„Ein Theaterstück wird erst Realität, wenn man es spielt“
Ein Gespräch mit dem Regisseur Klaus Rohrmoser über das Theater und das Schreiben.
„Kultur wächst nach“ nennt sich eine Tiroler Theaterinitiative, die speziell jugendliches Publikum ansprechen soll und in deren Rahmen erstmals in Osttirol ein Stück des Tiroler Dramatikerfestivals gezeigt wurde. Am 18. Juni spielten die Akteure rund um Autorin und Regisseurin Madeleine Weiler „Uns bleibt die Freundschaft“ im Kinosaal Matrei – vor etwas ausgedünnter Zuschauerkulisse, bedingt durch einen umtriebigen Norovirus.
Dolomitenstadt traf den Initiator und Leiter des Tiroler Dramatikerfestivals, Klaus Rohrmoser, um mit ihm über das Festival, die Theaterwelt und das Schreiben zu sprechen. Rohrmoser ist nicht nur in Tirols Theaterwelt eine Art lebende Legende. Vor dem Interviewtermin sitzt er mit Osttirols Schauspiel-Aushängeschild Lucas Zolgar entspannt bei einem Sommerspritzer. Geplaudert wird, natürlich, über das Theater. Rohrmoser studierte bei Lee Strasberg in New York, spielte im deutschsprachigen Raum alle großen Rollen, ist seit 1989 Vorstandsmitglied der Tiroler Volksschauspiele, war von 1999 bis 2012 Schauspieldirektor am Tiroler Landestheater, usw. usw. – Werdegang und Oeuvre dieses Mannes füllen eine lange Liste.
Was fragt man einen derart eingefleischten Theatermann, das er nicht schon hundertmal gefragt wurde? Am besten lässt man ihn erzählen. Das macht Klaus Rohrmoser gern und voller Enthusiasmus. Er erzählt davon, dass das Tiroler Dramatikerfestival eigentlich als Workshop begann. Er bekam sehr oft Manuskripte von jungen, unbekannten Autoren. Teilweise waren die Ideen und Texte sehr gut, aber es fehlte das technische Handwerk. „Ein Theaterstück zu schreiben ist nicht wie das Schreiben einer Erzählung. Manche Dinge funktionieren fürs Theater einfach nicht“, erklärt der Regisseur. Und so lud er einen Haufen junger Autorinnen und Autoren zum Workshop unter der Anleitung erfahrener Schreiber und Dramaturgen, mit Schauspielern, die die neuen Stücke dann auch erstmals auf die Bühne brachten. Denn: „Ein Theaterstück wird erst Realität, wenn man es spielt.“
Es gab sofort einen kreativen Work-Flow, die Stücke wurden gespielt, es zeigte sich, warum etwas funktioniert – oder eben nicht. Und vor allem, wie man etwas besser oder theatertauglicher machen kann. „Seitdem gibt es das Dramatikerfestival alle zwei Jahre. Es werden Stücke gespielt von Autoren aus Tirol oder mit Tirolbezug“, so Rohrmoser. Manche kommen wieder, wie Bernhard Aichner, der schon zweimal mitmachte. Gespielt wird an den unterschiedlichsten Orten, vermehrt auch an eher unkonventionellen, wie an der Talstation der alten Hungerburgbahn.
Das in Matrei gespielte Stück „Uns bleibt die Freundschaft“ von Madeleine Weiler ist ein typisches Theaterstück für Jugendliche und wurde deshalb auch im Rahmen der Initiative „Kultur wächst nach“ gezeigt. Warum das Dramatikerfestival erst jetzt erstmals in Osttirol Station macht? Das liege nicht an Desinteresse, erklärt der Regisseur, sondern an der fehlenden Infrastruktur: „In Bruneck zum Beispiel gibt es schon ein Theater, da ist einfach alles da. Wir kommen und spielen. Vielleicht können wir in Zukunft aber auch öfter im Bezirk spielen.“
Möglicherweise kommt der Theatermann auch nur zum Schreiben nach Lienz. Das ist seine inzwischen größte Herausforderung, wie er erzählt: „Ich hoffe, nächstes Jahr bei einem größeren deutschen Verlag veröffentlichen zu können.“ Es wäre ein Wendepunkt im Leben des Schauspielers: „Ich fürchte mich vor keiner Rolle, aber vor einer Autorenreise hab ich ziemlich Respekt!“
Keine Postings
Sie müssen angemeldet sein, um ein Posting zu verfassen.
Anmelden oder Registrieren