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Schultz und Köll wollen zehn Millionen vom TVBO

Franz Theurl hält dagegen. Förderungen für Schultz nicht mit EU-Recht vereinbar.

Schreiduelle bei den Sitzungen, Pilgerreisen in das Innsbrucker Landhaus, virtuoses Jonglieren mit Zahlen und zwei „Wahrheiten“, die sich unversöhnlich gegenüberstehen – im Tourismusverband Osttirol ist das keine Ausnahmesituation, sondern seit Jahren „business as usual“. Unverändert ist auch die Aufstellung der Akteure, vielleicht mit der Variation, dass die „Kals-Matreier-Fraktion“ seit der letzten Tourismuswahl einen engen Schulterschluss zwischen Liftkaiser Heinz Schultz, Bürgermeister und Bergbahn-Geschäftsführer Andreas Köll und Vorstandsmitglied Martin Gratz zelebriert und sich auf der anderen Seite des Tisches Langzeit-Obmann Franz Theurl als letzter Ritter aus der Sicht der Lienzer Wirtschaft positioniert, die den größten Brocken in den TVBO-Topf einzahlt.
Heinz Schultz investiert viel, will aber auch viel Förderung aus öffentlichen Töpfen. Foto: Expa/Groder
Die Spaltung ist tiefer denn je. Bei der letzten, dem Vernehmen nach äußerst lauten, Aufsichtsratssitzung wurde hinter den Kulissen heftig über kolportierte zehn Millionen Euro „diskutiert“, die die Schultz-Gruppe vom TVBO als Cofinanzierung für aktuelle Vorhaben in Kals, Matrei und Sillian haben möchte. Das ist mehr als ein TVBO-Jahresbudget, also von einem finanziell noch immer in der Regenerationsphase befindlichen Verband kaum zu stemmen. Theurl argumentiert dennoch nicht mit Finanzschwäche, sondern verweist auf geltendes EU-Recht. Die Schultz-Gruppe sei ein touristischer Großkonzern und dürfe deshalb laut EU-Beihilfenrecht nicht aus öffentlichen Kassen gefördert werden. Laut heutiger TT kommt es für Köll und Schultz aber noch dicker. Gerhard Föger, Leiter der Tourismusabteilung des Landes, interpretiert nicht nur die EU-Gesetzgebung genau wie Theurl. Er würde auch aufsichtsbehördlich einer Überweisung von Geld aus dem TVBO an Schultz nicht zustimmen. Auf dem Tisch war dieses Thema schon beim Ausbau der Skischaukel Kals-Matrei. Damals durfte noch öffentlich zugeschossen werden, was auch reichlich geschah und obendrein wurde ein recht kreatives Beteiligungsmodell entwickelt, um die Förderobergrenzen noch zu toppen. Die Osttiroler Investment Gesellschaft OIG stieg mit einem 25 Prozent-Anteil bei Schultz ein, zahlte sechs Millionen aus dem Topf der Felbertauernstraße in das Projekt ein, gab mittlerweile ihre Anteile wieder ab und streitet jetzt mit dem Lift-Konzern darüber, wieviel dieses Paket am Ende noch Wert ist. Schultz sagt Null Euro, die von der OIG beauftragten Experten von KPMG dürften das anders sehen. Ob von den Millionen je wieder etwas zurückfließt, ist dennoch ungewiss. Auch vor diesem Hintergrund sind weitere Beteiligungen – die gesetzlich im Gegensatz zu einer direkten Förderung möglich wären – mit Vorsicht zu genießen. Vor allem eine direkte Beteiligung des TVBO an der Schultz-Bergbahn wäre eine echte Pointe. Schließlich diskutiert man in Lienz seit Jahren den genau umgekehrten Weg. Dort ist der TVBO neben der Stadt selbst Mitbesitzer einer Bergbahn und maßgebliche Kreise – vor allem aus dem Umfeld der Lienzer Bürgermeisterin – rufen nach einer Privatisierung. Immer wenn das Wort „Investor“ fällt, zeigt man mit dem Finger auf Heinz Schultz. Denn auch die Bergbahn in Lienz wird bald viele Millionen brauchen.
TVB-Obmann Franz Theurl weist den Wunsch nach Fördermillionen zurück: „Schultz zu fördern ist mit EU-Recht unvereinbar“. Foto: Expa/Groder
Schon deshalb kann der TVBO nicht mehr als ein Jahresbudget in Schultz-Projekte buttern. Ob für ihn eine direkte Beteiligung an den Schultz-Bergbahnen in Matrei denkbar wäre, fragen wir Franz Theurl. Der schließt das nicht aus, hält die Variante aber für sehr unwahrscheinlich. „So eine Beteiligung könnte nur zu unternehmerischen Bedingungen erfolgen, um Sinn zu machen, also mit einem Anspruch auf Anteile am Gewinn und mit allen Rechten. Das wird Heinz Schultz wohl kaum attraktiv finden.“ Wie einerseits verzahnt und andererseits vertrackt das Verhältnis der beiden Macht- und Interessengruppen im TVBO ist, zeigt noch ein anderes Beispiel: Aktuell prozessieren TVBO und Matreier Bergbahn um die Kosten für das Beschneiungswasser für Matreier Pisten, das man nicht länger aus öffentlichen Mitteln des Gesamtbezirkes mitfinanzieren will.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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12 Postings

dacapo
vor 5 Jahren

Köll, ein ÖVP Mann, lebt leider nicht den Begriff "Transparenz", so wie unser zukünftiger Bundeskanzler Kurz. Köll lebt noch wie seine anderen Parteigenossen im 20. Jahrhundert, kocht sein eigenes Süppchen und "pusht" hauptsächlich seine eigenen Projekte. Deshalb junge ÖVP nach vorn, alte ÖVP nach ???

