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TVBO-Wahl: Heinz Schultz holt Andreas Köll ins Boot

Vom Prozessgegner zum Zugpferd. Der Multifunktionär steigt wieder in den Ring.

Totgesagte leben bekanntlich länger und tauchen nicht selten an überraschenden Orten wieder auf. Liftkaiser Heinz Schultz setzte bei der TVBO-Wahl vor einem Jahr im Dezember 2017 unvermutet seinen Sohn Maximilian als Geschäftsführer der Matreier Goldried-Bergbahnen auf seine Kandidatenliste in der Stimmgruppe 1. Das Mandat der Bergbahn hatte bis dahin jahrzehntelang der Matreier Bürgermeister Andreas Köll gehalten, er ist Co-Geschäftsführer des Unternehmens und war auf diesem Ticket auch lange TVBO-Vorstand an der Seite von Franz Theurl. Vor einem Jahr ging es Köll dann wie beim beliebten Spiel „Reise nach Jerusalem“. Als der Gong ertönte und alle ihre Plätze einnahmen, stand er plötzlich ohne Sessel da. Doch diese bittere Stunde motivierte den Iseltaler Machtpolitiker zum Infight gegen den eigenen Arbeitgeber Schultz und hatte sogar ein gerichtliches Nachspiel, das Köll zwar nicht gewann, das aber indirekt mitverantwortlich für die Neuaustragung der TVBO-Wahl wurde. In einem Monat, am 29. Jänner 2019, werden die Karten noch einmal neu gemischt und diesmal ist Köll nicht nur wieder im Talon, er hat auch recht gute Chancen, in den künftigen Aufsichtsrat einzuziehen und neuerlich nach den Schalthebeln einer der größten Geldverteilungsmaschinen des Bezirks zu greifen.
Jahrzehntelang marschierten sie Seite an Seite, doch diesmal sind sie Gegner: Franz Theurl (links) und Andreas Köll. Foto: Expa/Groder
Nicht ohne Ironie ist die Tatsache, dass Köll 2017 auf der Liste von Franz Theurl kandidiert hätte, wenn ihm sein Arbeitgeber Schultz dafür ein Mandat überlassen hätte. Nun hat der Matreier Multifunktionär sein Mandat wieder, aber kein Leiberl mehr auf den Listen seines jahrzehntelangen TVBO-Weggefährten Theurl. So ist Köll nun ausgerechnet im ehemals „gegnerischen“ Lager, auf der Liste von Heinz Schultz gelandet. Der Liftkaiser rechtfertigt die Aufnahme von Köll mit dem Argument, dass ansonsten eine neuerliche Wahlanfechtung zu befürchten sei, profitiert aber schon im Vorfeld und wohl auch nach der Stimmenauszählung vom weit verzweigten Beziehungsgeflecht des Matreier Machtpokerers. Wie aus dem Nichts zauberte Köll auch für die Stimmgruppen 2 und 3 veritable Mitspieler aus dem Hut. Neben dem Team Osttirol, das ohnehin offen mit der Schultz-Gruppe koaliert, gelten auch zwei Gastronomielisten, angeführt von den Haubenwirten Hanspeter Sander (Stimmgruppe 2) und Ernst Moser (Stimmgruppe 3) als potenzielle Unterstützer Kölls bei der finalen Schlacht um Posten. Wahlarithmetik ist die Spezialdisziplin des Matreier Bürgermeisters und so zeichnet sich im TVBO tatsächlich ein kompletter Machtwechsel ab, etwa bei folgendem Szenario: Nummer 1 auf der Schultz-Liste ist Heinz Schultz selbst, gefolgt von Peter Wibmer (Geschäftsführer Hamacher Privathotels), Maximilian Schultz (Geschäftsführer Bergbahnen Kals) und Andreas Köll (Geschäftsführer Matreier Goldried Bergbahnen). Gewinnt die Liste wie schon 2017 zumindest zwei Sitze in der Stimmgruppe 1 und holen die assoziierten Listen in der Zweier- und Dreier-Stimmgruppe weitere vier Mandate, was wahrscheinlich ist, dann sind wie beim ersten Wahlgang die beiden Bürgermeister im 14-köpfigen Aufsichtsrat – Matthias Scherer und Anton Steiner – das Zünglein an der Waage. Sie werden, davon gehen alle Kenner der Osttiroler Politik aus, niemals gegen Köll stimmen. So könnten alle drei Vorstandsposten vom Theurl-Machtblock plötzlich zu Schultz & Co. wandern. Andreas Köll würde in diesem Fall auch als Vierter auf der Liste noch in den Aufsichtsrat einziehen und dann wohl dessen Vorsitz übernehmen.
Diese drei Herren sitzen bereits im TVBO-Aufsichtsrat. Zumindest zwei von ihnen könnten demnächst in den Vorstand einziehen. Von links: Peter Wibmer, Heinz Schultz und Martin Gratz. Foto: Expa/Groder
Was Franz Theurl, gefühlt seit Menschengedenken der Obmann des TVB Osttirol, seiner bevorstehenden Entmachtung entgegenzusetzen hat, wird sich bei einem für Freitag, 28. Dezember, angekündigten Pressetermin zeigen. Auch Theurl ist ein Taktiker von Format, der in diesem Fall aber schon sehr gute Karten braucht, um die 2017 eroberte Position halbwegs zu verteidigen. „Amtsbonus“ hat der Langzeit-Vorstand eher keinen, weil der Ruf nach einem Wechsel seit dem Vorjahr noch lauter geworden ist. Zudem schleppt Theurl eine weitere Hypothek mit: Viele seiner eigenen Weggefährten – etwa bisherige TVBO-Aufsichtsräte wie Hansjörg Mattersberger und Karl Poppeller — fühlen sich dem Matreier Bürgermeister ebenfalls verpflichtet. Und so kann man jenseits aller Spekulationen eines mit Gewissheit sagen: Noch nie war das Rennen um Macht und Einfluss im Osttiroler Tourismus so offen, wie beim kommenden Urnengang am 29. Jänner.    
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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Team Osttirol veröffentlicht Listen für TVBO-Wahl

