"Was wächst denn da?" – Diese Frage stellten sich einige Schülerinnen und Schüler der Klassen 6b/7bc im Gartenprojekt „Homegrown“ des Lienzer Gymnasiums in den vergangenen Monaten häufig. Es ist eine Frage, die auch pflanzenkundige Menschen bewegt, weil sie überlebenswichtig sein kann.
Waltraud Holzer aus Assling ist eine Expertin der heimischen Pflanzenwelt, kennt jedes Kraut in ihrem Garten und stellt köstliches Kräutersalz her. Die Schülerinnen und Schüler schauten ihr dabei über die Schulter und erfuhren: „Das Wichtigste ist, dass ihr die Kräuter sicher erkennt, bevor ihr sie verarbeitet und esst!“. Gerade die Unkräuter in unseren Gärten sind oft weder mit Namen noch mit ihrer Nutzungsmöglichkeit bekannt. Dabei sind wahre Schätze darunter, die nur darauf warten, entdeckt zu werden. Gundelrebe, Franzosenkraut & Co. lassen sich beispielsweise wunderbar zu Kräutersalz verarbeiten. Nützlich, gesund und geschmacklich einzigartig!
Wenn Pflanzen für die weitere Nutzung als Lebensmittel oder für Heilzwecke gesammelt werden, müssen sie also sicher und zweifelsfrei identifiziert werden. Eine Verwechslung mit giftigen Doppelgängern oder eine falsche Dosierung – und schon kann die Verarbeitung gefährlich werden! Was aber, wenn man sich trotz Bestimmungsbuch nicht ganz sicher ist, um welche Pflanze es sich handelt? Unsere ErmittlerInnen im „Tatort Garten“ wissen mittlerweile, was zu tun ist: Besser vor dem Essen pressen!
Fachgerechtes Pressen von Pflanzen – das sogenannte „Herbarisieren“ – ist die beste Methode bei der Suche nach ihrer Herkunft und Identität. Gepresste Herbarbelege können von Expertinnen und Experten (Kräuterpädagogen, Apothekern, Botanikern) oftmals problemlos bestimmt werden. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass sie sorgfältig getrocknet und gepresst werden. Wenn möglich sollte die gesamte Pflanze – Wurzel, Blüten, Früchte – gesammelt werden. Diese wird dann sorgfältig gesäubert und unmittelbar nach dem Abschneiden oder Ausgraben gepresst. So bleibt das Aussehen der Pflanze gut erhalten.
Herbarien sind Sammlungen von sorgfältig gepressten, getrockneten Pflanzen und werden auch von erfahrenen WissenschaftlerInnen angelegt, um Funde von Pflanzen exakt bestimmen zu können. Für wissenschaftliche Aufsätze und dort genannte Pflanzenarten sind diese gepressten Pflanzen unverzichtbare Referenzbelege, die in registrierten Herbarien hinterlegt werden müssen – ähnlich der sorgfältigen Sammlung und Aufbewahrung von Beweismitteln bei Tatortermittlungen.
Wenn an der korrekten Bestimmung der genannten Pflanzenarten in Fachkreisen Zweifel aufkommen, greifen Expertinnen und Experten auf diese Referenzbelege zu und können die Bestimmung auch noch Jahre nach dem Sammeln überprüfen. Referenzbelege von neu gefundenen und an einem Standort das erste Mal beschriebenen Arten sind von unschätzbarem Wert und werden gut gesichert aufbewahrt.
Tatort Garten ist eine neue Serie von dolomitenstadt.at in Zusammenarbeit mit der 7bc-Klasse des Gymnasiums Lienz und einem Team von ExpertInnen der Schule und der Universität für Bodenkultur.
Unkraut: Vor dem Essen besser pressen?
Das Herbarisieren hilft Schülern des Lienzer Gymnasiums bei der Bestimmung von Pflanzen.
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