Barbershops im Visier der Finanz: Viele Anzeigen
Bei 80 Prozent der kontrollierten Betriebe in Kärnten gab es Beanstandungen.
Die Finanzpolizei hat nach einer Schwerpunktaktion gegen Barbershops in Kärnten Bilanz gezogen. Wie die Verantwortlichen am Donnerstag bei einer Pressekonferenz sagten, habe man in 80 Prozent der kontrollierten Betriebe Verstöße festgestellt und 27 Anzeigen erstattet. Rigobert Rainer, der Leiter der Finanzpolizei Kärnten und Steiermark, sprach bei dieser Gelegenheit von "mafiösen Strukturen".
Insgesamt 25 Barbershops gibt es in Kärnten - wie viele davon bei der Schwerpunktaktion überprüft wurden, wollte man aus ermittlungstaktischen Gründen nicht verraten. Unter den Delikten war die nicht korrekte Anmeldung von Mitarbeitern sehr häufig, berichtete Rainer: "Zum Beispiel waren Leute geringfügig angemeldet, haben aber voll gearbeitet."
Verstöße gegen die Registrierkassenpflicht wurden ebenso festgestellt, wie Fälle von Steuerbetrug. Die Finanzpolizei habe dazu Testkäufe durchgeführt. "Als wir ein Haargel gekauft haben, haben wir einmal gar keine Rechnung bekommen und in einem Fall eine Rechnung über einen Bartschnitt", erklärte Finanzpolizei-Teamleiter Mario Ott. So gelinge es den Barbershop-Inhabern, zuvor im Ausland gekaufte Produkte schwarz weiterzuverkaufen.
Die Finanzpolizei kündigte an, die Branche weiterhin im Auge zu behalten, was auch präventiv wirken soll. "Wenn Geschäfte ihr Vorgehen nicht ändern und mehrmals schwere Verstöße nachgewiesen werden, kann es auch zu einer Geschäftsschließung kommen", stellte Ott den Barbershops die Rute ins Fenster. Rainer sprach sogar von "mafiösen Strukturen", nach denen Shops in ganz Österreich betrieben würden und krakenartig miteinander vernetzt seien: "Da bereichern sich die Leute im Hintergrund."
Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Mandl sagte, mit den Kontrollen soll für Chancengleichheit für die Unternehmer gesorgt werden: "Bei Friseuren und Barbershopbetreibern, die korrekt arbeiten, ist die Unzufriedenheit groß." Georg Wilhelmer, der Landesinnungsmeister der Friseure, sprach von ertappten Barbershops, in denen keine einzige Fachkraft arbeite: "Die Leute haben keinen Lehrabschluss, sie bekommen nur einen Schnellkurs für einen Maschinenschnitt. Auch die Hygienevorschriften werden nicht eingehalten."
Und wie der Obmann der WK-Bezirksstelle Klagenfurt, Max Habenicht, appellierte, seien auch die Kunden gefordert, das fragwürdige Geschäftsmodell der schwarzen Schafe unter den Barbershops nicht zu unterstützen: "Wenn man weiß, wie viel eine Arbeitsstunde eigentlich kostet, dann kann man sich ausrechnen, dass da etwas nicht stimmen kann, wenn man für einen Haarschnitt nur zehn Euro bezahlt."
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