15 Postings

Lienz4ever
vor 6 Jahren

Sehr interessante Konstellation! Jetzt ist alles möglich und vieles denkbar... Ein Risiko mit vielen (positiven) Möglichkeiten. Also mir gefällts!

 
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keinexperte
vor 6 Jahren

Jetzt kann sich der Franz seinen Lebenstraum, über den Atlantik zu segeln, früher als erwartet erfüllen.

 
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lokal
vor 6 Jahren

beim thema macht und geld geht jegliche moral flöten...... einen richtungswechsel hat schon friedolin mit der leeren tasche vor 600 jahren angekündigt......

 
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EsReichtJetztEndgueltig
vor 6 Jahren

einzig logischer Schachzug. gratuliere. Chance für Abwahl System Theurl über 50 %. Über die Vergangenheit kann man streiten. der Status quo spricht Bände. Time for change. Unterschätzt den Franz aber nicht. Heinz willkommen in Lienz. Die Zeit des Um- und Aufbruchs ist gekommen The storm is coming....

 
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Markus aus den Hohen Tauern
vor 6 Jahren

Ein herrlicher Kommentar dacapo!!! Mehr Lockerheit und ein bisschen Optimismus für die Zukunft und Humor haben in dieser Angelegenheit schon lange gefehlt. Ich springe da auf und jeder ist eingeladen, das auch zu tun. Weg von Jammern, gegenseitigem Niedermachen und Selbstlob. So kann etwas Positives entstehen.

 
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dacapo
vor 6 Jahren

Alles wird gut. Der Liftkaiser kümmert sich um die Millionen, der Matreier Bürgermeister kümmert sich um die Finanzen, Moser kocht mit seiner Partnerin ein Süppchen, Gratz macht die Marschmusik und sorgt für neue Ideen und Transparenz.

