Tiroler Forscher züchten Gehirnstammzellen aus Blut
Hoffnung bei Erkrankungen des Nervensystems, wie Alzheimer oder Multiple Sklerose.
Forschern der Universität Innsbruck ist es erstmals gelungen, aus menschlichen Blutzellen Gehirnstammzellen zu züchten. Damit soll es nun wesentlich leichter werden, von Patienten Stammzellen zu erhalten. Die Wissenschafter hoffen außerdem, Erkrankungen des Nervensystems, wie Alzheimer oder Multiple Sklerose, dadurch besser verstehen und künftig sogar heilen zu können.
Ein Team aus Forschern der Universität Innsbruck um Frank Edenhofer vom Institut für Molekularbiologie und des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg hat menschliche Blutzellen durch Expression von vier Transkriptionsfaktoren in neurale Stammzellen reprogrammiert, teilte die Uni Innsbruck am Donnerstag mit. Die reprogrammierten Stammzellen können sich unbegrenzt vermehren und in Zellen sowohl des zentralen als auch des peripheren Nervensystems ausreifen.
Dem Innsbrucker Forscherteam war es bereits vor kurzem gelungen, Hautzellen in Gehirnstammzellen umzuwandeln, die nun entdeckte Verwendung von Blutzellen soll die Anwendung wesentlich erleichtern. Denn Blutzellen können im Gegensatz zu Hautzellen sehr einfach vom Patienten gewonnen werden, hieß es.
Stammzellen können praktisch jede andere Zelle des Körpers bilden. Sie sind damit Hoffnungsträger für eine ganze Reihe an Therapien für bisher nicht heilbare Krankheiten. "Aus Stammzellen gezüchtete Zellen können mitunter fehlerhafte oder kranke Zellen ersetzen und so zur Heilung von Krankheiten beitragen", erklärte Edenhofer.
"Neurodegenerative Krankheiten wie Parkinson und Alzheimer oder auch chronisch-entzündliche Erkrankungen des Nervensystems wie Multiple Sklerose sind heute mit gängigen Mitteln nicht heilbar, die Medizin kann sie höchstens lindern", so Edenhofer. Mit einer Behandlung mit im Labor erzeugten Stammzellen direkt am Gehirn könne ein Fortschreiten von Parkinson möglicherweise aufgehalten werden. "Daran forschen wir intensiv", fügte der Wissenschafter hinzu. Die neue Entdeckung wurde in der Zeitschrift "Cell Stem Cell" veröffentlicht.
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