Wenig überraschend beruft sich Roy Knaus gegenüber der TT exakt auf jenen „runden Tisch“ in der Bezirkshauptmannschaft Lienz, bei dem das bisherige Notarztsystem im Iseltal auf Druck des Matreier Bürgermeisters und BKH-Verbandsobmanns Andreas Köll endgültig zugunsten von Roy Knaus umgekrempelt wurde. Zuvor hatte der Verein Osttiroler Notarztverband rund um den Landarzt Gernot Walder die Koordination der Einsätze im Iseltal inne.
Walder wurde nach der Jahreswende von der Ärztekammer als Koordinator abgezogen, was mit dem Einsatz eines nicht korrekt gemeldeten Arztes über die Silvestertage begründet wurde. Generell bauen Köll und der Notarztkoordinator des BKH-Lienz, Primar Andreas Mayr, schon länger eine Front gegen den Villgrater Arzt und Virologen auf. Sie werfen Walder vor, die Dienste im Iseltal nicht so gut organisieren zu können wie Roy Knaus mit seinem Ärztepool, der nach Angaben des Unternehmers 120 Ärzte umfasst.
Sowohl Walder als auch seine Mitstreiter, darunter Landarzt Anton Huber in Virgen und Ärztekollegin Cornelia Trojer in Matrei, hatten mehrfach betont, dass ihr System sich sehr wohl bewährt habe und vor allem weit patientennäher und kostengünstiger sei, als die tendenziell auf Flugeinsätze fokussierte Variante mit Knaus. Auf Vorwürfe mangelnder Effizienz konterten die Landärzte mit einer Aufstockung ihrer Ressourcen – vergeblich. Bei dem oben zitierten „runden Tisch“ knickte aus Sicht der Osttiroler Ärzte auch der Landesrat ein und Gernot Walder warf das Handtuch.
Mit dem Aufflackern des seit 2015 halbwegs beruhigten „Luftkrieges“ der Flugrettungsunternehmen wird nun sichtbar, worum es im Kern der Diskussion offenbar immer ging. Notarzteinsätze und hier speziell Hubschrauber-gestützte Einsätze sind für deren private Anbieter ein sehr gutes Geschäft. Die Rückkehr von Roy Knaus auch im Sommer nach Matrei – samt Containern, in denen seine Ärzte untergebracht werden – wird wohl noch länger ein Thema sein. Die Konfliktlinie verläuft hier zwischen Knaus und dem BKH Lienz auf der einen, und dem ÖAMTC mit seinem Stützpunkt in Nikolsdorf auf der anderen Seite. Dazwischen wurde das nicht nur notärztlich relevante, sondern auch für die allgemeinmedizinische Versorgung an Wochenenden und Feiertagen wichtige Versorgungskonzept der niedergelassenen Ärzte offenbar aufgerieben.
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Offensichtlich ein finanzieller Konflikt. Konkurrenz belebt ja das Geschäft. Ob der Kuchen gross genug ist, dass die Infrastruktur der Luftrettung in einer Gegend wie Osttirol mit mehreren Akteuren damit dauerhaft aufrechterhalten werden kann, weiss ich nicht. Hoffentlich, denn wir sind darauf angewiesen. Dass Herr Dr. Köll wie so oft die Brechstange ansetzt, um seine Interessen durchzusetzen, ist zumindest auffällig. Was sind eigentlich die Interessen dahinter? Eine funktionierende und angemessene Versorgung der Bevölkerung in den Tälern? Das offensichtlich nicht, den diese sei, so zumindest die Berichterstattung, schlechter geworden. Was bewegt Sie also Herr Dr. Köll? die Sorge um die Menschen? Ob davon abgesehen ein Notarzt, der mit dem Hubschrauber anreist, unabhängig davon ob dies nötig ist, der Allgemeinheit günstiger kommt als die Walders und Trojers im Dienstwagen bezweifle ich dich sehr. Aber finanzielle Details, solange sie die öffentliche Hand betreffen (und nicht die eigene), scheinen Herrn Dr. Köll weniger zu interessieren, so jedenfalls mein Eindruck.
Was bitte spricht denn um Gottes Willen dagegen, dass der Knaus in Matrei einen Hubschrauber stationiert? Ist doch nur zusätzliche Sicherheit für die Bevölkerung. Zusätzliche Notärzte werden gebraucht, um nicht wieder in einen Engpass zu geraten. Bitte bitte hört endlich auf, auf Kosten der Bevölkerung Politik zu machen und Osttirol und den Hubschrauberunternehmern Schaden zuzufügen. Es geht um das Land und die Bevölkerung, sagen die Politiker immer. Und an die Ärzte gerichtet: Bitte bitte arbeitet endlich zusammen (auch mit Knaus) und seht nicht nur das Geld und die drohende Konkurrenz!
Es ist numal auffällig, dass eine halbwegs funktionierende notärztliche Versorgung mit Gewalt ausgehebelt wird und durch ein Modell, dass scheinbar, zumindest aktuell, nicht recht funktioniert. Dass die Begeisterung der bisher tätigen Akteure zur intensiven Zusammenarbeit darunter leidet, ist nun wirklich nicht verwunderlich. Etwas anderes anzunehmen ist blauäugig. Apropos: mit dem blauen Auge, dass Herr Dr. Walder abbekommen hat, verüble ich ihm nicht, dass er nicht mehr mag. Sie? Was die Ärzte angeht, ist es zumindest mein Eindruck, dass es hier nicht primär ums Geld gehen würde. Der wirtschaftliche Aspekt beim ärztlichen Notdienst ist nicht unbedingt hervorzuheben. Da reisst sich auf dem Land keiner drum.
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