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Ferdinand Pittl: „Der Glaube lebt von überzeugten Christen“

Der Priester betreut neben Matrei, Huben und Kals bald auch Virgen und Prägraten.

Ferdinand Pittl übt eine Tätigkeit aus, für die sich in Österreich seit einigen Jahren immer weniger Leute finden. Er ist seit sechs Jahren Priester, seit zwei Jahren im Seelsorgeraum Matrei-Huben-Kals. Dass jede Gemeinde ihren eigenen Priester hat, ist schon länger nicht mehr möglich. Die Anzahl der Priester in der Diözese Innsbruck geht, wie auch in ganz Österreich, zurück. Der Priestermangel führt auch in Osttirol dazu, dass Priester mehrere Pfarren auf einmal übernehmen müssen. Gleich für mehrere Gemeinden zuständig zu sein, erfordert für Pittl einiges an Koordinationsarbeit. Ein Sonntagsgottesdienst in allen drei von ihm bisher betreuten Pfarren geht sich da nicht aus. Deshalb findet zwar jeden Sonntag einer in Matrei statt, in Huben und Kals aber abwechselnd jeweils für einen Monat entweder am Sonntag oder am Samstagabend. Dazu kommen noch Messen unter der Woche sowie Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen. Im vergangenen Jahr hatte der Priester 41 Taufen, 16 Hochzeiten, 47 Beerdigungen und ca. 450 Messen.
41 Taufen, 16 Hochzeiten, 47 Beerdigungen und ca. 450 Messen in einem Jahr – Ferdinand Pittl hat einen vollen Terminkalender. Foto: Brunner Images
  Dass sich weniger junge Menschen dazu entscheiden, Priester zu werden, sieht Pfarrer Pittl als Ausdruck der allgemeinen Entwicklung, dass die Kirche in der Gesellschaft bei vielen an Stellenwert verliert und der Glaube an Gott abnimmt. Auch in Osttirol, einem Bezirk mit vergleichsweise hohem Katholikenanteil und wenigen Kirchenaustritten, merkt der Pfarrer, dass viele auf Distanz zur Kirche gehen: „Religion wird einerseits persönlicher und individueller, viele stellen sich aus verschiedenen, auch esoterischen, Elementen ihren eigenen Glauben zusammen. Andererseits erlebe ich Kinder, die in fast atheistischen Verhältnissen aufwachsen. Es gibt kein religiöses Symbol im Haus, es wird nie gebetet und der Bezug zur Glaubensgemeinschaft im Dorf geschieht nur zu speziellen Anlässen: Taufe, Erstkommunion, Firmung, Weihnachten, Ostern, Allerheiligen.“ Für Pittl kann aber der Glaube nicht nur Privatsache sein: „Es gehört dazu, mit seinen Überzeugungen an andere heranzutreten.“ Darin sieht er auch die Lösung für das Problem der Kirche, dass sie zu wenige Priester findet. „Der Glaube lebt von überzeugten Christen. Wenn jemand von einer Sache überzeugt ist, dann will er auch andere dafür gewinnen. Viele kommen gar nicht auf die Idee, Priester zu werden, weil die religiöse Praxis und der Kontakt zur Kirche fehlt.“ Er selbst hatte diesen Kontakt schon früh, da seine Eltern in der Pfarre sehr aktiv waren. Dass die Abschaffung des vieldiskutierten Zölibats das Problem lösen könnte, glaubt er nicht. „Vielleicht würden sich einige wenige mehr finden lassen, aber die Gründe für den Priestermangel sind vielfältiger und tiefgehender, und auch die evangelische Kirche hat dieses Problem.“
Ferdinand Pittl: „Wenn jemand von einer Sache überzeugt ist, dann will er auch andere dafür gewinnen.“ Foto: Brunner Images
Ab Herbst kommen weitere Aufgaben auf Ferdinand Pittl zu. Er übernimmt, dann mit einem Kooperator, den er zur Seite gestellt bekommt, auch noch die Gemeinden Virgen und Prägraten. Der dort bisher tätige Pfarrer Damian Frysz geht nach Oberlienz und folgt dort Josef Wieser, der in Pension geht, nach. Pfarrer Pittl findet es bedenklich, wenn ein Priester immer mehr Gemeinden übernehmen soll, "denn es geht ja nicht nur darum, einfach Termine abzuhaken und Gottesdienste zu feiern. Ein Priester soll ja Seelsorger sein, die Menschen seiner Gemeinde(n) kennen, in Kontakt mit ihnen sein, und das ist ab einer gewissen Anzahl von Gemeinden und Aufgaben einfach nur mehr schwer möglich.“

8 Postings

Aquaman
vor 6 Jahren

Ich denke, die Leute sollten alles tun dürfen, was sie wollen. Wir haben das schon lange nicht mehr ausprobiert. Vielleicht klappt es diesmal.

