Pläne für ein neues Gemeindehaus spalten Amlach
Millionen sollen rollen, der Feuerwehrkommandant geht und der Bürgermeister schweigt.
Ein millionenschweres Projekt, eine gespaltene Gemeinde ohne Feuerwehrkommandant und ein schweigsamer Bürgermeister – in Amlach gehen derzeit die Wogen hoch. Schuld daran ist ein geplantes Gemeindezentrum. Der Bau soll nach jüngstem Stand rund 2,5 Millionen Euro kosten und wurde mehrheitlich im Gemeinderat beschlossen, auch mit einigen Stimmen der Opposition. Das bestehende Gemeindehaus und das Feuerwehrhaus sollen umgebaut und in das neue Zentrum integriert werden. Ein Gemeindesaal, Büros und ein Café sind vorgesehen.
Dazu gibt es laut Plan noch je eine Terrasse für Café und Saal. Außerdem schreibt die Behörde für das Gebäude 52 Parkplätze vor. Nur 20 sind vorhanden. Die Baumeisterarbeiten wurden bereits im Jänner ausgeschrieben, der Baubeginn ist für April geplant.
Doch nun bläst Bürgermeister Franz Idl massiver Gegenwind ins Gesicht. Die Bevölkerung seines Dorfes spaltet sich in Befürworter und Gegner des Bauprojekts. Karl Holzer, langjähriger Kommandant der Feuerwehr Amlach trat am 16. Feber vor den Augen des Bürgermeisters als Kommandant zurück – unwiderruflich, wie er klarstellte. Er habe diese Entscheidung bereits vor zwei Jahren gefällt. Nachfolger fand sich im Rahmen der Jahreshauptversammlung der Feuerwehr keiner. Zwei Gruppenkommandanten wären zur Übernahme des Postens bereit – jedoch nicht in der aktuell herrschenden, zerfahrenen Situation. Alle Erklärungsversuche von Bürgermeister Idl liefen ins Leere.
Eine andere Form des Widerstandes wählten Franz Holzer und Bertil Preyer. Sie verfassten einen offenen Brief — den 36 Personen unterschrieben — und schickten ihn an Medien und zur Landesregierung. Man ersucht die Landesbehörden um penible Prüfung. Entsprechende Zusagen zur Bereitstellung öffentlicher Mittel sollen erst danach erteilt werden. Laut dem Büro des Gemeindereferenten Johannes Tratter gibt es aber bereits eine Zusage für Bedarfszuweisungen in der Höhe von 980.000 Euro.
Das Projekt stehe in keinem Verhältnis zu Größe und Finanzstärke der Gemeinde, betonen die Gegner. Ausreichend Büroräume stünden im oberen Stock des Bestandes zur Verfügung. Außerdem habe man das bestehende Gemeindehaus erst unlängst behindertengerecht ausgestattet und saniert. Untragbar sei die Finanzierung eines Cafés aus öffentlichen Mitteln. Besonders stößt den Verfassern des Briefes aber auf, dass ein Feuerwehrhaus, das erst 19 Jahre in Betrieb ist und kürzlich abfinanziert wurde, schon wieder ersetzt werden soll.
Bertil Preyer, federführend beim schriftlichen Widerstand, kritisiert im Gespräch mit dolomitenstadt.at die fehlende Transparenz der Gemeinde gegenüber den Einwohnern Amlachs. Das Projekt wurde 2017 in einer Gemeinderatssitzung — bei überschaubarem Interesse — vorgestellt. Preyer war vor Ort und äußerte laut eigenen Aussagen schon damals seine Bedenken: „Dieses Projekt ist überdimensional für Amlacher Verhältnisse. Nach dieser Gemeinderatssitzung haben sich die Kosten explosionsartig erhöht, obwohl viele Amlacher noch immer nicht wussten, was da wirklich abgeht.“ Während die erste Kostenschätzung im Dezember 2016 noch bei rund 1,8 Millionen Euro gelegen habe, sprach man im Oktober 2017 laut Preyer von 2,35 Millionen Euro. „Das ist eine Steigerung um über 30 Prozent in nur einem Jahr.“
Das geplante Gebäude rückt laut Preyer um einige Meter weiter in Richtung Süden als das bestehende Feuerwehrhaus, was eine Verlegung der Straße in Richtung Lindenplatz notwendig machen würde. „Die Kosten für die Verlegung und die behördlich vorgeschriebenen Parkplätze wurden meines Wissens in den genannten Schätzungen noch nicht berücksichtigt — ebenso wie die Planungskosten der Architekten und Sonderplaner. Die Drei-Millionen Euro-Marke könnte also gar nicht mehr so weit entfernt sein“, so Preyer. Aus seiner Sicht ist das Projekt für Amlach viel zu groß. Man habe keine Vereine, keine Schulen — „in Tristach würde die Sache anders aussehen.“
Zwar habe man das Gespräch mit Bürgermeister Idl gesucht, es sei aber nicht immer einfach, mit ihm zu reden. Daher hat man sich für einen offenen Brief entschieden, der von 36 Personen unterschrieben wurde. Preyer: „Wir hatten nicht viel Zeit dafür. Hätten wir länger Unterschriften gesammelt, wären es noch viel mehr geworden.“
Die Gegner würden nicht das gesamte Projekt ablehnen, aber in diesem Ausmaß sei es einfach zu überzogen. „Amlach ist sicher keine arme Gemeinde, aber dank diesem Projekt würde mindestens 20 Jahre Stillstand herrschen“, ist sich Preyer sicher. Er ist mittlerweile pensioniert, war früher als Bauingenieur in einem Architekturbüro tätig und wisse, wovon er spreche.
