Am 24. August rief Bobojach – und die Freunde der „Bühn“ kamen in Scharen, obwohl der Rauch der Dämpfer im dichten Nebel des Virgentals kaum auszumachen war und es in Strömen schüttete. Wer bei diesem Wetter meinte, Sofa und Fernseher wären ein besseres Schlechtwetter-Programm, der irrte und versäumte einen in Osttirol einzigartigen Gungl, den „Bühnholgungl“, von Dolomitenstadt schon einmal ausführlich im Magazin gewürdigt.
Nahrhaft und gut – die Ackerbohne, traditionell begleitet von „Erpfle“, Butter und Salz.
Bobojacher, Virgener und Gäste aus nah und fern schälten auch heuer bis in die Nacht gekonnt mit ihren Fingern die Bühn aus ihren Hülsen, schlürften, schmatzten und genossen sie, begleitet von Erpfle in der Schindel, Butter und Salz. Dieses Fest ist etwas Besonderes, weil es eigene, lokal produzierte Rohstoffe ins Zentrum stellt, Genuss in schöner Einfachheit zelebriert und einen guten Anlass zum Feiern bietet.
Das Wetter wäre dem heurigen Gungl allerdings schon im Frühjahr fast zum Verhängnis geworden. Trockenheit zur Aussaat vernichtete die keimenden Jungpflanzen und die Bobojacher mussten im Tal das wertvolle, seltene Saatgut auftreiben. Gemeinsam wurde der Bohnenacker erneut bestellt, eine Mühe, die mit einer Rekordernte belohnt wurde. Deutlich mehr Dämpfer als in den Vorjahren wurden beim heurigen Bühnholgungl gefüllt.
Im zweiten Anlauf gelang den Bobojachern eine Rekordernte und so dampften die Kessel beim diesjährigen Gungl besonders gut gefüllt.
Ins Leben gerufen haben dieses Fest Bäuerinnen und Bauern, die nicht zulassen wollen, dass traditionelle Kulturpflanzen wie die Pferdebohne (Puin, Bühn, Schollepoan, Vicia faba), die damit verknüpften Erfahrungen, Geschichten und Feste verloren gehen. Saatgut wird auch für Notfälle zurückbehalten.
Unter den vielen Besuchern in der Prägratener Fraktion war eine Delegation des Projektes BioColAlp aus Assling, mit Christian Vogl von der Universität für Bodenkultur, Johann Kandler von Klimabündnis Österreich, Siegfried Stocker (Bezirksobmann) vom Obst- und Gartenbauverein und Christa Kandler von der Asslinger Gruppe der Agenda 21.
Für die Asslinger Saatgut-Spezialisten ist Bobojach ein Vorbild: „Ein tolles Fest, das traditionelle Kulturpflanzen in den Mittelpunkt stellt und bewusst auf das Frittieren tiefgekühlter, vorgebackener Schnitzel aus der Großpackung verzichtet. Eine Vielfalt von Kulturpflanzen wurde einst in Osttirol in großem Maßstab angebaut, da gäbe es noch mehr Möglichkeiten, traditionelle Gungl zu feiern!“ Den Gästen in Bobojach hat es jedenfalls gefallen und geschmeckt.
Gäste aus nah und fern genossen bis in die Nacht das urige Fest und mancher holte sich Anregungen für die authentische Würdigung alter Kulturpflanzen. Fotos: Vogl
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