„Ich warte immer noch auf diese Freiheit“
Künstlergespräch mit Alois Lang im Rahmen der Skulp-tour 2018 in Virgen.
Es findet heuer bereits zum zweiten Mal statt, das ganz besondere Künstlerfestival „Skulp-tour“, hinten im Iseltal, wo eine Gruppe von heimischen Bildhauern weit mehr anbietet, als eine offene Werkstatt und Kunst zum Anfassen. Hier wird auch diskutiert und gefeiert, Kunst wird zur Lebenskunst und das umwerfende Ambiente zur Kulisse für 14 Tage, in denen Kreativität auch kulinarisch und musikalisch allgegenwärtig ist.
Neben der heimischen Bildhauergruppe rund um Michael Lang und Gerold Leitner haben sich auch heuer Gastkünstler im Freiluftatelier in Virgen eingefunden, unter ihnen ein „Heimkehrer“, der viel herumgekommen ist. Alois Lang ist international bekannt. Schon früh war ihm klar, dass sein Herz für Kunst schlägt. Bereits im Alter von zwölf Jahren begann er mit dem Schnitzen von Holz und besuchte darauf die Fachschule für Kunsthandwerk und Design in Elbigenalp, das Sprungbrett für viele erfolgreiche Künstler. Lang wollte aber viel mehr, er wollte in die nächste Liga aufsteigen, absolvierte die Akademie der bildenden Künste in Wien und wanderte aus, in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. 1979 wurde Alois zum New Yorker: „Ich dachte, ich würde niemals nach Virgen zurückkommen“, lächelt er fast vierzig Jahre später. „Ich habe in New York bei Null angefangen und hatte bereits nach drei Wochen ein riesiges Atelier.“
Lang arbeitete an der Schnittstelle zwischen Bildhauerei und Architektur, nahm an weltweit ausgeschriebenen Architekturwettbewerben teil und erfuhr viel Anerkennung für die große Bandbreite seiner Fähigkeiten und Kreativität. Doch der ruhelose junge Künstler reiste weiter, ging nach Tokio und blieb dort für 20 Jahre. Wie fühlt sich das rückblickend an, wenn man dann inmitten der heimischen Berge steht? „Hier in Virgen muss ich wieder klein werden, fast wie ein Wurm.“ Lang hatte früher schon große Pläne für das kleine Dorf, wurde jedoch immer abgelehnt. „Das passt nicht nach Virgen“ – war die häufigste Begründung. Umso mehr macht ihn stolz, was die jungen Künstler der nächsten Generation heute hier geschaffen haben.
Als Bildhauer zählt auch für ihn die Arbeit mit dem Urmaterial der ganz Großen zu den spannendsten Herausforderungen. Hast du bei der Arbeit mit Stein vorher einen genauen Plan? Alois Lang lächelt: „Nein, ich muss erst die Steine sehen und mit ihnen sprechen. Sie haben viele Tausende Jahre auf dem Rücken und viel zu erzählen. Eigentlich ist die Isel der Hauptbildhauer und ich bin nur ein kleiner Lehrling.“ Lieblingsstein hat er keinen: „Ich habe keine Vorurteile, ich fühle mich in den Stein hinein und gemeinsam erschaffen wir etwas.“
Aufgrund seiner internationalen Erfahrung folgt die Frage, ob Menschen auf der Welt unterschiedlich auf seine Kunst reagieren? Lang verweist auf den Einfluss der verschiedenen Kulturen sowie Entwicklungen der Länder, jedoch ändere sich vieles durch die Moderne und die Technik. Die Kunst globalisiert sich, die Ergebnisse werden ähnlicher. Dass Künstler viel reisen beeinflusst ihre Arbeit und sei sehr wichtig: „Die Leute müssen mehr über den Zaun schauen“ – das ist der Apell eines Weitgereisten, der den eigenen Horizont ständig erweitert. „Früher war alles eckig und geradlinig, das gefällt mir nicht. Es muss mehr Leben rein, mehr Formen. Andere Formen.“ Alois erzählt von seinen Plänen für schlangenförmige Häuser, die sich an die Formen der Natur anpassen. „Eigentlich wollte ich noch viel wildere Sachen machen, aber man ist sehr eingeschränkt.“
Seit sieben Jahren wohnt Alois Lang im Südburgenland, wo er stolzer Besitzer eines Hauses mit 400 Quadratmetern, doppelstöckiger Halle, angrenzender Skulpturenwiese und einer eigenen Galerie ist. Als Antwort auf die Zukunftsfrage meint der Virger Auswanderer: „Viele Träume entstehen noch und sind noch im Träumen, ich bin und bleibe ein ewiger Träumer. Jedoch warte ich immer noch auf diese Freiheit.“
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