Als 1905/1906 eine Restaurierung der Kirche anstand, wurden die damals vorhandenen Kreuzwegtafeln abgenommen und der kreative Geistliche sorgte selbst für künstlerischen Ersatz. Er schnitzte 14 Relieftafeln mit Kreuzweg-Motiven, die in die alten Rahmen passten. 1950 stand wieder eine Renovierung an und die alten Tafeln fanden ihren Weg zurück in die Kirche. Molings Werke landeten auf dem Dachboden und gerieten in Vergessenheit. Ein Restaurator habe sie als Honorar mitgenommen, erzählte man sich. Diese Geschichte war genauso falsch wie die Behauptung, man hätte die Tafeln verliehen und nie zurückbekommen. Vor drei Jahren tauchten Pfarrer Molings Kreuzwegstationen nämlich vollständig und unversehrt wieder auf – sie lagerten Jahrzehnte auf dem Dachboden des Widums.
Mit den Tafeln rückt die Pfarrgemeinde auch deren Schöpfer wieder ins Licht. Nach seiner Priesterweihe 1889 war Anton Moling Kooperator in Werberg, Colle Santa Lucia, Brixen und St. Lorenzen im Pustertal. 1904 kam er als „Pfarrprovisor“ nach Schlaiten, das damals keine eigene Pfarre, sondern bis 1968 eine Expositur der Pfarre St. Johann war. Drei Jahre betreute Moling die Kirchengemeinde des Iseltaler Dorfes und schnitzte in dieser Zeit seinen Kreuzweg.
Im Dezember 1905 schrieb er an seinen Vater: „... Mit meinem Kreuzweg bin ich nun bei Tafel 7. Diese Arbeit fordert viel Zeit, aber ich hoffe, dass die Tafeln gut gelingen. Nächstes Jahr werde ich Ihnen ein paar schöne bringen. Hier in Schlaiten hat man die Restaurierung der Kirche vorgesehen und eine neue Orgel bestellt. Bis ich den Kreuzweg fertig habe, werden sicher noch verschiedene Schwierigkeiten und verschiedene Enttäuschungen vorkommen.“
Moling täuschte sich nicht. In Schlaiten, das damals zu den reicheren Gemeinden des Bezirkes zählte, war die kostspielige Kirchenrenovierung samt Ankauf einer Orgel nicht unumstritten. Wer sollte das teure Instrument spielen? Trotz Gegenwind wurde am Ende aber doch eine prunkvoll renovierte Kirche eingeweiht, samt pneumatischer Fuetsch-Orgel – und einem Kreuzweg, den der eigene Pfarrer geschnitzt hatte.
Anton Moling blieb dennoch nicht lange im Iseltal. Er wurde 1907 nach Innervillgraten bestellt und war dort bis zu seinem Ruhestand im November 1941 als Pfarrer und bis zu seinem Tode am 2. Juli 1944 als Kooperator, Maler und Bildhauer tätig.
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