„Für die Feuerwehr tut es mir leid. Generell finde ich es schade, dass es so eskaliert ist“, schildert Preyer. Generell müsse man nun die künftige Entwicklung abwarten. Nach seinem Wissensstand gebe es nämlich nach wie vor keine Flächenwidmung für die zusätzlich benötigten 32 Parkplätze. Außerdem sei noch eine offizielle Stellungnahme des Bundesdenkmalamtes ausständig. Grundsätzlich sei das Projekt aber bereits bauverhandelt. „Wir erwarten uns auch noch eine Stellungnahme des Straßenbauamtes, bei dem wir die Pläne zur Straßenverlegung beanstandet haben, da durch diese Maßnahme und durch die Errichtung neuer Parkplätze der Lindenplatz vor dem Gemeindehaus verändert werden würde“, so Preyer.
Bürgermeister Franz Idl war für eine Stellungnahme auf dolomitenstadt.at in den letzten Tagen nicht erreichbar. Man darf gespannt sein auf die künftigen Entwicklungen in der Schattseiten-Gemeinde. Der Zwist wirft seine Schatten voraus. So wurde das legendäre „Lindenfest“, das alljährlich von der Amlacher Feuerwehr veranstaltet wird, für dieses Jahr bereits abgesagt. Was vorerst bleibt, ist ein millionenschweres Projekt, eine gespaltene Gemeinde ohne Feuerwehrkommandant und ein ungewöhnlich schweigsamer Bürgermeister.
13 Postings
Das Projekt ist komplett überzogen und total aus dem Ruder gelaufen. Anfangs noch mehrheitlich vom Gemeinderat beschlossen bei einer Gesamtsumme von 1,8 Mio Euro. So wurde es auch den Bürgern des Dorfes präsentiert. Damals schon als ziemlich teuer und für diese kleine Gemeinde als übertrieben grosses Projekt von vielen befunden worden. Innerhalb eines Jahres erhöht sich dann die Gesamtsumme auf 2,5Mio Euro !!! Bis zur Fertigstellung wird sich dieser Betrag höchstwahrscheinlich auf min. 3 Mio erhöhen wie jeder weiss der über ein wenig Ahnung von der Baubranche verfügt. Nebenbei sei erwähnt das die Gemeindeführung wohl nicht von akuten Platzproblemen geplagt sein dürfte wenn es seit Jahren möglich ist den gesamten ersten Stock des bestehenden Gemeindeamtes zu vermieten . Ein neuer Saal wäre vielleicht OK - dieser könnte auch für sehr sehr viel weniger Geld zwischen Feuerwehr und Gemeindehaus situiert werden.
Genaugenommen ganz einfach: Gemeinde auflösen und auf Tristach und Leisach aufteilen. Bürgermeister in Pension schicken, Gemeindearbeiter auf Tristach, Leisach und Lienz verteilen, Gemeindehaus verkaufen.
Ja wie jetzt? Amlach hat glaub ich über 500 Einwohner und wegen 36 Personen die gegen dieses Projekt auftreten und unterschrieben haben, berichtet man jetzt die Gemeinde ist gespalten? Das ist schon eine eigenartige Auslegung der Tatsachen. Machts einfach eine offizielle Bürgerbefragung, dann wissen die Verantwortlichen wie die Gemeindebürger zu diesem Projekt stehen.
Sinngemäß lesen zu können ist eine besondere Gabe... laut dem Preyer habe man schnell nicht genug Zeit gehabt, um noch weiter Unterschriften zu sammeln... Einfach den Absatz nochmal lesen
Da wird bemängelt , es gäbe kein Gasthaus in Amlach. Komisch , ich weiß von 2. Nur sollten die sich bemühen.
wo wird denn das bemängelt? und es gibt einige mehr als 2...
Hab mir den Artikel auch nochmal durchgelesen: Wo wird denn das bemängelt???
lt. dem bgm gab es 4 gasthäuser in amlach, und jetzt keines mehr. deshalb brauchts lt. bgm ein vereinslokal. so jedenfalls die ersten meldungen über dieses unsinnprojekt in div. medien. eigentlich witzig das manche user über kein gedächtnis verfügen, aber überall ihren senf dazu geben müssen.
Kannst du bitte eine dieser Meldungen verlinken?
siehe bericht der kz vom 21.01.2018
In Amlach kann man auch ohne diplomatisches Geschick und ohne Wirtschaftskompetenz etwas werden. Ein politischer SESSELKLEBER mit allzugroßen Plänen ist da am Werk. Schade um diesen schönen Dorfplatz und schade um unser aller Steuergeld.
Sehr geehrter Herr Roman Wagner. Da sie mich persönlich in ihrem Artikel erwähnen ohne mit mir überhaupt gesprochen zu haben und behaupten ich bin wegen des Umbau des Gemeindehauses zurückgetreten, was in keiner weise zutrifft, hoffe ich das sie das Richtigstellen werden. Sollten Sie immer so gewissenhaft recherchieren ist es vielleicht besser „dolomitenstadt“ nicht mehr zu lesen!
Gruß Karl Holzer.
Sehr geehrter Herr Holzer! Der Berichterstattung liegen sowohl Gemeinderatsprotokolle seit Juni 2016 als auch das Protokoll der Feuerwehrversammlung am 16. Feber und mehrere telefonische Interviews zugrunde. Wir nehmen aber gerne Ihre persönliche Berichtigung zur Kenntnis und haben den Text jetzt auch entsprechend abgeändert. Das Schöne am Dolomitenstadt-Forum ist ja, dass man sich offen äußern und seine Meinung kundtun kann. Dazu laden wir überigens alle Amlacher herzlich ein!
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