 
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    Lienzner7
    vor 6 Jahren

    "....alles tun dürfen, was sie sollen." Wie ist das gemeint? Vielleicht klappt WAS dieses mal? Kreuzzüge?

     
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Leonhard
vor 6 Jahren

Volle Zustimmung Lienzner7. Glaube und Religion sind Privatsache. Gott sei Dank sind die Zeiten vorbei, in denen die Kirche und ihre Priester moralisierend auf jeden losgegangen sind, die nicht ihrem Bild entsprochen haben. Menschen wurden ausgegrenzt und in noch früherer Zeit sogar verfolgt. Auch in dieser Beziehung hat sich die Menschheit weiterentwickelt.

 
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    Sonnenstrahl
    vor 6 Jahren

    Vorsicht!!! Nur einer der selbst nie moralisierend auf andere losgegangen ist, einer, der immer respektvoll seine Meinung gesagt hat ohne Anspruch darauf, dass sie sie richtig und wahr ist, so einer darf urteilen! Du gehörst bestimmt dazu??? Auch finde ich es bedenklich, wenn Glaube und Religion als "Privatsache" abgetan werden. Sind die es doch auch, die unser Land im Sinne "christlich-sozialer Werte" geprägt haben, die uns zu dem gemacht haben, was wir als Volk sind. Das nicht anzuerkennen kommt für mich einer Verleugnung der eigenen kulturellen Herkunft gleich. Und das ist äußerst ungesund - denn angesichts von Zuwanderung und Begegnung mit anderen Kulturen und Religionen scheint es grundlegend wichtig zu sein, das Eigene zu kennen und wertzuschätzen um dem anden, dem "Fremden" respektvoll begegnen zu können.

     
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      Nudlsuppe
      vor 6 Jahren

      👏👍

       
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      le corbusier
      vor 6 Jahren

      "Sind die es doch auch, die unser Land im Sinne "christlich-sozialer Werte" geprägt haben"

      Ach wenns doch so wäre, sonnenstrahl. Christlich soziale Werte gibt´s doch schon längst nicht mehr in Österreich. Kaum Toleranz, Mitgefühl oder Hilfe für unsere Mitmenschen und Nachbarn, alles nur Neid und Missgunst für diese faulen Sozialschmarotzer. Die christ-sozialen Werte werden nur dann ins Spiel gebracht, wenns drum geht, die Ängste vor den Armen und Fremden noch weiter zu schüren und wir Europa verteidigen müssen, wie du schön sagst, "angesichts von Zuwanderung und Begegnung mit anderen Kulturen und Religionen".

      Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. - Mt 25,40

       
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    Exilerler
    vor 6 Jahren

    Dann schaffen wir mal die kirchlichen Feiertage ab (das sind zB Dreikönigstag, Ostermontag, Christi Himmelfahrt, Fronleichnam, Pfingstmontag, Mariä Himmelfahrt, Allerheiligen, Maria Empfängnis, Weihnachten, Stefanstag), Schützen den Sonntag nicht mehr weitgehend vor Arbeit (verschiedene Bereiche sind ja schon ausgenommen) und schauen, wer dann noch dafür ist, ob Religion Privatsache ist.

     
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Lienzner7
vor 6 Jahren

Und ob der Glaube Privatsache ist!!! "Es gehört dazu, mit seinen Überzeugungen an andere heranzutreten."....aha, und wenn nun ein Atheist mit seiner Überzeugung an andere herantritt? Mal abgesehen davon sind Glaube und Kirche sowieso zwei paar Schuhe. Und noch etwas: Bitte nennt solche Sachen wie Seelsorge etc. gleich beim richtigen Namen. "Missionierung"

 
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