„Das Neue Wilde“. Gedanken zur Premiere in Lienz
Katharina Pernull sah einen beeindruckenden Film – mit einem Manko. Ein Leserinnenbrief.
"Das Neue Wilde: Leben in verlassenen Landschaften“, ein Dokumentarfilm von Christopher Thomson, feierte am 2. Juli in Lienz Premiere. Ein beeindruckender Film, der mich akustisch und optisch zurück zu den Wurzeln meines Daseins geführt hat; mir wurde intensiv bewusst, dass die Natur Bauten, Wege, mitunter ganze Dörfer vereinnahmen kann, die nicht von Menschenhand kultiviert und bearbeitet werden. Abwanderung aus ländlichen Regionen stellt nicht nur in Friaul ein Problem dar. Die wunderbaren Bilder, die aussagekräftigen Geräusche, die philosophischen Texte und die markante Stimme haben diesen Abend zu etwas Außergewöhnlichem gemacht.
Was ich allerdings bei diesem Film vermisste: der Pionier, der alte Dörfer mittels alternativen Ideen zu neuem Leben erweckt, wurde nicht namentlich erwähnt (kein Interview mit ihm oder einem der Dorfbewohner); es ist Kaspar Nickles, der mit seiner Frau Marina Tolazzi diese außergewöhnliche Entscheidung getroffen hat; es ist ca. zehn Jahre her, seitdem beide ihre Lebensideale und -visionen in diese neue Art eines beherzten Zusammenlebens investieren.*
Dieser Film sollte an höheren Schulen oder bei diversen Veranstaltungen gezeigt werden, um unserer Jugend und neugierigen Menschen alternative und konstruktive Lebensgestaltungsmöglichkeiten zu zeigen. Das häufige Jammern zu ersetzen durch mitunter erdige, tatkräftige Arbeit würde unserer Mutter Erde gut tun und die menschliche Seele wieder mehr ins Gleichgewicht und in die Dankbarkeit bringen.
Ich sehe mich als Schwalbe, die das Wirken von Kaspar Nickles und Marina sehr schätzt und ich wünsche mir mehr Nachahmer bzw. Befürworter, die dies bewusst an die Öffentlichkeit tragen. Meine Bewunderung gilt auch dem Filmemacher Christopher Thomson und seiner Lebenspartnerin und meinen aufrichtigen Dank möchte ich all jenen übermitteln, die zum gelungenen Abend "Das neue Wilde" beigetragen haben.
(* Wir können den Wind nicht ändern, aber wir können die Segel richtig setzen; wir brauchen langfristigere Visionen – Visionen die nicht nur den kurzfristigen Erfolg sondern die menschliche Seele nähren. Wie sonst sollen wir ein Bewusstsein schaffen, dass wir nur eine Welt haben und diese wunderbare Erde respektvoll „gebrauchen“ und „nicht verbrauchen“.)
Katharina Pernull, Tröpolach
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