächen bestehen aus Platten, die man schnell verlegen und auch wieder abbauen kann. Sie sind „selbstschmierend“, UV-stabil und umweltfreundlich. Umweltfreundlich? „Ja, weil man weder Strom noch Wasser benötigt. Die Platten sind schadstofffrei, recyclebar, nicht gesundheitsgefährdend und haben zehn Jahre Herstellergarantie,“ argumentieren die Löwen, die offenbar auf jedes Argument vorbereitet sind. Also stellen wir die beiden wichtigsten Fragen: Wo soll denn die Synthetikeisfläche für ein Ganzjahres-Eislaufvergnügen verlegt werden und was kostet das alles!?

Synergien nutzen – Tennis & Eislaufen in einer Halle!

Auch bei der Frage nach einem Standort für ganzjähriges – wenngleich synthetisches – Eisvergnügen beweisen die Löwen Problembewusstsein. Man schlägt die Dolomitenhalle vor, deren wechselvolle Geschichte als Indoor-Tennishalle seit jeher zwischen Leben und Sterben pendelt. Im Sommer ist die Halle ungenutzt, weil die Tennisspieler im Freien agieren. In der kälteren Jahreszeit ist allerhand los, außerdem werden in der Location auch Osttirol Messe und diverse Schulbälle abgehalten. „Alles einkalkuliert“, erklären die Eishockey-Spezialisten.

Weil 400 m2 Kunsteislaufplatz in Nullkomma Nix auf- und abgebaut sind, könnte man neben drei Tennisplätzen einen Eislaufplatz bauen, der auch im Sommer für Bewegung sorgt, was zum Beispiel dem Buffet eine neue Perspektive geben könnte. Betreut werde die Eisfläche vom Verein, beteuert man, es gäbe hier also keine Kosten für die öffentliche Hand. Wird der Platz für eine Veranstaltung wie OLALA gebraucht, kann man ihn kurzfristig einfach abdecken. Ist im Winter — wo auch im Freien Eis existiert – ein vierter Tennisplatz willkommen, räumt man die Eisplatten zur Seite.

Die Eislöwen sind offenbar Tüftler, sie haben sich nämlich auch mit dem Zutrittssytem beschäftigt. Bereits jetzt gibt es ein Online-Buchungssystem der Firma tennis04, das man mitnutzen könnte. So wären 365 Tage Tennis und 365 Tage Eislaufen rund um die Uhr bequem über ein vorhandenes 24/Stunden-Zutrittssystem buchbar, ohne nenneswerte Zusatzkosten. Apropos Kosten: 150.000 Euro netto kalkuliert der Verein, in einer Kostenaufstellung, die auf realen Voranschlägen und Offerten beruht und jede Schraube enthält.

Die Akribie, mit der die Sportler und deren Fans ihr Projekt aufbereitet haben, imponiert offenbar den Förderstellen beim Land. Werlberger, Brož & Co. schickten ihre Unterlagen an die zuständige Abteilung und erhielten am 2. Oktober ein positives Signal. Am 22. Oktober steht die Synthetik-Eisfläche in der Lienzer Tennishalle bereits auf der Agenda des Sportausschusses im Land. Und der Sportausschuss der Stadt Lienz, dem Vizebürgermeister Siegfried Schatz (SPÖ) vorsteht? „Der muss bis zu diesem Termin nur noch eine positive Stellungnahme abgeben”, erklären die Eislöwen.

An einer positiven Stellungnahme der Stadt sollte das Projekt eigentlich nicht scheitern. Bei der – bewusst intern gehaltenen – Präsentation vor Vereinsmigliedern waren nämlich auch Bürgermeisterin Elisabeth Blanik und einige Gemeinderäte anwesend, außerdem TVBO-Obmann Franz Theurl. Sowohl Blanik als auch Theurl signalisierten ihr Wohlwollen für eine „365 Tage-Eiszeit in Lienz“.

