Günther Sabransky resümiert seine erste WM-Teilnahme
Der 60-Jährige Rennradler aus Osttirol reiste mit gemischten Gefühlen aus Polen ab.
Die UCI 2019 Gran Fondo World Championships in Polen sind Vergangenheit. Mit dabei war auch der Osttiroler Rennradler Günther Sabransky, der mit gemischten Gefühlen aus Posen abreiste. Doch lassen wir den Radsportler selbst von seinem Erlebnis Weltmeisterschaft erzählen:
„Für mich waren es die ersten Weltmeisterschaften im Radsport und so bin ich auch mit einiger Erwartung nach Polen gestartet, als Betreuer, Manager und Sportler in einer Person. Meine Zeilen sollen nicht als Kritik sondern mehr als meine Meinung und Empfindung verstanden werden und sind nur auf diese Weltmeisterschaft bezogen, da ich vergangene Veranstaltungsorte selbst nicht erlebt habe. Ich sehe mich aber aufgrund meiner langjährigen Erfahrung durchaus in der Lage, positive und negative Aspekte beurteilen zu können. Natürlich habe ich mir einiges vorgenommen und meine Vorstellungen von solch einem Event gehabt.
Gekommen ist es ein bisschen anders, als ich es mir erhofft hatte. Ich fühlte mich letztlich vom Veranstalter dieses Events schon irgendwie enttäuscht, es ist für mich keine weltmeisterliche Stimmung aufgekommen und der Rahmen entsprach mehr dem einer normalen Radsportveranstaltung. Keine Details, dass würde den Rahmen sprengen, nur so viel: ein Franz Theurl mit seiner Dolomitenradrundfahrt kann da locker mithalten. Warum also nicht mal eine WM in Lienz?
Der Zeitfahrkurs war fahrbar aber im Vergleich mit anderen WM-Strecken doch eher dürftig, da hat es sich der Veranstalter meinem Empfinden nach leicht gemacht. Der Straßenbewerb war wegen der Topographie nicht anders durchführbar, es kam leider zur Vermischung der Startgruppen. Die Klassen der über 60-Jährigen hatten 108 Kilometer zu bewältigen und bildeten ein geschlossenes Feld von ca. 220 Fahrern. Die Klassen bis 60 Jahre mussten 150 Kilometer zurücklegen, wurden 20 Minuten früher losgeschickt und fuhren bis auf eine angehängte Schleife die gleiche Strecke. So kam es leider zur Vermischung auf Höhe von Rennkilometer 50 durch die Spitze der langen Strecke mit uns – Hektik pur. Die ersten zehn Kilometer fuhren wir auf einer zweispurigen Straße mit über 50 km/h und bereits dort kam es zu Stürzen.
Mein Ziel war es daher, diesen Bewerb gut aber trotzdem so sicher zu fahren, um das Ganze ohne Sturz zu überstehen. Bei zwei Stürzen unmittelbar vor mir – bei einem davon war auch ein Österreicher beteiligt – hatte ich enormes Glück. Zehn Kilometer vor dem Ziel passierte dann ein weiterer Sturz, bei dem ich mich aufs Bankett retten musste. Diese Situation war für mich schlussendlich rennentscheidend, da der unbeteiligte Teil des Feldes uneinholbar davoneilte. So ergab sich für mich ein 30. Platz in diesem Straßenbewerb. Auf einem Flachkurs ist nicht nur das rennfahrerische Geschick von Nöten, man braucht auch das Glück, im entscheidenden Moment dabei zu sein und in keinem Sturz verwickelt zu werden. Auf einem Flachkurs ergibt sich kein Trennen von Spreu und Weizen, sondern eher ein Halbieren des Feldes.
Ich habe meine Möglichkeiten mit einem achten Rang im Zeitfahren und einem 30. Platz im Straßenbewerb ausgeschöpft. Bin ich zufrieden damit? Ja. Auch von meinem Potential her gesehen? Nein. Nur ein Zeitfahren, eine Dolomitenrundfahrt und das Training in den Beinen zu haben ist zu wenig für solch ein Event. Die Entsendung zur WM erfolgte meines Erachtens einfach zu spät. Sollte ich wider Erwarten nochmals an einer WM teilnehmen und die Entsendung früher bekannt gegeben werden, wird meine Vorbereitung anders aussehen – vom körperlichen Training bis zum Material. Es war meine erste WM. Ein Bewerb wie jedes andere Radrennen und doch anders, weil hier die Weltbesten an den Start gehen. Ich habe viel gesehen, Erkenntnisse erlangt und dazugelernt. In Summe gesehen war es die Teilnahme wert, wenn auch die WM für mich nicht als eine solche im herkömmlichen Stil stattgefunden hat.“
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