Auch Innichen erhält ein Mobilitätszentrum
Das ambitionierte Projekt zur Verlegung des Bahnhofes kostet 21 Millionen Euro.
Nicht nur in Lienz wird aus einem schlichten „Bahnhof“ demnächst ein „Mobilitätszentrum“. Im Unterschied zur Dolomitenstadt, wo die ÖBB das Projekt federführend umsetzen, führt in der Südtiroler Marktgemeinde das Land Regie und investiert 21,8 Millionen Euro in ein Projekt, das inhaltlich jenem in Lienz durchaus ähnelt.
"Das intermodale Zentrum, das in Innichen entstehen soll, wird schnelles, unkompliziertes und vor allem unmittelbares Umsteigen von einem auf ein anderes Verkehrsmittel und vor allem auch den Wechsel zwischen öffentlichen Verkehrsträgern wie Bus und Bahn und den privaten Verkehrsmitteln wie Auto oder Rad ermöglichen", erklärt der Südtiroler Mobilitätslandesrat Florian Mussner. Sein Credo klingt für Lienzer Ohren vertraut: "Wer nachhaltige Verkehrsmittel gut kombiniert, bleibt flexibel und kommt schnell und vor allem umweltfreundlich ans Ziel", ist Mussner überzeugt.
In Abstimmung mit dem gesamtstaatlichen Schienennetzbetreiber RFI wird der gesamte Innichner Zugbahnhof in Richtung Ortskern verschoben und als Mobilitätszentrum gestaltet, an dessen Knotenpunkt alle Mobilitätsformen andocken. Die technischen Eigenschaften und der Gleisplan für Innichen sind bereits genehmigt. Damit kann man in die konkrete Planung gehen.
Anders als in Lienz, wo zwar schon viel medialer Staub aufgewirbelt wurde, aber bislang keine Visualisierung zu sehen war, bekommen die Innichner bereits eine recht konkrete Vorstellung, wie ihr Mobilitätszentrum künftig aussehen wird. Ein weiterer signifikanter Unterschied zu Lienz: Für den Masterplan des Innichner Projektes wurde 2013 unter der Leitung der STA - der Südtiroler Transportstrukturen AG – ein architektonischer Wettbewerb durchgeführt, um verschiedene Optionen für eine durchdachte Leitung und Vernetzung der Mobilitätsströme zu erhalten. In die Entscheidung einbezogen wurde dabei auch die Gemeinde.
Ulla Hell vom international tätigen Architekturstudio Plasma in Bozen entwarf das Siegerprojekt. Es sieht vor, das Bahnhofsgebäude etwa einen halben Kilometer nach Osten an die Stelle der Einfahrt Mitte zu verlegen. Damit wird das Bahnhofsgelände an die Fußgängerzone angebunden. Die Einfahrt Mitte soll als neue Verbindungsachse zwischen dem Zentrum der Marktgemeinde und dem Wohnbereich nördlich der Staatsstraße zwar weiterhin offen sein, allerdings nur mehr für Fußgänger und Radfahrer. Dieses Planungsdetail stößt allerdings bereits auf politischen Widerstand vor allem in der SVP und dürfte noch für Diskussionen sorgen, ebenso wie eine geplante Tiefgarage.
Visualisierungen des neuen Mobilitätszentrums in Innichen:
Die bestehende Fußgängerzone wird erweitert. Angepasst wird auch die Ausfahrt West. Im Zuge der Neugestaltung wird das denkmalgeschützte Außerkirchl zu einem frei stehenden Blickfang werden. Die gesamte Zone bis zur Kirche soll zu einer mutifunktionalen Nutzungszone – neudeutsch "Shared Space" – werden.
Das Innichner Bahnhofsareal ist mit zehn Hektar Fläche und 1,7 Kilometern Länge sehr groß, wird aber nur zur Hälfte genutzt. Durch die Neugestaltung entstehen Freiflächen für Parkanlagen oder Einrichtungen für Jugendliche. Bei der Neugestaltung des Gleisplans am Bahnhof Innichen werden einige Gleise zurückgebaut. Ein „intermodaler Knoten“ soll entstehen, an dem verschiedene Verkehrsmittel bereitstehen und es auch möglich ist, über Umsteigepunkte während einer Reise direkt zwischen diesen Verkehrsmitteln zu wechseln. Vorgesehen sind dafür am Bahnhof Innichen fünf Gleise, davon zwei Hauptgleise und zwei Überholgleise sowie ein Stumpfgleis. Außerdem sind zwei neue über 350 Meter lange Bahnsteige geplant, die barrierefrei zugänglich sind.
