Brunner bleibt für ein Jahr Verwalterin im BKH
Der Osttiroler Krankenhausverband überlegt die Gründung einer Betriebsgesellschaft.
Leitende Posten im Lienzer Bezirkskrankenhaus müssen eigentlich turnusmäßig alle fünf Jahre neu ausgeschrieben werden. Bei BKH-Pflegedirektor Robert Hieden „vergaß“ man diese Vorgabe im abgelaufenen Jahr, nicht jedoch bei Verwaltungschefin Helene Brunner. Ihr Job wurde öffentlich ausgeschrieben. Neben Brunner bewarben sich sieben weitere Kandidatinnen und Kandidaten. Entscheidung gibt es bis heute keine, doch Brunner fuhr einen Etappensieg ein. Sie bleibt ein weiteres Jahr an der Spitze der Krankenhausverwaltung, dann sollen laut Verbandsobmann Andreas Köll die Karten völlig neu gemischt werden.
Noch im Oktober 2017 bezeichnete Köll den Ausschreibungsvorgang als Routine, man werde keine Experten zu Rate ziehen, das sei wörtlich „kein großes Prozedere“, eine Verlängerung der Verpflichtung Brunners sei „eher wahrscheinlich“. Drei Monate später sieht die Sache anders aus. Jetzt soll in der Betriebsführung des Krankenhauses offenbar kein Stein auf dem anderen bleiben und gleich die gesamte Organisationsform verändert werden.
Gegenüber der Kleinen Zeitung stellte Köll kürzlich die Gründung einer Betriebsgesellschaft in Aussicht, die sich zu hundert Prozent im Besitz der 33 Osttiroler Gemeinden befinden soll. Diese Betriebsgesellschaft könnte Tochtergesellschaften gründen, die ihrerseits sogenannte „Primärversorgungseinheiten“ in den Osttiroler Randregionen etablieren könnten, also Gruppenpraxen oder Ärztezentren, die eine dezentrale medizinische Versorgung garantieren und organisatorisch bzw. gesellschaftsrechtlich mit dem BKH vernetzt wären.
Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg sieht dieses Vorhaben im Einklang mit den Zielen der Tiroler Gesundheitspolitik: „Um die ländliche Versorgung zu stärken, ist österreichweit die Etablierung von Primärversorgungseinheiten als Pilotprojekt in allen Bundesländern in Diskussion. Auch in Tirol wird unter Federführung der Tiroler Gebietskrankenkasse intensiv geprüft, welche Pilotprojekte in Betracht kommen könnten. Das Vorhaben des BKH Lienz kann aber erst dann beurteilt werden, wenn entsprechende Unterlagen vorliegen.“
Tilg stört auch nicht, dass Verbandsobmann Köll das Land nicht als Teilhaber an der künftigen Gesellschaft an Bord holen möchte. Das Land Tirol habe bereits jetzt Einfluss auf Investitionen an den Tiroler Krankenhäusern: „Die Geldflüsse werden maßgeblich durch den von der Landesregierung erlassenen Tiroler Krankenanstaltenplan sowie durch die finanziellen Förderungen des Tiroler Gesundheitsfonds gesteuert. Wir streben deshalb keine Beteiligung des Landes an einer allenfalls gegründeten BetriebsGmbH für das BKH Lienz an.“
Die Lienzer Bürgermeisterin Elisabeth Blanik vertritt die größte Verbandsgemeinde. Lienz zahlt 2018 fast 900.000 Euro Krankenhausumlage und überweist mehr als 2,2 Millionen Euro an den Tiroler Gesundheitsfond.
Für Blanik ist die Gründung einer Betriebsgesellschaft eine Option, aber noch nicht beschlossene Sache: „Wir sind derzeit in einer Umstrukturierungsphase. Es geht um eine Neuorganisation der Ambulanzen, um dezentrale Versorgung, um die Umstellung der Buchhaltung – das ist ein Prozess, in dem wir mitten drin sind. Es gibt Vorgaben vom Bund und vom Land. Wir haben mehrere Berater, darunter Maria Bogensberger vom Quantum-Institut, die uns hier begleiten. Jetzt wird erst einmal kalkuliert. Ich warte auf die Unterlagen der Profis und dann werde ich mir ein Bild machen.“
Ob das Lienzer Krankenhaus dann tatsächlich in eine Betriebsgesellschaft umgewandelt wird, entscheidet nicht der Krankenhausausschuss, sondern die Gemeindeverbandsversammlung.
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