1800 Jahre altes Römergrab in Matrei entdeckt
Nahe St. Nikolaus wurden ein Grabbau und frühmittelalterliche Kirchen freigelegt.
Die St. Nikolauskirche im Weiler Ganz oberhalb von Matrei ist Osttirols ältester erhaltener Kirchenbau, einmalig mit ihrer Doppelchoranlage und romanischen Fresken aus dem 12. Jahrhundert. Umso bemerkenswerter ist, dass Archäologen der Universität Innsbruck bereits Mitte der neunziger Jahre die Reste einer Vorgängerkirche aus dem neunten und zehnten Jahrhundert sowie ein zugehöriges Gräberfeld freilegten. Schon damals gab es Hinweise auf eine Nutzung des Platzes in römischer Zeit. 2007-2008 wurde ein dritter Kirchenbau entdeckt, dann ruhten die Grabungsarbeiten.
Nach elf Jahren wurden sie heuer wieder aufgenommen und zwar im Rahmen einer Lehrgrabung der Universität, die jungen Studierenden die Möglichkeit bot, archäologische Grabungspraxis zu sammeln. Den Forschern unter der Leitung von Florian Müller ging es darum, die fehlenden Mauerstücke des Langhauses der beiden Kirchen auszugraben. Und tatsächlich wurden diese Mauern und die Reste des noch original erhaltenen Estrichfußbodens der Kirchen bereits wenige Zentimeter unterhalb der schmalen an der St. Nikolauskirche vorbeiführenden Schotterstraße entdeckt.
Doch dann passierte, wovon Archäologen träumen. Völlig überraschend kamen in tieferen Schichten unterhalb der Kirchen massive Fundamentmauern zum Vorschein, die von einem rechteckigen römischen Grabbau stammen. Bereits bei älteren Grabungen wurde in diesem Bereich eine Urnenbestattung aus dem 2. Jahrhundert nach Christus freigelegt. „Trotz der reichen Funde aus römischer Zeit handelt es sich dabei um den bislang einzigen bekannten römischen Grabbau in Osttirol“, berichtet Müller. Es dürfte wohl auch kein Zufall sein, dass die Fundamente der beiden frühmittelalterlichen Kirchen das Areal des römischen Begräbnisplatzes überdeckten.
Den über 1.800 Jahre andauernden Zeitraum der Nutzung des Platzes der St. Nikolauskirche seit der römischen Epoche belegen aber neben zahlreichen Keramik- und Glasscherben, Eisennägeln, einer bronzenen Gürtelschnalle und vier Münzen aus dem Mittelalter auch Fragmente römischer Amphoren sowie Reste einer bronzenen Gewandnadel. Der Osttiroler Raum war im 6. Jahrhundert nach Christus bereits christianisiert. Ausgehend vom spätantiken Bischofssitz Aguntum erfolgte die christliche Organisation, die durch archäologisch erschlossene Kirchenbauten in Lavant-Kirchbichl, St. Andrä, Patriasdorf und Oberlienz bezeugt ist, während für die nördlichen Seitentäler in dieser Hinsicht bislang noch kein Nachweis gelang.
2 Postings
Naturbursch, du liegst falsch
„Trotz der reichen Funde aus römischer Zeit handelt es sich dabei um den bislang einzigen bekannten römischen Grabbau in Osttirol“, berichtet Müller. Liege ich falsch, oder gibt es bei Agutum nicht auch überreste einer spätrömischen bzw. frühchristlichen Kirche und gibt es dort neben der Straße nicht auch ein Grab, das von der Straße an deren Seite verlegt wurde?
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