Künstler-Talk in der leuchtend bunten Zeltstadt
Mit dem „Luminarium“ wurde die Olala-Woche eröffnet. Wir trafen seine Schöpfer.
Von außen erinnert das große Zeltgebilde an eine Hüpfburg. „Das ist es aber nicht – im Gegenteil!“, erklären die Künstler Mali und Flo, die hinter dem sogenannten „Luminarium“ stecken. „Eine Oase des Friedens und der Ruhe, in der man den Alltag hinter sich lassen kann“ – so oder ähnlich wird das Luminarium in der kleinen Einführung vor Beginn der Vorstellung erklärt. Schafft man es erst einmal hinter die zwei Zeltplanen, die die Luft am Entwischen hindern, wird gleich klar, was damit gemeint ist.
Hier verbirgt sich eine andere Welt: In verschiedensten Formen und Farben erstreckt sich eine leuchtende Landschaft – und das alles nur mit Hilfe einer dünnen Plastikfolie und Sonnenlicht. Nur eine Regel gibt es im Luminarium „Katena“: Nicht gegen die Wände hüpfen! Springt man zu fest gegen die filigranen Folien, können sich schnell Löcher bilden – kein Wunder, dass bei dem Wort „Hüpfburg“ die Nerven der Künstler blank liegen. Ist das Loch zu groß, um schnell repariert zu werden, und entschwindet so zuviel Luft auf einmal aus dem aufgeblasenen Gebilde, muss im Notfall evakuiert werden, erklärt Mali der Olala-Crew vor Vorstellungsbeginn. Das sei bis jetzt allerdings noch nie vorgekommen, fügt sie mit einem Blick auf die unruhigen Gesichter hinzu.
Nach vier erfolgreichen Tagen der Ausstellung – frei von Evakuierungen und mit nicht allzu vielen Loch-Meldungen – treffe ich mich mit Mali für ein kleines Interview in der grünen Kuppel, die ein wenig an das Innere eines Drachens erinnert, so zumindest ist das Fazit einiger Kinder, die an uns vorbeikommen. Überall sitzen und liegen hier die Besucher. Bei einigen habe ich den Eindruck, dass sie eingeschlafen sind. „Keine Seltenheit“, meint die Künstlerin. Nach Ausstellungsschluss muss sie jedes Mal einen Kontrollgang machen. Da käme es schon vor, dass sie den einen oder anderen gemütlich versteckt in einer Ecke entdecke. Unterdessen hat es sich Mali ebenfalls in einer Nische bequem gemacht und lässt sich von mir geduldig mit Fragen löchern.
Wie kommt man auf die Idee, ein Luminarium zu machen?
Alan Parkinson, der Erfinder dieser Luminarien, hat vor vielen Jahren bei sozialen Projekten in Nottingham gearbeitet. Auch damals hat er schon mit aufblasbaren Strukturen gearbeitet – die waren aber noch ganz klein und nur zum Betrachten von außen gedacht. Er ist dann einmal in eine dieser Strukturen hineingegangen, um sie zu reparieren. Als Fotograf hat er eine Faszination für Licht und Farbe – und so kam er dann auf die Idee, Strukturen zu machen, die zwar auch aufblasbar sind, in die man aber hineingehen kann. Die wurden dann mit der Zeit immer größer und immer bunter.
Apropos größer: Wie transportiert man so ein riesiges Luminarium? Als Folie ausgebreitet nimmt es ja einen halben Fußballplatz ein!
Das funktioniert eigentlich wie bei einem Zelt. Wir haben da einen genauen Plan, an dem wir uns orientieren. An bestimmten Stellen können wir das Luminarium auch auseinandernehmen. Die verschiedenen Teile kommen dann in sechs Paletten mit eineinhalb Meter großen Kisten oben drauf. Die werden dann meist zu Land oder zu Wasser zu den jeweiligen Orten transportiert.
Ist das Luminarium schon einmal verloren gegangen – wie Luke Jerrams Mond?
Nein, sowas hatten wir Gott sei dank noch nie.
Hat man irgendwann genug davon, immer das Gleiche zu machen?
Das ist ja jedes Mal anders. Die Ausstellung ist eine Kombination aus der Struktur selbst und den Besuchern, die ein Teil des Kunstwerks werden. In jedem Ort sind die Menschen anders und in jedem Ort lernt man andere Menschen kennen – es ist jedes Mal besonders.
Was war die schönste Erfahrung für dich?
Ein Projekt in einer psychiatrischen Anstalt. Das war so schön anzusehen, wie die Patienten hier ganz anders geworden sind. Da merkt man wirklich, dass das Luminarium barrierefrei ist. Jeder kann es auf seine Weise erfahren, denn es gibt hier eigentlich keine Regeln – außer, dass man nicht an die Wände springen darf!
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