Assling: Mit bunten Rüben knackig durch den Herbst
Beim Bücherei-Café war auch eine besondere Rarität vertreten: die Asslinger Rübe.
Beim Bücherei-Café in Assling am Sonntag, 4. November, wurden Rüben aufgetischt und sie erregten Aufmerksamkeit. Während in Osttirol das Rübenkraut bekannt und beliebt ist, war es für viele Besucher neu, dass man die kleinen knackigen Ruibn (Herbstrübe oder Weiße Rübe) auch roh genießen kann. Ebenfalls erstaunt waren die Gäste darüber, dass Rote Rüben (Rohnen) zu einem blutroten Rüben-Schoko-Kuchen verarbeitet werden können – der natürlich in Nullkommanichts verspeist wurde.
Bei der Ausstellung und Verkostung verschiedener Rübensorten war auch eine besondere Rarität vertreten: die Asslinger Rübe, auch als „Gratscharuibe“, „Soachruibe“ oder „Krautruibe“ bekannt. Diese wird seit mehreren Generationen in der Gemeinde angebaut, auch das Saatgut wird in Assling vermehrt. Das Beispiel der Herbstrübe macht auch die Gefährdung der Techniken der Saatgutvermehrung und der lokalen Sorten deutlich. Gab es vor etwa 70 Jahren noch viele bäuerliche Betriebe in ganz Osttirol, die Herbstrüben anbauten und auch ihr eigenes Saatgut herstellten, ist der Anbau heute auf einige wenige Idealisten beschränkt.
Kein Wunder: Der Aufwand, der für die Gewinnung von Rübensaatgut notwendig ist, ist groß: Wer an das Saatgut herankommen will, muss die Rüben, die im August gesät und im Spät-Herbst geerntet werden, erst einmal in einem geeigneten Keller oder Gefäß gut über den Winter bringen. Im Frühjahr werden Rüben, die den bevorzugten Sorteneigenschaften entsprechen und gesund sind, wieder ausgepflanzt und bilden einen Blütenstand. Dieser muss gegen Windwurf und Vögel geschützt werden. Die Samen können dann Ende Juli geerntet werden. Wenn Pflanzen erst im zweiten Jahr Blüten und Samen entwickeln, spricht man von zweijährigen Pflanzenarten. Solche zweijährigen Kulturarten sind nicht nur die Herbstrüben, sondern auch die Rohnen oder Roten Rüben, von denen es unter anderem eine Sorte mit gelbem oder mit gestreiftem Fruchtfleisch gibt.
Nicht nur in Osttirol ist das Handwerk der Saatgutgewinnung gefährdet und viele alte Osttiroler Sorten werden nicht weiter vermehrt. Die Food and Agriculture Organisation der Vereinten Nationen schätzt, dass weltweit 75 Prozent der Sorten von Kulturarten verloren sind. Auf diesen Verlust der Vielfalt an Pflanzensorten will das Projekt BioColAlp aufmerksam machen und die Bevölkerung dazu motivieren, das Handwerk der Saatguterhaltung wieder auszuüben.
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