Erleichtert wird den Budgetverantwortlichen der Stadt und des TVBO ihr „Daumen hoch“ durch eine betriebswirtschaftliche Überlegung, die ebenfalls im Konzept des Eishockey-Vereins enthalten ist: Da man durchaus bereit ist, für die Nutzung der Halle zu bezahlen und auch auf reges Interesse bei Eishockeyclubs anderer Gemeinden in Osttirol, Oberkärnten und Südtirol hofft, gibt es nicht nur Ausgaben, sondern auch Einnahmen. Selbst bei konservativen Berechnungen gehen die Tüftler des Eishockeyclubs davon aus, dass sich das Vorhaben im Betrieb selbst finanziert.

Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

10 Postings

Denksport
vor 5 Jahren

Haben wir schon wieder 1. April? Dann braucht es auch eine "Lärmschutzwand" und ein Panzerglas, um die Tennisspieler vor Lärm und dem Puck zu schützen.

 
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    Gorilla im Nebel
    vor 5 Jahren

    Ich lese im Artikel: „Im Sommer ist die Halle ungenutzt, weil die Tennisspieler im Freien agieren“ – Meine Vermutung: die einen spielen im Sommer draußen, die anderen im Winter. Eine leere Halle beleben und dafür Eintritt an die Stadt zahlen ... so schlecht?

     
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      Denksport
      vor 5 Jahren

      Theoretisch gut, aber ..... es geht um die Übergangzeiten, wo dann Tennis und Eishockey nebeneinander gehen soll. Außerdem war die Halle im Sommer deshalb ungenutzt, weil sie nicht offen war, nicht einmal in Schlechtwetter-Perioden.

       
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Nori
vor 5 Jahren

Wichtig ist das mal was gemacht wird.....versäumt wurde alles schon früher...zB. mit Eishalle neben der Tennishalle.....und ob Sommer oder Winter....vermischt sich auch sonst schon mehr....warum nicht auch Schlittschuh laufen.....

 
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Koal
vor 5 Jahren

🙂Tolle - sehr gut durchdachte Idee. Nutznießer wären hier einige ! Jedoch bei unserer Politik braucht dieser Vorschlag Jahre, Jahre, Jahre .... bis zur Umsetzung. Lienzer Politik ist viel Bla, Bla .... ohne Ja, Ja - jetzt pack' mas !

 
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    so ist es vielleicht
    vor 3 Jahren

    Wie recht Sie hatten! Auch 2022 wird immer nur (noch) diskutiert, ohne irgendwelche grünen Zweige! Aber inzwischen gibt es ja auch noch die Turtels als 2. Lienzer EH-Verein, vielleicht bewirken zukünftige spannende Derbys ein beschleunigtes Umdenken der träääägen Gemeindeführung.... Leider auch hier bewiesenermaßen wieder nur viel Bla- Bla- Bla(nik) mit a bisserl typischem "Theurl"-streusel obendrauf....

    Dafür scheinen ja inzw. die Matreier (mit noch viel weniger 💰💰 im Sackl) über ein neues Stadion zu diskutieren. Dann fährt man halt nach Huben ⛸⛸, dort ist es eh das halbe Jahr schattig kühl, und das Eis hält somit länger! 😅

     
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banana181
vor 5 Jahren

Ich bin für sportliche Betätigung und ein abwechslungsreiches Freizeitangebot. Aber Eis laufen nun auch im Sommer? Wie viele interessiert das wirklich außer die Mitglieder des Eishockeyclubs?

 
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    bergfex
    vor 5 Jahren

    Wenn kein Angebot da ist, gibt es natürlich auch keine Nachfrage.

     
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Edi1913
vor 5 Jahren

klingt alles ganz gut, aber wer braucht dann noch die Zamboni? 😢

 
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    spezi
    vor 5 Jahren

    Hab mal kurz gegoogelt, damit ich weiß, was ZAMBONI bedeutet. Es ist die Marke der Eismaschine. So wie ich das verstehe, soll das mit den Kunststoffplatten nur im Frühjahr, Sommer und Herbst sein. Im Winter beim Kunsteis braucht es die ZAMBONI noch!

     
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