 
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alpenelvis76
vor 6 Jahren

Hat man in Osttirol Angst vor Veränderung.Nur mit jammern ist es nicht getan. Und die Bergbahnen werden nicht mehr ewig vom TV auch nicht mehr ewig finanziert werden können. Da freue ich mich lieber über neue Ideen

 
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    komisch
    vor 6 Jahren

    Ja hoffentlich ist am 29. Jänner endlich einmal der STart für Veränderung. Komisch ist auch wie lange schon ganz Osttirol die defizitären LBB stützt. In den Tälern und Orten fehlen Gelder für Investitionen. Der TVBO hat ja 50,31% der LBB und somit bezahlt -wohl gemerkt ganz OSTTIROL auch die Obertilliacher oder PRÄGRATNER die Abgänge der LBB mit. Wachet auf!

     
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Kilian1990
vor 6 Jahren

Tja. Nun wirds Heinz Schultz endlich geschafft haben: Ein Osttiroler Tourismusobmann, der ihm aus der Hand frisst. Ein Investor aus dem Zillertal. Die Osttiroler überlassen ihm alles. Sehr gscheit. Und Obmann ist dann ein selbstverliebter Kalser Musikschullehrer, der außer große Sprüche klopfen nix bewirken kann. Na Servas. Aber selber schuld, die dummen Osttiroler. Brauch eh nur einer sagen, es sind alle schlecht, die derzeit am Ruder sind und ich mache alles besser, und sie laufen ihm nach wie die Lemminge.

 
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osttirol20
vor 6 Jahren

Gratuliere all jenen, die Osttirol nun endgültig an Schultz zu verscherbeln beabsichtigen. Für alle, die es immer noch nicht begreifen, mit Gratz als Obmann und Handlanger des auswertigen Liftkaisers, hat dieser, im Fall eines zu befürchtenden Wahlsieges dieser machtgierigen Vereinigung, nun auch noch die inoffizielle Herrschaft über die Lienzer Bergbahnen, die dem TVBO zu 50,31% gehören. Diese Wahl wird zu einem unüberlegten Ausverkauf unserer Region.

 
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    chiller336
    vor 6 Jahren

    ja gsd hat mal jemand die herrschaft über den hochstein, der auch über die notwendigen finanziellen mittel verfügt, unseren hausberg am leben zu erhalten - und dass sies kann, beweist die familie schultz am laufenden band

     
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    komisch
    vor 6 Jahren

    Na Komisch! Dann heißt es wohl auch dass die Defizite der LBB mit 50,31% der TVBO bezahlen muss. Also Gelder verwendet werden die sicher irgendwo anders dringend gebraucht werden und dass natürlich somit ganz Osttirol die defizitären LBB stützt die Abgänbge automatisch übernehmen muss und dafür nicht einmal Anträge auf Förderung und Unterstützung gestellt werden müssen. Investitionen, wie der Speicherteich am Zettersfeld, mit etlichen Millionen auch den TVBO extrem belastet haben. Wenn ich mich recht erinnere wurde vor 30 Jahren der Thurntaler Lift eröffnet und die Verbindung zu Sextner Bergbahnen ist im entstehen. Was meinst du mit Ausverkauf der Region??? Komisch diese und so einige Einstellungen die alles beim Alten belassen wollen!

     
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bergfex
vor 6 Jahren

So läuft der Hase. MACHT & EINFLUSS ist es , nicht das gemeinsame Arbeiten FÜR die Bevölkerung.

 
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Kurgan
vor 6 Jahren

Und einmal mehr zeigt sich, dass es beim TVB Osttirol nicht um den Tourismus geht, sondern um eine Spielwiese der Macht von ein paar Typen, die seit mehr als 20 Jahren die Geschicke Osttirols mitbestimmen. Und mit welchem Erfolg?

Bitte geht endlich!

 
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42na95
vor 6 Jahren

Lasst die Spiele beginnen !!!

 
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