Der Kulturssprecher der Tiroler Grünen, Georg Kaltschmid, zeigt sich ebenfalls betroffen: „Es ist eine Schande, was Kuhn in Erl über Jahre aufgeführt hat und es so lange gedauert hat bis alles ans Tageslicht gekommen ist. Die Betroffenen sind einmal durch die Hölle gegangen. Zuerst wurden sie belästigt und dann wurde auch noch versucht ihre öffentlichen Aussagen anzuzweifeln und ihren Ruf zu ruinieren“, so Kaltschmid, der Erl unter der neuen Führung auf einem gutem Weg sieht.
Die Causa Erl war im Februar 2018 ins Rollen gekommen. Der Tiroler Blogger Markus Wilhelm veröffentlichte damals Vorwürfe der sexuellen Belästigung und des Machtmissbrauchs gegen Kuhn. In einem offenen Brief warfen fünf Künstlerinnen dem Dirigenten schließlich namentlich „anhaltenden Machtmissbrauch und sexuelle Übergriffe“ während ihrer früheren Engagements vor. Kuhn bestritt die Vorwürfe, stellte im Sommer 2018 aber seine langjährige Funktion als künstlerischer Leiter der Tiroler Festspiele Erl bis zur vollständigen Klärung der Vorwürfe ruhend. Im Oktober legte er dann alle seine Funktionen zurück. Causa Erl: Kommission sieht sexuelle Belästigung
Gutachterliche Feststellung hat keine rechtlichen Konsequenzen für Gustav Kuhn.
In der Causa Erl ist die Gleichbehandlungskommission im Kanzleramt zu einer Entscheidung gekommen. In einer Prüfung wurde laut einem Bericht der Tirol-Ausgabe der "Kronen Zeitung" festgestellt, dass eine sexuelle Belästigung durch Gustav Kuhn stattgefunden hat. Die Beurteilung ziehe aber keine rechtlichen Konsequenzen nach sich, da es sich nur um eine gutachterliche Feststellung handle.
Die Gleichbehandlungskommission war für die APA vorerst nicht erreichbar. In dem Bericht habe der zuständige Senat unter anderem goutiert, dass die Festspiele Kuhn von den Dirigaten und der Geschäftsführung entbunden haben.
Seit Anfang Mai sind indes auch die Ermittlungen der Innsbrucker Staatsanwaltschaft abgeschlossen, sagte ein Sprecher der APA am Mittwoch. Da der Fall von besonderem öffentlichem Interesse sei, wurde dem Justizministerium berichtet. Bisher habe man noch keine Rückmeldung erhalten. Wie lange dies noch dauert, könne man nicht sagen.
Im vergangenen Sommer hatten die Festspiele die Gleichbehandlungskommission eingeschaltet. Jene Künstlerinnen, die Kuhn in einem offenen Brief sexuelle Belästigung vorgeworfen hatten, bekräftigten vor dem Gremium ihre Anschuldigungen. Erl-Geschäftsführerin Natascha Müllauer will laut „Krone“ nun eine Unternehmenskultur schaffen, mit der "Belästigungen und Machtmissbrauch jeglicher Art" vermieden werden können.
Das Ergebnis der Prüfung der Gleichbehandlungskommission rief sogleich die Tiroler Opposition auf den Plan. Die Tiroler SPÖ-Nationalratsabgeordnete Selma Yildirim forderte in einer Aussendung eine „unabhängige Opferschutzkommission mit einem Klagerecht vor Gericht“. Die Causa Erl sowie die Vorfälle in der Ballettschule der Staatsoper würden zeigen, dass der Kulturbereich besonders anfällig für Machtmissbrauch und sexuelle Gewalt sei.
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