5 Postings
@Churchill: Der Sinn solcher "Mobilitätszentren" ist: "die passende Infrastruktur vor Ort zu schaffen und dem Nutzer ein niederschwelligeres Angebot zu eröffen um erstmal auf den Geschmack vom öffentlichn Nahverkehr gebracht zu werden. Wie wir schon an vielerlei Stelle gehört haben ist vieles der Verkehrsprobleme gerade in der Stadt Lienz Hausgemacht. Der Lienzer Bahnhof zum Beispiel ist genau genommen eine Katastrophe, sowohl was die Anbindung mit dem Auto, dem Fahrrad oder zu Fuss betrifft, wohl nie sieht man das deutlicher als im Sommer, wenn wieder tausende Italiener am Schwimmbad vorbei Richtung Bahnhof radeln. Von anderen Themen, die 2018 eine Selbstverständlichkeit sein sollten, wie beispielsweise Barrierefreiheit wollen wir erst garnicht sprechen. Ich weiß, dass Sie mit den Ballungsräume primär die Landeshauptstädte und die Bundeshauptstadt oder auch die nächstgrößeren Städte umliegend gemeint haben, aber auch hier ist die Anbindung keine schlechte, stehe man zur Grundsatzdiskussion "Bus oder Bahn (Respektive Lienz-Innsbruck)" auch wie man wolle. Man kommt beinahe stündlich nach Spittal, Villach, Klagenfurt, Bozen (1x umsteigen ist keine Katastrophe), mehrmals täglich nach Innsbruck und Wien, Salzburg und München (letztere Zwei sind die weniger guten Angebote). Darüber hinaus gilt: für den Großraum Osttirol, Oberkärnten und vermutlich sogar Teile Südtirols ist Lienz der eigentliche Ballungsraum, mit wichtigen kommunalen Einrichtungen, begonnen bei Bezirkshauptmannschaft, Finanzamt, Bezirksgericht oder Bezirkskrankenhaus, diversen Ärzten, Rechtsanwälten, Geschäften und einer doch recht ansehnlichen Kulturszene. All das sind Institutionen die von praktisch jedem, irgendwann aufgesucht werden müssen oder wollen, hier ist es sinnvoll und zielführend ein nachhaltiges Angebot zu schaffen und auch den Bahnhof als Treffpunkt und Einkaufsmöglichkeit, vielleicht sogar als Veranstaltungsort zu positionieren. Auch hier wiederum möchte ich Ihnen das Beispiel Vierschach mit einer tollen Zuganbindung anführen oder die Regionalbusse von Vierschach über Innichen, Toblach und Sexten. Ich gehe sogar soweit zu behaupten, dass das Angebot in Osttirol nicht schlecht ist, nein es ist sogar recht gut, nur sind die Leute zu bequem es zu nutzen bzw. es überhaupt zu kennen, warum auch, hat ja jeder mindestens ein Auto vor der Tür stehen, und damit fährt man dann sogar die kleinsten Strecken. Egal ob ein Bus oder Zug paralell dazu fährt. Wenn das Angebot vielleicht entsprechend angenommen würde, könnte man bestimmt auch über eine Ausweitung des Angebots sprechen.
Der Sinn und Zweck solcher "Mobilitätszentren" erschließt sich mir nicht. Ich meine.. lassen sich die Menschen so leicht von einer Fassade blenden? Es wird ein schöner, neuer Bahnhof - "shared space" inklusive - gebaut, aber die Verkehrsverbindungen (und damit der Anschluss an die Ballungszentren) bleibt exakt gleich (nämlich: miserabel). In welch großen Zeiten wir leben..
Trotzdem muss man Anmerken, dass die Südtiroler wissen was sie tun. Egal ob es die touristische Vermarktung der Ortschaften, den Service oder den öffentlichen Verkehr und die damit verbundene Anbindung der eigenen Angebote betrifft. Verbunden mit Gastfreundschaft, gutem Marketing, innovativen Ideen und groß angelegten Investitionen ergibt das ein tolles Angebot, egal ob für Touristen, Einheimische oder Osttiroler Tagesausflügler. Ich selbst war über Jahre begeistertet Hochsteinschifahrer, mittlerweile bin ich, zugegeben, auch lieber in Vierschach. Bequem und unkompliziert mit dem Zug von Lienz, die Tageskarte im Schigebiet 3 Zinnen, welches größer und attraktiver ist ist günstiger und das Personal ist freundlich und zuvorkommend, was am Hochstein auch schon anders erlebt wurde. Die Südtiroler zeigen vor was möglich ist, wenn man ambitioniert >>miteinander<<, statt gegeneinander arbeitet. Dann scheint auch für alle genug raus zu schauen, weil wichtige Ressourcen nicht im Hickhack verloren gehen. "Von nix kommt nix", aber es bräuchte auch nicht viel, damit Osttirol, im speziellen auch die tolle, schöne und vorallem vielseitige Sportstadt Lienz mit so einer Region mithalten könnte oder sich gegebenenfalls durch ein eigenes Angebot auch mit Alternativideen positioniert (Stichwort Ski'n the City" wäre ein toller Ansatz gewesen, nur halt irgendwie nicht zu Ende gedacht). Was es braucht sind lediglich Visionen und bisschen Herzblut für die Sache. Nur wird hier offensichtlich jede positive Entwicklung, die es durchaus immer wieder in Ansätzen gibt von Kleindenkern und Neidern in Keim erstickt und sogar noch schlechtgeredet. Frei nach dem Motto: "Des gibs nit, hamma nit, fang ma uns garnit erst an" oder "wer braucht denn so an Schaß, sollen froh sein, dass überhaupt was gib'"...
Auf Anfrage konnte ich in der Liebburg in den Plan Einsicht nehmen. Das Problem: Nicht die Stadtgemeinde sondern die ÖBB sind Bauführer.
Wenn man sich genügend informiert hätte, wüsste man gut, was am Mobilitätszentrum in Lienz geplant ist. Lieber versteckt man sich da hinter dem guten Oschttiroler:" Mia sogg jo kana wos" und " de oben tian eh asou wiae se wellen", anstatt bei der Präsentation anwesend zu sein. Im Gemeinderat war sehr wohl eine Visualisierung zu sehen !!!
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