Der TVB Osttirol präsentiert einen „Iseltrail“
Weitwandern von Lienz zum Gletscher als Outdoor-Marke. Bürgermeister applaudieren.
Worüber andere Regionen in und um Österreich etwa mit dem Lechweg, dem Alpe-Adria-Trail oder dem Bärentrail verfügen, das soll schon bald auch Osttirol bereichern – ein kompaktes, auffälliges und regionales Leitprodukt. Osttirol soll nachhaltiger im Naturtourismus positioniert werden, der TVB Osttirol mit Obmann Franz Theurl wartet deshalb nun mit einem ambitionierten Projekt im Iseltal und der Nationalpark-Region auf: einem Mehrtageswanderweg von Lienz bis zum Gletschertor am Fuße des Großvenedigers.
Unter dem Arbeitstitel „Iseltrail“ wurde in den vergangenen Monaten intensiv an der Umsetzung dieses Wanderangebotes entlang des Gletscherflusses gearbeitet, wie Matthias Schickhofer erklärt. Der Naturfotograf und PR-Berater, der als „Erfinder“ des Bärentrails im Waldviertel gilt, hat sich im Zuge seiner Mitarbeit am Projekt in den vergangenen Monaten an die wilden Orte und versteckten „Perlen“ an der Isel begeben und daraufhin ein Routenkonzept erstellt.
Mit dem Infopoint im „Headquarter“ des Tourismusverbandes als Ausgangspunkt soll der Wanderweg direkt in Lienz starten und dann durch das Iseltal – immer entlang der Fluten des Gletscherflusses – über Matrei und das Virgental bis zum Gletschertor im Nationalpark Hohe Tauern führen.
Das Hauptaugenmerk liege bei diesem Projekt laut Theurl einerseits auf der Nutzung bestehender Wege sowie andererseits auf der möglichst naturschonenden Erschließung versteckter Naturjuwele. So soll der Weg die Wanderer an besondere Schauplätze, wie die „Virgener Wildnis“, die Große Iselschlucht bei Bobojach oder die Gloschlucht führen. „Die eingriffsarme Erschließung dieser Naturperlen ist wichtig, um deren Magie zu erhalten“, betont Schickhofer auch in Anbetracht der strengen Auflagen im Nationalpark-Gebiet.
Der Iseltrail werde Genusswanderern, Naturliebhabern und Wildnisfans ein einzigartiges Erlebnis bieten und dem Trend des mehrtägigen Wanderns folgen. Die Möglichkeit, sich für ein „Waldbad“ auf Holzbänken niederzulassen sowie für therapeutische Nutzung der Gischt – dem Gemisch aus Wasser und Luft, das bei Wasserfällen entsteht – soll zudem die Zielgruppe des Projekts erweitern.
Auch dem immer öfter auftretendem Phänomen der „Hitzeflüchter“ aus trockenheitsgeplagten Gebieten wie der Adria-Region, soll mit den im Sommer erfrischend kühlen Ufern der Isel eine Lösung geboten werden. Je nach körperlicher Verfassung sollte die rund 80 bis 90 Kilometer lange Route in fünf bis sieben Tagen zu bewältigen sein. Dabei werden knapp 2000 Höhenmeter zurückgelegt, die größten Anstiege müssen auf den letzten Abschnitten Richtung Gletschertor zurückgelegt werden.
Den „Iseltrail“ könne man laut Schickhofer etappenweise mit wechselnden Quartieren oder stationär von einem „Basis“-Quartier aus erwandern. Dank der vorhandenen Campingplätze soll auch das Zeltwandern ermöglicht werden. Sämtliche Shuttles sollen zudem für „Iseltrailer“ kostenlos nutzbar sein.