Außerdem: Jetzt braucht es Martin Gratz mit seinem A-Team und Visionen und all die schönen Dinge die sie vor der Wahl erklärt haben. Es kann doch nicht sein dass es nur um das Geld geht. Wenn doch, würde er das sicher mit Köll und Schultz klären.

 
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    dobui
    vor 5 Jahren

    Sie glauben an das Märchen der "Neuen" ÖVP? Mir persönlich war die alte lieber. Und zu Köll, den ich auch kritisch sehe: Die Erzählung, dass er für den Bezirk sooooo schlecht ist, funktioniert nicht.

     
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sprühkäse
vor 5 Jahren

Theurl, ein ÖVP Mann, lebt leider nicht den Begriff "Transparenz", so wie unser zukünftiger Bundeskanzler Kurz. Theurl lebt noch wie seine anderen Parteigenossen im 20. Jahrhundert, kocht sein eigenes Süppchen und "pusht" hauptsächlich seine eigenen Projekte. Deshalb junge ÖVP nach vorn, alte ÖVP nach Ibiza!

 
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    skeptiker
    vor 5 Jahren

    Entschuldigung, aber Kurz als Paradebeispiel für Transparenz anzuführen ist nun doch etwas schräg.

    Die Transparenz welche Kurz bzw. die Türkisen meinen/leben ist ja nur dort wo es opportun ist. Ansonsten „business as usual“ – die Partei muss versorgt werden, dann die Parteimitglieder und ganz am Ende der Nahrungskette geht es um Österreich.

     
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gerimesser
vor 5 Jahren

Ich glaube die Schlagzeile „Köll will an die Macht und Schultz zum Geld“ hatten wir vor 8 Monaten schon einmal. Damals eine Vermutung. Man spekulierte über die "enge" Freundschaft zwischen Köll und Schultz vor der TVBO-Wahl. Gemeinsam auf einer Liste an vorderster Stelle, warum? Man wunderte sich warum Köll mit allen Mitteln "versuchte" Aufsichtsratsvorsitzender zu werden. Mann wunderte sich warum vehement versucht wurde Theurl als Obmann abzuwählen. Weise Damen und Herren ahnten die Absichten damals schon. Warum glaubte ihnen niemand? Wie Martin Gratz mit dieser Situation wohl heute umgehnen würde, wenn er vor 8 Monaten von Schultz und Köll zum neuen TVB-Obmann gewählt worden währe?

 
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Freigeist
vor 5 Jahren

Das Geld ist bei Schulz sicher besser aufgehoben als bei Theurl. Bei letzterem fliesst es nur wieder in sinnlose Projekte. Alle anderen genannten sind nur angestellte Mitschwimmer.

 
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heli52
vor 5 Jahren

Wo Osttirol ohne Schulz wäre, braucht man sich nur am Beispiel Kals anschauen! Vom sterbenden "Bergsteigerdorf" zur durchaus lebenswerten, sich positiv entwickelnden ländlichen Tourismusgemeinde! St. Jakob, der Raum Sillian sind ähnliche Beispiele, Lienz in Bezug auf den Tourismus (besonders die Bergbahnen) das passende Gegenbeispiel ... Deshalb ärgert es mich immer, wenn die Neiddebatte geschürt und durchaus zu kritisierende Aktionen von Andreas Köll gleich mit der Fa. Schulz in Verbindung gebracht werden! Zu den Förderungen: Glaubt jemand in Osttirol wirklich, dass die anderen Bergbahngesellschaften nicht auch mit Förderungen finanzieren und von Land und Tourismus unterstützt werden?

 
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osttirol20
vor 5 Jahren

Wie würde es Schultz bloß ohne seine Freunde in seinem - früher schwarzen/heute türkisen - Selbstbedienungsladen in Innsbruck wohl gehen? Bleibt nur zu hoffen, dass diese mehr als einseitigen Tourismusförderungen endlich der Vergangenheit angehören und jeder Unternehmer, egal welcher Sparte und auch ohne oder mit einem andersfärbigen Parteibuch, gleich behandelt werden.

 
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dobui
vor 5 Jahren

Spannend wie Theurl immer wieder Stadt gegen Bezirk ausspielt. Jeder weiß wo Osttirol ohne Schulz stehen würde. Den Neid hat sich der Heinz schon erarbeitet. Und wie super die Lienzer wirtschaften sieht man ja bei den Bergbahnen. :-)

 
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42na95
vor 5 Jahren

Der Heinzi ist wie ein schwarzes Loch - der Sauger, bei dem selbst die Malaria-Mücke (Anopheles-Mücke) blutleer umfällt !!!

 
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Eye de Net
vor 5 Jahren

​„Köll will an die Macht und Schultz zum Geld“-21.584 Aufrufe. 🤑

 
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bergfex
vor 5 Jahren

Nun will Schultz Geld vom TVBO, das ihm wahrscheinlich Köll in Aussicht gestellt hat.

 
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