Rotes Kreuz Osttirol: Erweiterungsbau eröffnet
Neues Haus, neue Einrichtung – Architekt Valtiner: "Dieses Gebäude hat mich gefordert."
Am 24. November lud das Rote Kreuz zahlreiche Gäste in seinen Neubau, der an diesem Tag offiziell eröffnet wurde. Unter den Besuchern befanden sich Vertreter der Bundes-, Landes und der Gemeindepolitik, darunter NR-Abg. Gerald Hauser (FPÖ) und Landtagsabgeordneter Martin Mayerl (VP), der den verhinderten Landeshauptmann Günther Platter entschuldigte. Auch die Lienzer Bezirkshauptfrau Olga Reisner – die eine Auszeichnung erhielt – rund 20 Bürgermeister aus Osttiroler Gemeinden sowie der TVBO-Obmann Franz Theurl und der Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes, Werner Kerschbaum, wohnten den Feierlichkeiten bei. Die Stadt Lienz war durch Vizebürgermeister Kurt Steiner vertreten.
Der neu errichtete Erweiterungsbau beherbergt ab sofort die Soziale Servicestelle Osttirol, den neuen Rotkreuz-Soforthilfe-Shop sowie zehn Appartements im Rahmen des Programms „Betreubares Wohnen“. Zusätzlich verfügt der Bau über zwölf Tiefgaragenstellplätze und umfasst insgesamt eine Fläche von 1.585 Quadratmetern.
Rotkreuz-Bezirksstellenleiter Egon Kleinlercher entführte die Gäste in seiner Rede kurz in den Winter 2013/14, der unter anderem ausschlaggebend für die Errichtung des Erweiterungsbaus war: „Wir hatten das Grundstück ja bereits 2004 von der Familie Unterassinger übernommen und es zwischenzeitlich auch genutzt. Der Winter 2013/14 überraschte jedoch mit enormen Schneemassen, weshalb das Gebäude fortan einsturzbedroht war“, erklärte Kleinlercher.
Aufgrund dessen habe Handlungsbedarf bestanden und so wurden die nötigen Beschlüsse gefasst, die Planungsgespräche mit dem Architekten Martin Valtiner geführt und im August 2017 schließlich das alte Gebäude abgerissen. „Ich bin nicht zufrieden, ich bin sehr zufrieden“, gab sich Kleinlercher stolz über die geleistete Arbeit aller Beteiligten und fügte an: „Wir hatten insgesamt 56 Baubesprechungen, da es eine äußerst knifflige Baustelle war. Gegenüber befindet sich ein Kindergarten, vor dem Gebäude führt die Straße zum und vom Krankenhaus vorbei – es war keine einfache Situation und deswegen freut es uns umso mehr, dass es während der Bauphase zu keinen ernsthaften Zwischenfällen gekommen ist.“
Dem schloss sich auch Architekt Martin Valtiner an, der zugab: „Das Gebäude hat mich gefordert. Ich war mir anfangs nicht sicher, ob man es auf dem zur Verfügung stehenden Grund errichten kann.“ Mit einer „Schuhlöffeltaktik“ sei dies dann aber doch gelungen. Knapp über 30 ausführende Firmen – bis auf zwei Ausnahmen handelte es sich ausschließlich um Osttiroler Unternehmen – trugen ihren Teil zu einem gelungenen Bauwerk bei. Valtiner betonte zudem wie wichtig es sei, dass Architekten die Kostenvorgabe einhalten. Dies sei auch gelungen, die eingeplanten Kosten von 3,2 Millionen Euro wurden nicht überschritten.
Das Rote Kreuz konnte dabei auf 1,8 Millionen Euro Eigenmittel zurückgreifen, wie der stellvertretende Bezirkstellenleiter Hansjörg Mattersberger erklärte. „Dies war nur durch harte Arbeit und sinnvolles Sparen möglich“, so Mattersberger. Die restlichen 1,4 Millionen Euro werden durch Fremdmittel finanziert.
Neben dem Rettungs- und Krankentransport zählen auch die Gesundheits- und Sozialdienste zu den Hauptaufgaben des Roten Kreuzes. Laut Kleinlercher werden letztere immer stärker beansprucht und sollen dank diverser Einrichtungen im Neubau noch ausgebaut werden. In der Sozialen Servicestelle sollen sich unter anderem Menschen, deren Leben sich durch Schicksalsschläge zum Negativen verändert hat, aber auch jene, die unter psychischen Belastungen leiden, professionelle Hilfe holen können. „Wichtig ist hierbei auch eine gute Vernetzung mit anderen sozialen Einrichtungen“, so Kleinlercher.
Das „Betreubare Wohnen“ wird künftig in zehn neuen Appartements zwölf OsttirolerInnen ein Zuhause bieten. Ihnen wird rund um die Uhr ein Ansprechpartner zur Verfügung stehen, aber auch die Selbstbestimmung soll nicht zu kurz kommen, wie Bezirksgeschäftsführer Andreas Stotter erklärte. Zwei dieser Wohnungen seien rollstuhlfähig und verfügen laut Stotter über Küchengeräte und Einrichtungsgegenstände, die dank elektrischer Hilfen absenkbar seien. Für die Gestaltung der Räumlichkeiten im neuen Erweiterungsbau zeichnete die Innenarchitektin Sylvia Schneider verantwortlich.
Aus einer Idee des Leiters der Sozialen Servicestelle Osttirol – Alfons Klaunzer – entstand der Soforthilfe-Shop, über dessen Name man sich noch einig werden müsse, wie Klaunzer schmunzelnd anmerkte. Wird beispielsweise eine Familie durch ein schweres Unglück auseinandergerissen oder stürzen Betroffene durch Schicksalsschläge in finanzielle Probleme, dann hat auch bisher die Soziale Servicestelle finanzielle Hilfe geleistet. „Doch auch unsere Mittel sind beschränkt“, stellte Klaunzer, der bereits seit 36 Jahren für das Rote Kreuz dient, klar. Deshalb sei ihm die Idee gekommen, „Wertvolles zu spenden“. Wer also Kunstwerke und andere Gegenstände von Wert besitze, könne diese künftig für den guten Zweck im neuen Shop spenden. Das sechsköpfige Team um Alfons Klaunzer werde diese dann für einen angemessenen Preis verkaufen und den Ertrag für vom Schicksal getroffene OsttirolerInnen verwenden.
Unterstützung erhielt Klaunzer für diese Idee nicht nur von den zahlreichen Gästen. Mit Jos Pirkner als Mentor gesellt sich ein prominenter Osttiroler zu den Förderern dieses Projekts. Auch Klaunzer selbst werde sein Franz Wimmer-Bild spenden, habe dieses aber am Tag der Eröffnung daheim vergessen.
Gerald Hauser bezeichnete das neue Gebäude als „Zentrum der Herzlichkeit und Menschlichkeit“ und betonte, dass das Staatsgefüge ohne die Ehrenamtlichkeit nicht funktionieren würde. Laut Martin Mayerl sei hier „etwas Großartiges entstanden“. Den Abschluss der Eröffnungszeremonie bildete schließlich die Segnung der neuen Räumlichkeiten durch Dekan Franz Troyer.
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