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Brauchen die Tiroler Tourismusbetriebe mehr Arbeitskräfte aus Drittstaaten? An dieser Frage entzündet sich eine Diskussion zwischen Wirtschaftsvertretern und Arbeiterkammer. Foto: Michael Browning on Unsplash
Franz Hörl, Obmann des Tiroler Wirtschaftsbundes und Spartenobmann für Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Tiroler Wirtschaftskammer, ärgert sich über SPÖ-Chef Christian Kern, der in einem ORF-Interview vor einer Flut an ausländischen Arbeitskräften warnte, wenn die Regierung die Liste der „Mangelberufe“ erweitert und regionalisiert: „Kern spielt sich mit völlig falschen Argumenten und Angstmache zum Behüter des Arbeitsmarktes auf, verkennt dabei jedoch völlig die Realität. Erstens sprechen wir bei den Mangelberufen von insgesamt 264 Personen in Österreich und von lediglich 32 in Tirol im vergangenen Jahr. Daraus eine Gefährdung für heimische Arbeitskräfte zu machen, grenzt an Realitätsverlust. Zweitens können viele Unternehmer Herrn Kern jeder Zeit erklären, dass die erfolglose Suche nach Fachkräften oft bis zur Existenzgefährdung führen kann“, so Hörl.
Hörl hält die von der türkisblauen Regierung geplante Ausweitung und Regionalisierung der sogenannten „Mangelberufsliste“ vor allem aus Sicht des Tiroler Tourismus für richtig und wichtig. Steht ein Beruf auf dieser Liste, können auch Arbeitnehmer aus Nicht-EU-Staaten mit einer sogenannten Rot-Weiß-Rot-Karte eine Arbeitsgenehmigung in Österreich bekommen.
Ein Blick auf den Tiroler Tourismus genüge, um die Notwendigkeit einer erweiterten Liste klarzumachen: „Die Jobs in der Branche haben sich in den vergangenen Jahren verdoppelt, mit einem Anteil von 30 Prozent der gesamten Gästebetten können wir den Bedarf an Arbeitskräften nicht alleine abdecken“, so Hörl. Die Regionalisierung der Mangelberufe sei wichtig, da jedes Bundesland spezielle Bedürfnisse am Arbeitsmarkt – wie zum Beispiel die Suche nach Köchen in Tirol – aufweise. Das Gedränge um Kontingentplätze beweise, dass genügend Nachfrage an auswärtigen Arbeitskräften bestehe. „Diese Arbeitskräfte schätzen speziell im Tourismus zahlreiche Zusatzleistungen wie Unterkunft und Verpflegung und sie zählen in vielen Betrieben oft schon zum Stammpersonal.“
Diametral entgegengesetzt beurteilt der Tiroler Arbeiterkammerpräsident Erwin Zangerl die Arbeitsmarktsituation im Tiroler Tourismus: „Wir müssen wegkommen von falschen Schuldzuweisungen und von einer Dauerjammerei, es gäbe kein geeignetes Personal im Tourismus. Gerade in einer Branche, in der die Dienstleistung das A und O ist, sollte es unser gemeinsames Ziel sein, endlich wieder aus dieser Negativspirale herauszukommen. Auch der Ruf nach immer mehr ausländischen Arbeitskräften kann keine befriedigende Lösung sein. Dies vor allem für eine Branche, die hochqualifizierte regionale Dienstleistung anbietet.“
Wenn immer weniger heimische Arbeitskräfte im Tourismus arbeiten wollen, liege das laut Zangerl zum ganz großen Teil an den schlechten Rahmenbedingungen wie niedrigen Löhnen, familienfeindlichen Arbeitszeiten und schlechten Weiterbildungs- und Aufstiegschancen.
„Qualität hat ihren Preis, das muss auch für die Beschäftigten im Tourismus gelten“, sagt der AK-Präsident: „Die Tourismuswirtschaft investiert jährlich Millionen Euro in Ausbau und Erhöhung des Komforts von Liftanlagen und Hotels für die Gäste. Da muss man sich wundern, dass dann manche Betriebe so wenig für ihre Mitarbeiter tun. Noch beschämender ist die Tatsache, dass wir in Tirol pro Jahr mehr als 800 junge Menschen in hochwertigen Tourismusschulen ausbilden, die oft bereits nach ihrem Berufspraktikum so schnell wie möglich die Branche verlassen, weil sie dort kaum Perspektiven für ihre Zukunft sehen.“
Zangerl befürchtet, dass sich durch die geplante Verkürzung der Ruhezeiten die Rahmenbedingungen noch weiter verschlechtern. Der Beruf des Kochs und der Servicekraft sei dann kein Mangelberuf mehr, „wenn in der Hotel- und Gastronomiebranche regelmäßige Arbeitszeiten, 5-Tage-Woche, ordentliche Entlohnung und klare Dienstpläne mit berechenbaren Mehr- bzw. Überstunden geboten werden.“
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.
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Niemand muß sich wundern, wenn die Arbeitskräfte das für sie beste Angebot wahrnehmen. Und das ist in den sogenannten Mangelberufen nicht der Fall. Unmögliche Arbeitszeiten, schlechte Bezahlung, unsichere Arbeitsverhältnisse und das auch nur saisonal, ehrlich gesagt, da würde ich auch drauf pfeifen. Aber das ist nicht nur im Tourismus so. Es sollte ein Geben und Nehmen sein, nicht einseitige Maximierung.
Erfreulich ist, daß das ein wenig der Markt regelt, leider ergibt sich daraus eben ein Mangelberuf. Das ist für alle Seiten nicht schön, aber nur wenn es schwierig ist, für schlechte Bedingungen Arbeitskräfte zu bekommen, wird sich etwas bewegen.