Dass bei der Präsentation dieses Projekts der Konjunktiv in den Ausführungen der Verantwortlichen noch eine zentrale Rolle spielte, ist der Tatsache geschuldet, dass für die Umsetzung aller geplanten Maßnahmen noch die Einwilligungen der Grundeigentümer eingeholt, sowie Gespräche mit den betroffenen Agrargemeinschaften geführt werden müssen. Franz Theurl ist die umfassende Information der Grundeigentümer ein wichtiges Anliegen: „Man darf keinesfalls vergessen, dass das Projekt ‚Iseltrail‘ ohne die Einwilligung der Grundbesitzer in diesem Ausmaß nicht umsetzbar ist.“
Sollten besagte Gespräche positiv verlaufen, werde man noch während der Wintermonate die Projekteinreichung vornehmen und in weiterer Folge die Stakeholder einbeziehen. Als nächster Schritt soll im Rahmen eines Stufenplans schnellstmöglich an der Umsetzung einer Basis-Variante gearbeitet werden, die dann bereits im kommenden Sommer eröffnet werden soll. „Wer uns kennt und weiß, wie wir in der Vergangenheit an Trails gearbeitet haben, kann sich sicher sein, dass wir das schaffen können“, gibt sich Theurl selbstbewusst. Laut Schickhofer seien größere Baumaßnahmen nicht notwendig, "da wir hauptsächlich bestehende Wege verwenden werden, handelt es sich im Wesentlichen nur noch um die Erschließung der besagten Naturperlen und die adäquate Beschilderung des Trails.“
Ist diese Basis-Variante eingerichtet, soll in den folgenden Jahren sukzessive an der Erweiterung des Trails gearbeitet werden. Aussichtsplattformen könnten errichtet werden und ein Alpinsteig durch die Große Iselschlucht. Bestehende Ausflugsziele, wie etwa die „Gletscherwelten“ in Prägraten, werde man ebenfalls in das Projekt einbinden.
Mit der Errichtung der Iseltrails soll auch ein umfangreiches Infoangebot im Web und vor Ort starten. Zudem soll das Projekt dank Sozialer Medien und einheitlichem Branding als neue Outdoor-Marke gestärkt werden.
Im „Iseltrail“ sieht Franz Theurl großes Potenzial für eine nachhaltige Angebotsentwicklung für Osttirol und dabei vor allem für die Iselregion, die laut dem Obmann schon lange eine touristische Weiterentwicklung in dieser Größenordnung nötig habe.
Diese Ansicht sorgt auch für eine Welle der Euphorie unter den Bürgermeistern der größeren Gemeinden entlang des geplanten Iseltrails. Der Aineter Bürgermeister Karl Poppeller ist gar davon überzeugt, dass der Trail entlang der Isel „Europas schönster Weitwanderweg“ werden wird.
Franz Gollner, Bürgermeister von St. Johann im Walde, spricht auch das in der Vergangenheit stärker gewordene Übernachtungsproblem in seiner Gemeinde an. Dank der mit dem Trail verbundenen Attraktivierung erwartet er sich eine deutliche Verbesserung dieser Situation: „Dann würden wir wieder mehr Herbergen anbieten können.“
Die Kosten für die Errichtung der skizzierten Basis-Variante schätzt Theurl auf 200.000 bis 300.000 Euro und fügt an, man habe dabei „für Eigenmittel bereits Vorsorge im Budget für das kommende Jahr getroffen.“ Die weiteren Kosten in den Folgejahren könnten je nach Ausmaß der Erweiterungen unterschiedlich hoch ausfallen. Theurl betont zudem, dass man erhebliche Förderungen durch das Land Tirol erwarten könne. Der TVBO werde als Projektträger verantwortlich zeichnen.
Erfolgreiche Gespräche mit den Grundbesitzern und einen positiven Bescheid im Landtag vorausgesetzt, gab der Obmann der Osttiroler Touristiker die Marschroute für die kommenden Monate vor: „Der Weg ist hier im wahrsten Sinne des Wortes das Ziel.“
9 Postings
Wir wären ja nicht in Osttirol, wenn nicht gleich schon Miesmacher ihre Kommentare abgäben. Wenn man den Dolomitenstadt-Bericht sinnerfassend liest, bekommt man mit, dass hier schon u.a. durch Herrn Schickhofer monatelange fachkundige Vorarbeiten geleistet wurden. Was kann wirklich dagegen einzuwenden sein, wenn mit dem Iseltrail etwas ins Leben gerufen wird, das mit weitestgehend schon vorhandenen Einrichtungen die Besonderheiten der Iselregion in nachhaltiger Weise Besuchern nahebringt? - Der Aufwand und die Kosten sind gegenüber anderen Tourismusprojekten äußerst gering, der Nutzen dagegen breit gestreut. Auf ein gutes Gelingen!
Wie gehabt. Vor den Wahlen sprudelts bei Herrn Theurl nur so heraus . Hätte eine Frage ? Wann kommen die von Theurl schon seit Jahren angekündigten " Osttirol Portale " an den Bezirksgrenzen. In Nikolsdorf gibt es schon seit langen nur mehr den Betonsockel. Die restlichen sind ebenfalls bereits am verfallen.
