Hildegart Printer ist ab sofort im Dolomitenstadt-Kunstshop vertreten. Die 1970 geborene und in Nußdorf-Debant lebende Künstlerin ist ein Erzähltalent. Den Stoff liefern ihr alte und neue Märchen, Romanzen und Seifenopern – oder die Weihnachtsgeschichte, die sie in den letzten zehn Jahren in der Kirche, bei Weihnachtsfeiern und sogar schon im Fernsehen in verschiedensten Variationen berichtet hat. In der jüngsten Version hat der Papst – „Franzissikus“, wenn das Temperament mit ihr einmal durchgeht – zuerst den Vatikan von oben bis unten zu säubern, bevor er im Tschitti Tschitti Bäng Bäng Bäng zum Krippenspiel nach Assisi fliegt. „Und der Applaus?“ Minutenlanger Beifall am Schluss jedes Auftritts beweist, dass ein schlichtes „Danke, das war’s“ es auch getan hätte. Die Künstlerin weiß das. Sie liebt nicht nur das Publikum, sie ist auch ein Publikumsliebling.
Populär sind Pranters Führungen durch die Ausstellungen in der Kunstwerkstatt Lienz, mit manchmal skurrilen Deutungen ihrer eigenen Werke und jener ihrer Künstlerkollegen – auch und vor allem, wenn deren Kunstwollen sich in einer ihr völlig fremden Manier ausdrückt. Wenn es jedoch stimmt, dass Kunstwerke immer adressiert sind, warum dann nicht auch an sie?
In ihrem Heimatdorf kennt man Hildegard Pranter als gemächliche Spaziergängerin, die so gut wie nichts aus der Ruhe bringt oder von der Geradlinigkeit ihres Weges abweichen lässt. Bekannt ist sie dort aber auch durch die mehrfache Teilnahme an den Nußdorf-Debanter Kulturtagen.
Dass die Malerin aus einem Text ebenso viele Bilder ableitet wie die Erzählerin Texte aus einem Bild, ist das Geheimnis von Pranters Kunst. Sie illustriert aber nicht bloß, sondern berichtet einfach auf erfrischend arglose Weise. So gibt sie Bildern und Texten oft einen bislang unbekannten Sinn. Manche Geschichten erfindet sie auch, indem sie die Lücken in der Erinnerung an den Stoff längst vergangener Kindertage durch originelle Einfälle schließt. Ihre besondere Sympathie gilt den Märchen, in denen Aufrichtigkeit, Unschuld und Liebe mit der Verwandlung des Abstoßenden und Bedrohlichen in einen Prinzen belohnt wird. Solche Metamorphosen wollen sorgfältig erarbeitet sein. Pranter bereitet ihre Kompositionen in zahlreichen Bleistiftskizzen vor, in denen sie beharrlich nach den bildlichen Äquivalenten der erzählerischen Eckpunkte sucht.
Begegnungen und Handlungen zwischen Personen werden zu eindringlichen Symbolen verdichtet, die nicht immer ganz leicht zu entschlüsseln sind, aber stets einen bestimmenden Platz im Bildgefüge behaupten: Nichts kann hinzugefügt und nichts weggelassen werden. Die nachhaltige Wirkung der Kompositionen geht von einer Anmutung aus, die auf den ersten Blick fesselt. Sie gründet auf der Reihung und Streuung selbstsicher platzierter, einfacher Formen - Quadrate, Dreiecke, Sterne und Kreise - deren Abweichungen von der idealen Geometrie immer damit zu tun hat, dass sie nicht isoliert als Selbstzweck dastehen, sondern im fein abgestimmten Konzert eine Bildaussage vermitteln. Und sie sind Träger von geheimnisvollen Farbzusammenstellungen, denen die sorgfältig angewandte Technik der Eitempera ihre Leuchtkraft verleiht. Pranger setzt auf klug variierte Komplementärkontraste. Zugeständnisse an die Gegenstandsfarben, das Blau des Himmels, das Grün der Wiesen oder die zarten Fleischtöne und geröteten Wangen ihrer weiblichen Heldinnen, sind da zurückhaltend vorgetragenen Ausnahmen.
Hildegard Pranter lässt sich nicht nur von Texten, sondern auch von Bildern inspirieren und beweist damit auch, dass die so genannte „Art brut“, unter die man ihre Werke schon subsumiert hat, keine Kunst ist, die ihre Voraussetzungen nicht in künstlerischen Vorbildern fände, dass ihre individuelle, unverwechselbare und deutliche Sprache nicht voraussetzungslos aus dem Inneren fließt und sich auch nur im Dialog mit ihrem Publikum ereignet. Und der Applaus? Der ist ihr sicher!
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