Hochsteinpläne: Schleier gelüftet, Nebel bleibt
Lienzer Gemeinderat entschied sich pauschal für „den Wandel“ am Hausberg.
Komplexe Kost stand am 17. Juli auf dem Programm des Lienzer Gemeinderates. „Im Schnelltempo“, wie Stadtmarketing-Chef Oskar Januschke ankündigte, wurden die Mandatare bei der dienstäglichen Sitzung knapp eine Stunde lang mit einer rund 100-seitigen PowerPoint-Präsentation bombardiert. Dabei sparte Januschke nicht mit detaillierten Grafiken und kreativen Umschreibungen, von „kollektiver Intelligenz“ bis zur „Vier-Feld-Matrix“. Dem Stadtmarketing-Chef schienen die Ideen einmal mehr nicht auszugehen. FPÖ-Gemeinderat Blasisker quittierte das Gezeigte Däumchen drehend (oder auch wirbelnd) in der hinteren Ecke des Ratsaales.
Ab Minute 26 kam Januschke dem eigentlichen Grund der Versammlung näher: Vier Szenarien gebe es demnach, wie man mit dem Hochstein weitermachen könne. Nummer 1 sei der Vollausbau mit hohen Investitionskosten, Nummer 2 die Absicherung des Status Quo mit beträchtlichen Erhaltungsinvestitionen, Nummer 3 der Rückbau, der die Frage einer Nachnutzung aufwerfe, vom negativen Image für die Stadt einmal abgesehen. Nach dem Motto „Das Beste kommt zum Schluss“ reihte der Stadtmarketing-Chef den „Wandlungsprozess“ nicht grundlos an die vierte Stelle, sei dieser doch die einstimmige Empfehlung der Arbeitsgruppe an den Gemeinderat.
Diese Strategie beinhaltet eine Neuausrichtung des gesamten Berges, die vom klassischen Wintersport als Fokus eher wegführt. Differenzierung und Spezialisierung sind angesagt, auch die Investition in „Nischenprodukte“. Wer jetzt schon von Wakeboarding am Speicherteich träumt, liegt etwas zu ambitioniert. 31 Leitprojekte definiert die Arbeitsgruppe in einem insgesamt 700-seitigen Papier, das in 17 Sitzungen erarbeitet wurde. Darunter eine Naturrodelbahn von der Hochsteinhütte ins Tal, die längste Tirols, wie man immer wieder betonte. Verbesserungen der Wander- und Radwegstruktur, eine Höhenloipe auf der Moosalm und Nachtskilauf sind weitere Vorschläge. Besonders spektakulär und in noch etwas mystisch wirkenden Visualisierungen an die Wand gebeamt wurde „Glamping“ aus dem Hut gezaubert, ein modisches Kunstwort als Verknüpfung von Glamour und Camping.
Dem Vortrag folgte eine lebendige Diskussion. Anfangs, erklärte VP-Mandatar Christian Steininger, sei er skeptisch gewesen und habe hinter der Arbeitsgruppe ein „politisches Ablenkungsmanöver“ gewittert. Jetzt sei er sicher, diese Sitzung könne einen „Meilenstein für die Zukunft des Berges“ einläuten. „Wie der Schelm denkt, so ist er“, konterte die Bürgermeisterin mit einem Lächeln, bevor die Mandatare schlussendlich auch auf die Gretchenfrage zu sprechen kamen: Wer soll das bezahlen? Oskar Januschke hatte in seinem Referat vorgerechnet, dass man 360 Betten am Hochstein brauche, um 25.000 Nächtigungen zu generieren, was einen Mehrumsatz von 420.000 Euro für die Bahn bringen und so ihr strukturelles Defizit ausgleichen könnte. Doch woher die Betten nehmen?
Für Sepp Blasisker führt nach wie vor kein Weg an einem „starken Investor“ vorbei. Bürgermeisterin Elisabeth Blanik unterstrich, dass man jedem Investor eine Perspektive vermitteln müsse und nun – dank Arbeitsgruppe Hochstein – eine solche Perspektive erstmals auf dem Tisch liege. Die Zweifel des blauen Gemeinderates räumte sie damit nicht aus, auch nicht seine Skepsis in Sachen Explorer-Hotel. Wie berichtet, gab es Pläne für den Bau eines Adventure-Hotels am Fuß des Schlossbergs. Sie seien noch nicht vom Tisch, erklärte die Bürgermeisterin.