„Welle der Euphorie unter den Bürgermeistern der größeren Gemeinden?“ Wo ist die Lienzer Bürgermeisterin, wo der Bürgermeister von Oberlienz, wo die Bürgermeisterin von Kals, wo der Matreier Bürgermeister, wo der Bürgermeister von Virgen? Hat man mit dem Vertreter des Öffentlichen Wassergutes, privaten Grundeigentümern und dem Leiter des Baubezirksamtes Lienz schon gesprochen? Hat man den Natura 2000-Status berücksichtigt und mit der BH Lienz als zuständiger Behörde geredet?
Wie verträgt sich ein intensiv für Fußgänger beworbener Weitwanderweg mit dem bis Matrei bestehenden Iseltal-Radweg und dessen geplanter Fortführung nach Prägraten, St.Jakob und Kals, wo gäbe es Kollisionen?
Wo sind die Roten Zonen des neuen Hochwassergefahrenzonenplanes an der Isel, von Prägraten bis Lienz? ( Der Drautal-Radweg wird z.B. nach dem HQ100- Hochwasser des vergangenen Oktobers nie wieder im selben Verlauf geführt werden können, zumindest dort, wo er zur Gänze zerstört worden ist oder wo die Wildbäche von den Seitengräben herabrauschen ).
Ist das wirklich ein ernstzunehmendes Projekt oder nur wieder eine von so vielen Theurl'schen Nebelgranaten, erstaunlicherweise immmer kurz vor anstehenden Tourismuswahlen? Hat ja in der Vergangenheit als mehrfache Neuauflage einer der berühmtesten Sagen durch die Brüder Grimm ganz gut funktioniert: Wird dem Hauptdarsteller mit der Schalmei der Plan auch dieses Mal aufgehen?
Eine Pressekonferenz über "ungelegte Eier" abzuhalten ist schon sehr dreist. Das dies dann auch noch auf dolomitenstadt.at veröffentlicht wird spricht leider nicht für ein seriöses Medium. Wie "senf" hier schon richtig argumentiert, handelt es sich um ein TVB Wahlzuckerl an die Bürgermeister das Herr Theurl dann wieder nicht halten kann. Abgesehen davon gibt es einen Weitwanderweg der schon umgesetzt wurde. Den Osttirol 360° AUSTRIA SKYLINE Trail. Den sollte Herr Theurl bewerben und nicht über "ungelegte Eier" reden.
Die Idee ist gut, es hängt nun von der Realisiserung ab.
Was mir negativ aufstößt ist, dass nur Leute von der Liste Theurl auf den Foto's sind, deshlb ist zu befürchten, dass es wieder einmal bei der Ankündigung bleiben kann.
Ich fragemich, ob sich Herr Winkler emanzipieren kann und mehr auf Zusammenarbeit setzen wird als FT.
Ja, gute Idee! Allerdings muss man auch sagen, das diese Spaßtruppe auch einen Atomreaktor im Virgental bewerben würde, wenns ein paar Euros dafür gäbe.
Bgm. des Virgentales = Heuchler Zuerst das Wasser in Rohren verlegen wollen für kraftwerke, und jetzt riechen Sie das Geld von der anderen Seite. Verdienen eigentlich keine Förderungen
Die Idee gefällt mir.
spitzeFeder@, mir auch, auch wenn sie nichts neues ist, sondern bereits in der diskussionsphase der isel-unterschutzstellung (natura 2000) zu papier gebracht wurde und zudem im tollen Dokumentarfilm „Die Isel – Puls des Ursprungs“ (2017) den leitfaden bildet.
das "bollwerk" das hier die projektpräsentation vorgenommen hat, wird wohl zur realisierung am wenigsten beitragen, sondern eher ein wahlzuckerl vorbereiten, denn mir fehlt die konkrete nennung und vorstellung eines projektverantwortlichen im tvb, der letztendlich die detailfragen und hauptarbeit für die umsetzung und vermarktung meistert. andernfalls wird - erfahrungsgemäß - das ganze wieder als wasserperle im sand verlaufen.
dedtail am rande: die kosten werden mit zwei bis dreihunderttausen eure beziffert. eine interessante schätzung, und: "man habe dabei für Eigenmittel bereits Vorsorge im Budget für das kommende Jahr getroffen.“ nona!
das projektmanagement für den "schönsten Weitwanderweg Europas" soll und muss mehr sein, als nur ankündigungspolitik von nichtbeteiligten im "Radeldorado Osttirol" und das ist der tvb seinen mitgliedern ja schließlich schuldig, finde ich und wünsche gutes gelingen!
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