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Tirol gedenkt der Opfer des Novemberpogroms

Reise nach Israel und Festakt in Innsbruck. Platter: „Tirol steht zu seiner Verantwortung.“

Um prägende Eindrücke reicher kehrte die Tiroler Delegation unter Landeshauptmann Günther Platter am Freitag aus Israel zurück. Ziel der „Gedenk- und Studienreise“ sei es, der gemeinsamen Vergangenheit zu gedenken, geschehenes Unrecht zu mahnen, aber auch bestehende Freundschaften zu festigen und voneinander zu lernen. „Das jüdische Volk und Tirol verbindet eine lange Geschichte. Über weite Episoden war diese durch Repressionen und auch Gewalt geprägt. Diese Reise war ein klares Zeichen dafür, dass das Land Tirol zu seiner Verantwortung steht“, betonte Platter nach der Rückkehr. „Die Gespräche und Besuche in Israel waren emotional und beeindruckend zugleich. Nicht nur die Erzählungen der Holocaustüberlebenden, auch die Besuche der historisch geprägten Orte haben uns einmal mehr die wesentliche Bedeutung vor Augen geführt, dass solches Unrecht nie wieder geschehen darf. Umso mehr begrüße ich es, dass Israel und Tirol mittlerweile eine enge Freundschaft verbindet, die durch gegenseitige Besuche weiter gefestigt wird.“
Die Tiroler Delegation beim Gedenkbesuch in Israel.
Zu Beginn der Reise trafen Platter, Landtagspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann, die Landesrätinnen Ingrid Felipe und Beate Palfrader und Günter Lieder, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, auf die beiden Holocaustüberlebenden Abraham Gafni und Judith Smetana, die nach den gewalttätigen Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung bei den Novemberpogromen aus Innsbruck geflüchtet waren. In berührenden Gesprächen schilderten sie die Geschichte ihrer Flucht und des Neuanfangs in der Fremde. Bis heute sind sie durch in Tirol lebende Freunde mit ihrer ehemaligen Heimat verbunden.
Gespräch mit Abraham Gafni und Judith Smetana. Sie flüchteten aus Innsbruck und überlebten den Holocaust.
Die Delegation besichtigte das Peres-Center for Peace and Innovation in Jaffa, traf in der Knesset mit dem israelischen Kanzleramtsminister Michael Oren zusammen und besuchte gemeinsam mit dem Tiroler Bischof Hermann Glettler den apostolischen Administrator von Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa. In der anschließenden Führung durch die Jerusalemer Altstadt wurden zentrale Orte der Christenheit, des Judentums und des Islam besucht. Vor der Grabeskirche sprach Bischof Glettler gemeinsam mit dem Superintendenten der Evangelischen Kirche, Olivier Dantine, ein ökumenisches Gebet.
Günther Platter und Hermann Glettler an der Klagemauer in Jerusalem.
Zu einem zentralen Moment der Israelreise wurde der Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Gemeinsam mit Martin Weiss, dem österreichischen Botschafter in Israel, legte Landeshauptmann Platter in der Halle der Erinnerung einen Kranz nieder. Bischof Glettler resümierte: „Insgesamt war diese Reise für mich ein Glücksfall – vor allem in dieser Gemeinsamkeit. Wir haben versucht, uns ‚heranzudenken‘ an das, was in der damaligen NS-Zeit passiert ist, um auch eine innere Spannkraft zu entwickeln für das Heute.“
Landeshauptmann Günther Platter und Botschafter Martin Weiss bei der Kranzniederlegung in Yad Vashem.
Nach der Rückkehr aus Israel fand am Samstag im Innsbrucker Landhaus eine Gedenkveranstaltung für die Opfer des Novemberpogroms statt. Durch den Abend führte Günter Lieder, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde für Tirol und Vorarlberg. Neben ihm kamen auch HistorikerInnen der Universität Innsbruck zu Wort, die sich im Zuge eines Forschungsprojekts intensiv mit den Tätern und Opfern des Novemberpogroms auseinandergesetzt hatten. „Die wissenschaftliche Aufarbeitung dieser Ereignisse ist essentiell, um besser verstehen zu können, wie es zu einer derartigen Gewalteskalation kommen konnte. Denn nur so können wir dafür Sorge tragen, dass eine solche Unmenschlichkeit nicht mehr passiert“, betonte LH Platter.
Bischof Glettler beim Gedenken vor der Menora am Landhausplatz. Foto: Land Tirol/Lechner

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