Kartoffelsorten: Alte Liebe rostet nicht
Eine wahre Erfolgsgeschichte ist mit der Kartoffelsorte „Ackersegen“ verbunden.
Die Kartoffelsorte „Ackersegen“ wurde erstmals im Jahr 1929 in Deutschland gezüchtet und war im Nu eine der beliebtesten Kartoffeln und weit verbreitet, auch in Osttirol. Für viele ältere Menschen ist es die Kartoffel schlechthin: universell einsetzbar, problemlos im Anbau, gut im Ertrag, einzigartig im Geschmack, besser als viele andere Sorten, die nach ihr auf den Markt kamen. Fragt man heute Bäuerinnen und Bauern nach der Sorte Ackersegen, dann werden viele Geschichten erzählt, vor allem von älteren Menschen.
Mehrere Sorten – wie etwa Ditta, Agria, Ostara, Erika u.a. – sind heute unter dem Namen OSKAR (Osttiroler Kartoffeln) im Handel erhältlich. Diese Sorten sind neuere Züchtungen (z.B. Ditta aus dem Jahr 1991, eine Kreuzung aus Bintje und Quarta) und werden von weltweit agierenden Züchtungsfirmen vertrieben. Obwohl im Anbau fast ausschließlich auf neue Züchtungen gesetzt wird, sind manche alten Sorten offenbar unsterblich und haben ihre eigene Fangemeinde, die nach wie vor begeistert ist.
„Ackersegen ist einfach die Beste und kann auf gesundem und gutem Boden auch problemlos selber vermehrt werden“ so Waltraud Holzer aus Assling, die hoch oben am Berg auf 1.450 m Seehöhe diese Sorte, die sie von ihrem elterlichen Hof in Virgen nach Assling mitbrachte, seit vielen Jahren anbaut. Im Rahmen des Projektes BioColAlp wurden beim Bücherei-Cafe der Bücherei Assling Anfang Oktober alte und neue Kartoffelsorten ausgestellt. Darunter waren auch einzigartige Raritäten, wie etwa das „Bamberger Hörnla“, das von Anton Kröll seit vielen Jahren gehegt und gepflegt wird, oder die Sorte „Mierda de Gallina“ (Hühnerdreck), die vor zwanzig Jahren direkt aus Bolivien nach Assling importiert wurde.
Überrascht waren Veranstalter und Besucher von der Vielfalt an Sorten, die offenbar in Assling und Umgebung angebaut werden: 22 Sorten konnten besichtigt werden. Bei etwas gewöhnungsbedürftigem lila-rosa Kartoffelaufstrich und Kaffee wurde eifrig über Vor- und Nachteile alter und neuer Sorten im Kartoffelanbau diskutiert. Den Kreislauf im Anbau von Kartoffeln zu schließen, indem nicht jedes Jahr neues Kartoffel-Pflanzgut zugekauft werden muss, ist eine Herausforderung, da Kartoffeln anfällig für viele Krankheiten sind, die mit den Pflanzkartoffeln weitergegeben werden können. Der eigene Nachbau von Kartoffeln ist trotzdem ein wesentlicher Schritt in Richtung Nachhaltigkeit und Unabhängigkeit, sofern sehr genau darauf geachtet wird, dass das Pflanzgut von gesunden Pflanzen und gesunden Knollen stammt.
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