Während aus den Reihen der SPÖ und der ÖVP eher zufriedene Gesichter lächelten und der Arbeitsgruppe für ihr „kollektives Herzblut“ vorwiegend Rosen gestreut wurden, blieb einer, der in der Gruppe mitarbeitet, skeptisch: Uwe Ladstädter von der LSL. Das Reden über Probleme sei positiv gewesen, aber die Kernfrage dennoch unbeantwortet geblieben: „Hat es einen Sinn, in den Winterbetrieb des Hochstein zu investieren?" Das war das Reizwort für seinen Sitznachbarn Blasisker, der noch einmal laut nach einem externen Investor rief.
„Ma Seppl“, entfuhr es da der Bürgermeisterin. Jetzt sei der Zeitpunkt, positiven Mutes und mit Vertrauen in die eigenen Ideen und Kräfte vorauszugehen. „Da bin ich bei dir, aber ... “, setzte Blasisker an. „Super“, schloss die Bürgermeisterin und ging zur Abstimmung über, die einstimmig einen „Wandlungsprozess“ absegnete. Der Beschluss konkreter Pläne blieb aus.
8 Postings
Immer nur negativ denken ,bringt den Hochstein auch nicht weiter. Um den Hausberg zu erhalten ,finde ich die Ideen super. Die ,die immer nur kritisieren ,wollem auch kein Hausberg.
Welche Ideen??? Bis auf die Wakeboardanlage sehe ich hier keine Spur einer Idee. Die die immer kritisieren nehmen nicht immer alles einfach so hin sondern machen sich Gedanken. Warum ist Kritik negativ? Lies bitte mal nach was das Wort Kritik eigenlich bedeutet. griasenk
Die Lienzer Politiker glauben allen Ernstes, dass man in Lienz Outdoor Tourismus betreiben kann. Politiker die keine Löhne bezahlen müssen, sollten nur weiter träumen. Der Hochstein-Berg ist ein Low-Budget-Berg. Das Zielpublikum sind sparsame Familien, die möglichst viel für ihr Geld bekommen möchten. Lienz versucht wie eine Maus in der "Milch" Schaum zu schlagen um wenigstens mit dem Hochstein ein Angebot zu schaffen. Doch die "Milch" hat zuwenig Fettgehalt und die Maus wird "kollektiv" ertrinken!
Je mehr Fremdworte, je mehr Marketing-Speak, umso weniger Substanz. Dass sich der Hochstein perfekt für Nachtskilauf eignen würde ist nichts Neues. Freilich in Verbindung mit Rodelbahn und entsprechendem Angebot im Zielraum (Glühwein, Grillbuden etc). Wird es kommen? Ned wirklich ...
Wenn man schon eine Flutanlage macht gehört diese so gebaut das man Sie auch für den Weltcup verwenden kann das ist meine Meinung dazu Wir brauchen gescheite Projekte für den Hochstein das Hotel Projekt wäre toll finde am Fuße des Hochstein.
WOW - erstaunlich diese Zahlen. 31 Leitprojekte, 700 seitiges Arbeitspapier, 17 Sitzungen, 100 Slides als PPT, 25.000 Nächtigungen und 360 Betten.. Na ja bedeutet das jedes Bett ca. 69,44 mal im Jahr belegt sein müsste. Um das zu erreichen wird eine Wakeboardanlage am Speicherteich vermutlich nicht ausreichen. Und ob die Bahn dabei 420.000€ Mehrumstatz erwirtschaften kann ist für mich fraglich. Interessant wären die vorgestellten 31 Leitprojekte. Vielleicht sollte man diese öffentlich vorstellen und die Bewohner von Lienz/Osttirol und die Leser dieses Portals mitreden lassen. Vielleicht gibt es Ideen die noch nicht berücksichtigt wurden. Ich denke ein Ideenbewerb wäre dabei ein legitimer Weg und würde vielleicht andere Perspektiven aufwerfen. griasenk
Diese Lächler gehören ausgetauscht, da DENKER gebraucht werden und nicht LÄCHLER, die alles absegnen ohne eine Verantwortung zu übernehmen.
100 Seiten Powerpoint und 700 Seiten Prosa - jetzt müssen nur noch Taten folgen ...
... und 25.000 Nächtigungen
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