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Isel wird tiefer gelegt und nicht weiter eingemauert

Ist der Hochwasserschutz in Lienz nach Jahren der Diskussion auf Schiene? Es sieht danach aus.

Hochwasserschutz ist ein Dauerthema im Lienzer Gemeinderat. Seit Jahren hat die Stadt ein Verbauungsprojekt in der Pipeline, dessen Umsetzung aus unterschiedlichen Gründen bisher nicht in Angriff genommen wurde. Einer davon ist ein streitbarer Anrainer, der alle Rechtsmittel zur Verhinderung der geplanten Verbauung ausschöpfte. Außerdem gab es technische und ästhetische Bedenken. Im Sommer 2015 wurde zwar einstimmig ein Kostenrahmen von ca. 4,5 Millionen Euro beschlossen, zu 70 Prozent getragen vom Bund, dem der Fluss gehört. Zu einer Umsetzung kam es aber nicht. Gearbeitet habe man dennoch, versicherte Bürgermeisterin Elisabeth Blanik, aber eben hinter den Kulissen. Es gab nämlich offenbar auch unter Experten keine endgültige Klarheit, wie man den Lienzern im Falle eines Jahrhunderthochwassers nasse Füße und Keller ersparen könnte. 2015 sah man die Lösung noch in einem Mix aus einerseits Eintiefung des Flusses und andererseits Errichtung von bis zu 120 Zentimeter hohen Ufermauern zwischen der HTL und der Fischwirtbrücke. Zweieinhalb Jahre später sind die Mauern gefallen. Jetzt soll nur noch eingetieft werden. Warum erklärte dem Gemeinderat am 26. März ein Experte, der nicht zum ersten Mal vor den Mandataren sein Wissen auspackte – Peter Mayr von der Villacher Firma Flussbau IC.
Flussbau-Experte Peter Mayr stand dem Gemeinderat schon mehrfach Rede und Antwort. Foto: Stadt Lienz/Lenzer
Schon Anfang Oktober 2016 hatte er im Ratsaal ein Computermodell vorgeführt, das die Auswirkungen von Hochwassern unterschiedlichster Stärke auf jedes Haus der Stadt exakt simulieren kann. Aus diesen Simulationen wurden mittlerweile diverse Schlüsse abgeleitet und damit eine erstaunliche Wendung bei der Planung der künftigen Verbauung vollzogen. Erste Maßnahme ist die Verlegung der Geschiebemessstelle, die sich jetzt unterhalb des Iselsteges befindet. Bisher galt diese Verlegung als behördlich tabu, jetzt ist sie genehmigt. Die Fühler für die Geschiebemessung sollen künftig direkt auf einer der Brücken westlich von Lienz installiert werden, beispielsweise auf der Glanzer Brücke. Die Kosten für die Verlegung werden rund 300.000 Euro betragen. Mayr: „Das macht Sinn und verändert die gesamte Planung. An dieser Messstelle hing es.“
Die Geschiebemessstelle wird verlegt, um eine größere Flusseintiefung zu ermöglichen. Der Iselsteg wird ohne Pfeiler neu errichtet. Foto: Dolomitenstadt/Pirkner
Der Wegfall der Messstelle macht nämlich eine größere Eintiefung des Flusses möglich und das bedeutet, dass keine Mauern an den Ufern mehr gebraucht werden. Teurer wird das Projekt trotzdem. Die aktuellen Schätzungen liegen bei 5,7 Millionen Euro. Ab 2020 kann dafür Förderung abgerufen werden. In der Zwischenzeit wird das Projekt ausführungsreif geplant und komplett ausgeschrieben. Die Ausführungsplanung kostet 63.368 Euro. Im Budget für 2018 waren nur 25.000 Euro vorgesehen, doch der Gemeinderat genehmigte die Erhöhung. Für die ÖVP-Fraktion artikulierte Christian Steininger „eine gewisse Erleichterung, dass das Projekt mit den Mauererhöhungen fällt“ und Stadtbaumeister Klaus Seirer unterstrich: „Eigentlich ist das die Variante, die wir immer wollten.“ In der kurzen Debatte ging es vor allem um die Frage, ob eine größere Eintiefung der Isel nicht auch Risken berge, etwa Rutschungen der Ufermauern oder eine Gefährdung des Grundwassers. Diese Bedenken versuchte Peter Mayr zu zerstreuen: „Die Ufermauern müssen vorgeschüttet und mit Punen befestigt werden, damit sie nicht rutschen. Es entsteht ein etwas schmalerer Wasserkörper als jetzt, der ökologisch ausgestaltet wird.“ Die Sohle der Isel sei dicht. „Der Gletscherschliff ist wie Beton“. Das Grundwasser liege sehr tief unter dem Fluss. Sobald die Eintiefung beginnt, wird unterhalb des Grandhotels eine Rampe gebaut werden. Dort fahren die Bagger dann in das Flussbett und arbeiten sich bis zum Campus Technik Lienz flussaufwärts. Eine weitere wesentliche Maßnahme betrifft den Iselsteg. Er muss komplett erneuert werden, weil seine Pfeiler bei einem starken Hochwasser zu gefährlichen Verklausungen führen könnten. Deshalb wird ein neuer Steg ohne Brückenpfeiler gebaut.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

3 Postings

chiller336
vor 7 Jahren

ich versteh die aufregung nicht ... die leute am drauweg leben seit jahrzehnten mit so einer mauer. kann mich nicht erinnern, dass sich je wer drüber aufgregt hätte

 
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Vision
vor 7 Jahren

Von diesem Projekt hat man sehr wenig gelesen und nicht viele Pläne gesehen. Es wäre ein Vorzeigeprojekt geworden, wie man es nicht macht. Dass die Isel nun doch nicht 2 m hoch mit Beton und Holz eingeplankt wird, haben wir nur einem einzigen Mann zu verdanken, welcher sich gegen Arroganz und sogenannte Fachleute gestemmt hat. Sie wollten ihn unglaubwürdig darstellen, letztendlich hat er sie alle, Experten und Politiker, vorgeführt und regelrecht "alt" aussehen lassen. Sie alle sollen froh sein, dass das Hochwasser-Schutzprojekt in der ursprünglich geplanten Form doch nicht kommt. Es hätte einen Aufschrei in der Bevölkerung gegeben, wenn sie das Ausmaß der Planung verstanden hätte. Wegen einer Geschiebemessstelle den Naherholungsraum Iselkay zu zerstören und eine Stadt für immer zu verunstalten, ist absurd. Liebe Politiker und sogenannte Experten, macht so etwas nie wieder!

 
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unholdenbank
vor 7 Jahren

Wieder einmal so ein fragwürdiges Projekt. Wenn man das viele Geld bereithält, könnte man, ohne aufwändigen Baueingriff, im Falle eines eventuell gar nicht einteretenden Hochwassers mit diesen Mitteln die Folgen eben dieses finanziell abfedern. Aber dann hätte halt die Bauwirtschaft das Geschäft nicht gemacht. Ich bin jetzt 70 Jahre alt und habe noch nie erlebt, dass die Isel höher angeschwollen war als bis knapp unter die Brücken und das erst einmal. Also wozu der irre Grabungaufwand, vielleicht doch nur für die ...... siehe weiter oben. Meiner Meinung nach genügt es, die Engstelle Iselsteg zu beseitigen, was man schon seinerezeit beim "Neubau" hätte machen können. Da waren aber halt auch die Gscheitln am Werk - oben hui unten pfui.

 
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