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Unter dem Ehrenschutz des Kärntner Landeshauptmanns Peter Kaiser (.3.v.l.) diskutierten hochkarätige ExpertInnen beim Forum Anthropozän in Mallnitz. Foto. Christian Senger

Unter dem Ehrenschutz des Kärntner Landeshauptmanns Peter Kaiser (.3.v.l.) diskutierten hochkarätige ExpertInnen beim Forum Anthropozän in Mallnitz. Foto. Christian Senger

Forum Anthropozän fordert Wende in der Umweltpolitik 

In Mallnitz wurde die Frage diskutiert „Kann Natur die Menschheit retten?“

Das Forum Anthropozän 2019 widmete sich von 20. bis 22. Juni der Frage „Kann Natur die Menschheit retten?“ Die Forderungen nach einer Trendwende in der Umweltpolitik und konkreten Schritten zur Einleitung einer Transformation durch einen Schulterschluss von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft waren die Kernbotschaften der Veranstaltung. Das Forum, das unter dem Ehrenschutz des Kärntner Landeshauptmanns Peter Kaiser stand, legte heuer im Nationalpark Hohe Tauern einen Fokus auf Bildung im Anthropozän, Smart Cities und Smart Regions sowie energieautarkes Leben und Arbeiten im ländlichen Raum. Die in Arbeitskreisen entworfenen Projektideen sollen fortgeführt werden. Im von Fritz Habekuß moderierten ZEIT-Gespräch diskutierten Kärnten-Landeshauptmann Peter Kaiser, Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb, Lukas Ott, Leiter der Kantons- und Stadtentwicklung Basel-Stadt, Eva Horn vom Vienna Anthropocene Network, Carmen Sippl von der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich und der Bamberger Philosoph Christian Illies die Dringlichkeit einer Bewusstseinsbildung zum Thema Klimakrise und die dafür notwendige Systemtransformation. Nur eine rasche Trendwende könne verhindern, dass exponentielle Prozesse in Gang gesetzt werden, die für Mensch und Natur unabsehbare Folgen hätten.
Eine „Transformation in der Beziehung von Mensch und Natur“ fordert die Meeresbiologin Antje Boetius. Foto: Kerstin Rolfes
Meeresbiologin Antje Boetius erklärte in einem beeindrucken Vortrag, dass die beschleunigte Erderwärmung nicht nur Prozesse in Gang setzen würde, die wir Menschen durch unser Handeln ausgelöst haben. So würden sich beispielsweise durch die Auflösung des Permafrostes auch die noch gebundenen Schadstoffe vergangener „Altlasten früherer Klimaveränderungen“ in diese Prozesse einspeisen. Diese Verstärkung von Dynamiken sei in ihren Auswirkungen weitgehend unvorhersehbar, würden jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit zu Extremen führen, für die wir heute noch keine adäquaten Lösungen hätten. Boetius appellierte eindringlich, diese in Wissenschaftskreisen gesetzten 10 Jahre als Gradmesser unserer noch verbleibenden Chance auf Gestaltung zu sehen. Es brauche eine „Transformation in der Beziehung von Mensch und Natur. Denn die Kosten der Verluste an Arten, Natur, Lebensqualität und Wirtschaftsgrundlagen steigen schnell. So müssen wir zunehmend natürliche Dienstleistungen wie Nahrungsbereitstellung, Reinigung der Luft und des Wassers durch technologische ersetzen“, sagt Boetius.
Heike Egner fragt: Gehören auch Tiere, Pflanzen und Flüsse zum „Wir“auf dieser Erde und ist die Umwelt damit eine „Unswelt“? Foto: aau/Tischler-Banfield
Heike Egner (Universität Mainz) warf die Frage auf: „Werden wir uns verstehen?“. Egner nahm die Frage als Ausgangspunkt für ihre Analyse des Themas Anthropozän/Menschenzeitalter. Sie fragte, wer das „Wir“ überhaupt sei, denn das Wort „wir“ impliziere, dass es auch die „anderen“ und damit inklusive und exklusive Anteile in der Debatte des Anthropozän gäbe. Daraus resultierend stellt sich sich laut Egner die Frage, ob auch Tiere, Pflanzen und Flüsse zum „Wir“ gehören müssen – vor allem, wenn „Natur die Menschheit retten solle“. Egner betonte, dass „Getrenntsein keine inhärente Eigenschaft der Welt“ sei. Das Prinzip des Nichtgetrenntseins – in anderen Worten der „Zustand von Verbundenheit“ – wird auch in dem vom Geologen Reinhold Leinfelder geprägten Begriff der „Unswelt statt Umwelt“ sichtbar. Der Begriff der Unswelt weise darauf hin, dass wir Teil der Natur seien und dabei zugleich Verantwortung für das übernehmen müssen, was zu „uns“ gehört.

2 Postings

steuerzahler
vor 5 Jahren

Was wir heute erleben, ist das Ende des Wachstums. Ein immer fortschreitendes Wachstum geht sich auf einem Planeten nicht aus. Wir werden umdenken müssen und vor allem unsere wachstumsorientierte Wirtschaft braucht andere Konzepte. Grenzenloses Wachstum führt in die Sackgasse. Auch hemmungsloser Bevölkerungszuwachs führt letztlich zur Begrenzung durch immer mehr verhungernde oder kranke Menschen. Die derzeitige Anzahl an Bewohnern der Erde ist wahrscheinlich schon zu hoch. Wenn wir so weitermachen, führt das automatisch zu einer Reduzierung. Wir sollten erst mal mit dem Erreichten zufrieden sein und nicht unsere ganze Energie darauf verschwenden Superreiche und Konzerne noch reicher zu machen.

 
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    Thomas Niederwieser
    vor 5 Jahren

    das ist also die Lösung? Wir sagen jetzt einfach STOP. Lassen die, die nichts zu essen haben verhungern. Halten die Weltbevölkerung bei dieser Anzahl und sorgen für eine Umverteilung des Kapitals.

    Davor beuten wir aber noch schnell die Lithiumvorkommen in Chile für unsere E-Autos aus und die Coltanvorkommen im Kongo für unsere Handys. Wenn das erledigt ist, dann bauen wir noch schnell Zäune oder Mauern an unseren Grenzen und schimpfen über die da draußen, weil wir hier drinnen ja gar nichts dafür können. Wir wissen aber wie es gehen würde und finden es völlig unverständlich, dass die da in Südamerika unsere Drogen produzieren und die da in Afrika unsere Strandverkäufer ausbilden und die dort in Asien unsere Kleidung billigst produzieren.

    Egal bei welchem Thema, Klimakrise, Regierungskrise, Bankenkrise, Syrienkrise. Wir wissen immer was zu tun wäre, aber wenn wir dann unseren Beitrag leisten müssen, dann haben wir plötzlich 1000 gute Gründe es nicht zu tun. Deswegen - global denken und lokal handeln!

     
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