Es ist wie überall im Leben, was nichts kostet, ist nichts wert. Irgendwann wird man erkennen, daß Leistung bezahlt werden muß und Jobs, die nichts bewegen oder erzeugen überbezahlt sind. Wir brauchen sicher nur einen Bruchteil der Manager und deren Anhang. Und man sollte einmal nachdenken, wie man die Arbeit möglichst auf alle aufteilt, anstatt möglichst viel von möglichst wenigen machen zu lassen.
Das wird nicht einfach, aber es bringt nichts, wenn einige wenige extrem viel arbeiten und mit horrenden Abgaben das Arbeitslosengeld der Herumsitzenden zu finanzieren. Mit Herumsitzenden meine ich nicht nur die tatsächlich Arbeitslosen, sondern auch die getarnten, dazu zähle ich so einige Beamte, Controller, Manager, Verwalter und andere Scharlatane ( Liste unvollständig ).
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Senf
vor 7 Jahren
geb dir in vielen punkten recht. zangerl hat das problem erkannt, glä nzt damit, tut aber so wie sein vorgänger dinkhauser nichts dagegen und hörl bellt wie immer. ausländische arbeitskräfte sind billiger, wenn sie auf saison gehen, dann ist ihnen eine sechs oder siebentagewoche recht. sie brauchen/wollen sogar keine freien tage, sie wollen die zeit zum verdienen nutzen. das war auch früher bei den osttiroler saisonarbeiskräften fernab so. fleissig und billig - ganz im sinne von den beiden genannten politvertretern. es ist ihnen und auch vielen tourismusbetreibern egal, man muss ja sündhaftteure und energiefressende hoteltempel bauen um "wettbewerbsfähig" zu bleiben. auch im tourismus ist gewinnmaximierung oberste priorität. irgendwann wird man erkennen, dass die wirtschaft nur mit guter software funktioniert, die hardware ist nebensache, erfordert aber ausgeglichene balance. diese kunst beherrschen die tourismusanbieter südlich des äquators anscheinend besser als die im norden. wen wunderts: sie brauchen keine einflüsterer gesetzlicher kammerdiener.
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Senf
vor 7 Jahren
nachtrag: in der osttiroler tourismusdestination scheint es noch zu funktionieren. die software mit 12 der besten heimischen köche am hauptplatz bei osttirol de luxe beweist es. sie sind vorbilder und werden wahrscheinlich auch dementsprechend gut honoriert.
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Niemand muß sich wundern, wenn die Arbeitskräfte das für sie beste Angebot wahrnehmen. Und das ist in den sogenannten Mangelberufen nicht der Fall. Unmögliche Arbeitszeiten, schlechte Bezahlung, unsichere Arbeitsverhältnisse und das auch nur saisonal, ehrlich gesagt, da würde ich auch drauf pfeifen. Aber das ist nicht nur im Tourismus so. Es sollte ein Geben und Nehmen sein, nicht einseitige Maximierung. Erfreulich ist, daß das ein wenig der Markt regelt, leider ergibt sich daraus eben ein Mangelberuf. Das ist für alle Seiten nicht schön, aber nur wenn es schwierig ist, für schlechte Bedingungen Arbeitskräfte zu bekommen, wird sich etwas bewegen. Es ist wie überall im Leben, was nichts kostet, ist nichts wert. Irgendwann wird man erkennen, daß Leistung bezahlt werden muß und Jobs, die nichts bewegen oder erzeugen überbezahlt sind. Wir brauchen sicher nur einen Bruchteil der Manager und deren Anhang. Und man sollte einmal nachdenken, wie man die Arbeit möglichst auf alle aufteilt, anstatt möglichst viel von möglichst wenigen machen zu lassen. Das wird nicht einfach, aber es bringt nichts, wenn einige wenige extrem viel arbeiten und mit horrenden Abgaben das Arbeitslosengeld der Herumsitzenden zu finanzieren. Mit Herumsitzenden meine ich nicht nur die tatsächlich Arbeitslosen, sondern auch die getarnten, dazu zähle ich so einige Beamte, Controller, Manager, Verwalter und andere Scharlatane ( Liste unvollständig ).
geb dir in vielen punkten recht. zangerl hat das problem erkannt, glä nzt damit, tut aber so wie sein vorgänger dinkhauser nichts dagegen und hörl bellt wie immer. ausländische arbeitskräfte sind billiger, wenn sie auf saison gehen, dann ist ihnen eine sechs oder siebentagewoche recht. sie brauchen/wollen sogar keine freien tage, sie wollen die zeit zum verdienen nutzen. das war auch früher bei den osttiroler saisonarbeiskräften fernab so. fleissig und billig - ganz im sinne von den beiden genannten politvertretern. es ist ihnen und auch vielen tourismusbetreibern egal, man muss ja sündhaftteure und energiefressende hoteltempel bauen um "wettbewerbsfähig" zu bleiben. auch im tourismus ist gewinnmaximierung oberste priorität. irgendwann wird man erkennen, dass die wirtschaft nur mit guter software funktioniert, die hardware ist nebensache, erfordert aber ausgeglichene balance. diese kunst beherrschen die tourismusanbieter südlich des äquators anscheinend besser als die im norden. wen wunderts: sie brauchen keine einflüsterer gesetzlicher kammerdiener.
nachtrag: in der osttiroler tourismusdestination scheint es noch zu funktionieren. die software mit 12 der besten heimischen köche am hauptplatz bei osttirol de luxe beweist es. sie sind vorbilder und werden wahrscheinlich auch dementsprechend gut honoriert.
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