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Primar Martin Schmidt, Landesrat Bernhard Tilg und Verbandsobmann Andreas Köll philosophieren über die Zukunft der medizinischen Versorgung auf dem Land. Fotos: Dolomitenstadt/Pirkner

Primar Martin Schmidt, Landesrat Bernhard Tilg und Verbandsobmann Andreas Köll philosophieren über die Zukunft der medizinischen Versorgung auf dem Land. Fotos: Dolomitenstadt/Pirkner

Spitalsreform in Osttirol: Weniger Betten, mehr Leistung?

Wie sich Landesrat Tilg und Andreas Köll die Zukunft der ärztlichen Versorgung vorstellen.

Bernhard Tilg stand in den letzten Wochen in Nordtirol massiv unter Beschuss, weil er die Klinik in Natters komplett schließen und im Krankenhaus St. Johann die Kinderabteilung zusperren wollte. In Osttirol sorgte ein Pressegespräch der Liste Fritz Ende Mai für Aufregung. Fritz-Abgeordnete Andrea Haslwanter Schneider hatte Informationen über einen massiven Bettenabbau im BKH Lienz. Bernhard Tilg dementierte, kündigte genauere Informationen an und lud am 4. Juni zu einem Pressegespräch in das Lienzer Krankenhaus, flankiert von Verbandsobmann Andreas Köll und dem ärztlichen Direktor Primar Martin Schmidt. Vorgetragen wurde schließlich eine Mischung aus Wünschen, Visionen und Plänen, die man so zusammenfassen könnte: Tatsächlich verliert das Krankenhaus Lienz 66 seiner derzeit 372 Betten. Mit dieser einschneidenden Maßnahme gehe laut Tilg, Köll und Schmidt aber keine Leistungskürzung aus der Sicht der Patienten einher. Im Gegenteil. Durch flexiblere Strukturen und bessere Vernetzung würden die Behandlungsmethoden optimiert und sowohl die Warte- als auch die Behandlungszeiten kürzer. Für den zuständigen Landesrat geht es darum, „dass unsere Häuser zukunftsfit bleiben.“ Tages- und wochenklinische Angebote werden laut Tilg ausgebaut. „Mit innovativen, integrierten Versorgungskonzepten in den Bereichen Behandlungspfad, Schlaganfall, Diabetes, Herzinsuffizienz sowie Palliativ- und Hospizversorgung gehen wir auch in Osttirol neue Wege.“ Laut Andreas Köll läuft bereits die Architektenausschreibung für eine Neuplanung des Foyers des Lienzer Krankenhauses. Es werde zu einer „zentralen ambulanten Erstversorgungseinheit“. Vergleichbar mit dem LKH in der Innsbrucker Anichstraße hat der Patient in solchen Zentren rund um die Uhr eine Anlaufstelle, wo kleinere Beschwerden aller Art mit kurzer Wartezeit sofort behandelt werden können. In den peripheren Gebieten sollen drei Primärversorgungseinheiten geschaffen werden und zwar in Matrei, Virgen und Sillian. Gedacht ist dabei weniger an medizinische Neubauten als an effiziente „Netzwerke“, die allerdings nicht näher definiert wurden. Spannend ist hier ein Schwenk des Verbandsobmanns und Matreier Bürgermeisters in seiner eigenen Gemeinde. Noch vor wenigen Monaten veröffentlichte er in einem „Amtsblatt“ detaillierte und ambitionierte Pläne für ein neues Ärztezentrum samt neuem Hubschrauberhangar. Nach massiver Kritik in den letzten Wochen und Monaten schwenkt Köll nun offenbar zumindest teilweise auf die Linie der niedergelassenen Ärzte in der Iselregion ein und fokussiert auf das bereits bestehende medizinische Zentrum der Ärztin Cornelia Trojer. Sie spielt derzeit auch eine zentrale Rolle bei der Koordination der notärztlichen und allgemeinmedizinischen Notfallversorgung im Iseltal. Wie berichtet gibt es auch in diesem Bereich Turbulenzen, die laut Trojer noch keineswegs bereinigt seien. Demnächst wird sich die ORF-Sendung „Thema“ dieser Situation widmen. Interessant ist ein weiterer Plan rund um die künftige Vernetzung von ärztlicher Behandlung und Pflege. Es sollen zur Entlastung des Krankenhauses mehr „Schwerpunkt- und Übergangspflegeplätze“ geschaffen werden, zum Teil in Zusammenwirken mit dem Wohn- und Pflegeheim. Andreas Köll denkt deshalb über einen Tunnelbau unter dem Park zwischen BKH und Pflegeheim nach. Derzeit wird allerdings noch auf Hochdruck an der neuen Krankenhausgarage samt Fachhochschule gebaut, ein 20 Millionen-Projekt, das großteils vom Land finanziert wird.
Mittlerweile wächst die neue Tiefgarage des BKH Lienz bereits aus der Erde. Über ihr wird eine FH für die Pflegeausbildung entstehen.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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Big Business statt bewährte medizinische Nahversorgung?

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5 Postings

Osttiroli
vor 5 Jahren

Kleine Anregung, für "mehr Leistung" dass BKH Lienz bräuchte dringend eine Augenabteilung. Wenn man sich zB am Wochende am Auge verletzt, ist man gezwungen nach Zell am See oder Klagenfurt zu fahren. Gerade auf Grund des großen Versorgungsgebiets des BKH Lienz ( ganz Osttirol, Mölltal, Drautal, ...) ist es meiner Meinung nach dringend notwendig, eine rund um die Uhr Versorgung in diesem Bereich zu haben.

 
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    chiller336
    vor 5 Jahren

    klingt ja alles gut und recht - aber was tut man, wenn nicht mal unter der woche ein "normaler" augenarzt eine freie stelle besetzen will?

     
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othmar
vor 5 Jahren

@wolfgangwien: leider haben Sie recht. Das ist typische Politik aus dem Iseltal. sg

 
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chiller336
vor 5 Jahren

die idee mit den primärversorgezentren in den tälern finde ich ausgezeichnet, so können leute mit weniger schweren verletzungen vor ort behandelt werden und müssen nicht lange für "kleinigkeiten" mit dem auto nach lienz fahren - würde nebenbei vor allem die verkehrsbelastung einschränken. und was ich mich auch schon lange frage: warum gibts im krankenhaus lienz raucherräume? in allen öffentlichen gebäuden ist das rauchen untersagt - und in einem krankenhaus zu rauchen soll in ordnung gehen? ich finde das ohnehin einen widerspruch in sich

 
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wolfgangwien
vor 5 Jahren

18 % weniger Betten = bessere Versorgung!! - und: Pläne, Pläne, Pläne.... eine (gefährliche) Lachnummer!!!

 
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