Frauenvolksbegehren läuft noch bis 12. März
Itta Tenschert und Elisabeth Grabner-Niel: „Jetzt geht es darum, Unterstützung zu zeigen!"
Am Mittwoch, 28. Februar, luden Itta Tenschert, Leiterin des Frauenberufszentrums Osttirol, und Elisabeth Grabner-Niel, Regionalkoordinatorin des Frauen*Volksbegehrens für Tirol, zum Mediengespräch ins Frauenberufszentrum in Lienz ein.
Das Frauenberufszentrum Osttirol gibt es inzwischen seit Juni 2017. In Zusammenarbeit mit dem AMS werden dort Berufsberatung und Workshops für arbeitssuchende Frauen angeboten, auch Öffentlichkeits- und Informationsarbeit haben sich die Mitarbeiterinnen auf die Fahnen geschrieben. Die Erfahrung, die Itta Tenschert im vergangenen halben Jahr – 27 Frauen nahmen die Beratung in Anspruch – zum Arbeitsmarkt in Osttirol gemacht hat, beschreibt sie als ernüchternd, besonders wenn es um Bewerberinnen über 50 geht. „Egal wie qualifiziert und motiviert viele unserer Klientinnen sind – auch die, bei denen wir sicher waren, dass sie gefragt sind, bekommen kaum eine Chance.“
Das hänge zum einen mit strukturellen Nachteilen für diese Frauen am Arbeitsmarkt in Osttirol zusammen, etwa was Betreuungsverpflichtungen und Mobilität betrifft, zum anderen bestehe kaum Interesse der Firmen an Bewerberinnen über 50. Ein grundsätzliches Problem ortet Itta Tenschert im traditionellen Verständnis der Geschlechterrollen. So seien etwa Haushalt und Kinderbetreuung auch heute noch oft "Frauensache". In traditionell Frauen zugeordneten Berufen gebe es eher niedrige Gehälter und wenig familienfreundliche Arbeitszeiten.
Mit solchen und anderen Fragen befasst sich auch das Frauenvolksbegehren 2.0. So beinhalten die neun Forderungen etwa Punkte wie „Arbeit verteilen, Armut bekämpfen oder Einkommensunterschiede beseitigen“. Außer Arbeit und Wirtschaft beinhaltet der Forderungskatalog auch Familie, Gesundheit, politische Teilhabe und Schutz vor Gewalt. Diese Themen sind nicht neu. Ein Frauenvolksbegehren gab es in Österreich erstmals im Jahr 1997. Auch damals war die heutige Regionalkoordinatorin Elisabeth Grabner-Niel im Einsatz.
„Der Erfolg war damals, dass diese Themen diskutiert wurden, die Umsetzung war allerdings äußerst zäh", meint die Innsbruckerin. Für das „Frauenvolksbegehren 2.0" habe man sich daher angeschaut, was sich inzwischen getan hat. Zu wenig und zu langsam, so das Fazit. Als Beispiel nennt Grabner-Niel den Gender Pay Gap. Unabhängig von Branche und Arbeitszeiten beträgt etwa in Tirol der durchschnittliche Bruttostundenlohn von Männern 15,84 Euro, Frauen verdienen pro Stunde durchschnittlich 12,13 Euro (laut Gleichstellungsbericht des Landes Tirol 2016). Österreich liegt hier EU-weit an viertletzter Stelle.
Unterstützungserklärungen für das Volksbegehren können noch gut eineinhalb Wochen lang – bis 12. März – abgegeben werden, inzwischen wurden bereits mehr als 100.000 Unterschriften gesammelt.
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