Nach dem Sturm: Hohe Borkenkäfergefahr in Osttirol
Ein Frühwarnsystem soll helfen. Einzelne gefallene Bäume sind ideale Brutstätten.
Tirol sei 2018 in Sachen Borkenkäfer im Gegensatz zu anderen Bundesländern oder auch zu Bayern mit einem „hellblauen Auge“ davon gekommen, meldet der zuständige Landesrat und Forstreferent Josef Geisler heute in einer Aussendung, die Gefahr sei aber vor allem wegen der Sturmschäden nicht gebannt. „Mit vereinten Kräften von Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern sowie Forstdienst ist es gelungen, den Borkenkäfer im heurigen Jahr in Schach zu halten. In Tirol werden die Schäden im Wald durch Borkenkäfer im Vergleich zum Vorjahr sogar zurückgehen. Der Sturm Ende Oktober hat uns in unseren Bemühungen aber zurückgeworfen und stellt uns im neuen Jahr gerade in Osttirol vor große Herausforderungen“, resümiert Geisler.
In Osttirols Wäldern wird im kommenden Frühjahr durch die massiven Sturmschäden sehr viel für Borkenkäfer anfälliges Holz zur Verfügung stehen. Von vielen einzeln geworfenen Bäumen, die über die Waldflächen verteilt sind, geht dabei eine höhere Borkenkäfergefahr aus, als von großen zusammenhängenden Schadholzflächen. „Deshalb ist es sehr wichtig, auch die vielen einzelnen Windwürfe bis zum Sommer aufzuarbeiten“, betont Geisler. Das Land Tirol biete finanzielle Unterstützung an. Einzelwürfe können über die Zeit fast unbemerkt zu weitreichendem Befall von gesunden Bäumen und damit zu großen Mengen an zusätzlichem Borkenkäfer-Schadholz führen.
131.000 Kubikmeter Schadholz, das sind zehn Prozent der gesamten Holznutzungsmenge, und einen wirtschaftlichen Schaden von 4,5 Millionen Euro hat der Borkenkäfer 2017 in Tirol verursacht. Für heuer rechnet man in der Landesforstdirektion mit knapp einem Fünftel weniger Borkenkäfer-Schadholz. „Und das obwohl die Bedingungen für den Borkenkäfer ideal waren“, wie Christian Schwaninger von der Abteilung Waldschutz weiß. In weiten Teilen Österreichs sei die Situation um vieles dramatischer. Allein in Oberösterreich geht man für 2018 von einer Million Kubikmeter Schadholz aus, das Dreifache des vergangenen Jahres. In Summe rechnet man in Österreich mit vier Millionen Kubikmeter Borkenkäferholz.
Hohe Temperaturen und wenig Niederschlag schwächen die Abwehrkräfte der Bäume und begünstigen die Ausbreitung des Käfers. In Tirol waren im nun endenden Jahr 1.000 Pheromonfallen im Einsatz, aufgestellt und betreut von Waldaufsehern. Außerdem wurden 4.000 Fangbäume ausgelegt, die nach der Besiedelung durch die Käfer aus dem Wald abtransportiert wurden.
Bei der Bekämpfung des Borkenkäfers konnten die Forstbehörden heuer erstmals auch auf eine Art Frühwarnsystem zurückgreifen. Ein Programm der Universität für Bodenkultur in Wien wird im Auftrag des Landes Tirol mit Daten der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) gefüttert. Das Ergebnis sind Karten, die den aktuellen Entwicklungszustand der Borkenkäferbruten in allen Waldgebieten des Landes zeigen. In einem nächsten Schritt sollen auf Basis von eingespeisten Wetterdaten auch Prognosen über die Käferentwicklung möglich sein. „Dieses System hilft uns bei der Planung und Durchführung von Maßnahmen“, erläutert Schwaninger.
Trotz der umfangreichen und auch erfolgreichen Bekämpfungsmaßnahmen ist die Gefahr in Tirol nicht gebannt. In tiefen Lagen konnten sich heuer drei fertige Generationen des gefährlichsten aller Borkenkäfer, dem „Buchdrucker“, entwickeln. Diese haben sich zum Überwintern aus den Bäumen in den Boden zurückgezogen. Die Waldeigentümer müssen also auch im kommenden Jahr auf der Hut sein. Der so genannte Buchdrucker zählt wegen seiner überaus hohen Fruchtbarkeit und seinem kurzen Generationszyklus zu den gefährlichsten Baumschädlingen. Aus einem einzigen Käferbaum können bis zu 50.000 Jungkäfer ausfliegen. Diese wiederum können 20 gesunde Bäume zum Absterben bringen.
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