Mülldeponien in der Kernzone des Nationalparks?
Zeltplanen, Schlafsäcke, Plastik und Bierdosen – traurige Funde mitten in der Natur.
Der Jahreswechsel ist die Zeit guter Vorsätze und einen sollten sich alle Bergbegeisterten am besten gleich hinter die Ohren schreiben: was man mit nach oben nimmt, sollte auch auf dem Rückweg wieder im Rucksack sein, speziell dann, wenn es sich um Abfall handelt. Eine Selbstverständlichkeit? Offenbar nicht, wie das Winternotlager der Erzherzog-Johann-Hütte, Österreichs höchstgelegener Schutzhütte (3.454 Meter) am Großglockner, beweist. Hüttenwirt Toni Riepler macht alle zwei, drei Wochen einen Kontrollbesuch. Jedes Mal bietet sich ihm das gleiche Bild: ein vollgemülltes Notschlaflager. Und jedes Mal klaubt Toni alles säuberlich in Müllsäcke, die im Frühjahr mittels Materialseilbahn die Adlersruhe in Richtung Tal verlassen.
Wo der Abtransport des Mülls nicht so einfach von statten gehen kann, kann schon einmal eine echte Deponie entstehen. Eine besonders seltsame Sammlung entdeckten wir bei einer Dolomitenstadt-Fotoreportage im vergangenen Sommer im Frosnitztal. Mitten in der Kernzone des Nationalparks hatten wir plötzlich das Gefühl, wir befänden uns auf einem Festivalgelände, umgeben vom Müll jugendlicher Konzertbesucher.
Der „Gassla Anda Weg“ führt direkt zu diesem Müllhaufen, benannt nach dem Erfinder und Organisator einer vor Jahren sehr beliebten touristischen Attraktion: dem mit Pferden geführten Tauerntreck mit Zwischenübernachtung in Zelten inklusive Lagerfeuerromantik hoch oben bei den alten Knappenhäusern im Frosnitztal. Nach dem Tod Andreas Bruggers (vulgo Gassla) führte der Tourismusverband Matrei den Treck weiter. Es wurde in neue große Zelte, Schlafsäcke und andere Ausrüstungsgegenstände investiert – bald darauf wurde der Treck aber eingestellt. Das war vor zehn Jahren.
Für das Dolomitenstadt-Magazin besuchten wir im Sommer 2017 auf den Spuren der Bergknappen das Frosnitztal. Es ist eines der einsamsten Täler der Venedigergruppe. Als wir die Knappenhäuser an diesem entlegenen und mystischen Ort endlich erreichten, staunten wir nicht schlecht: In den halb verfallenen Holzhütten, den Ställen und auch rund um die Hütten herum lag überall Müll!
Wir wollten den Grund erfahren, wieso in einem Nationalpark, direkt an einem markierten Wanderweg, ersichtlich und frei zugänglich für Menschen, Haus- und Wildtiere, so viel vor sich hin gammelndes Zeug über zehn Jahre lang einfach liegen bleibt. „Da kommt fast nie jemand hin“, sagte uns Nationalpark-Direktor Hermann Stotter. Es gibt also einen offenbar sehr banalen Grund: Die Sachen wurden einfach vergessen! In den letzten Jahren sei kein einziger Nationalpark-Ranger dort hinaufgekommen und auch Touristen würden sich sehr selten in diese abgeschiedene Gegend verirren, so Stotter. Deshalb sei es auch noch nie zu einer Beschwerde gekommen.
Vor zwei Jahren meldeten allerdings Wegarbeiter des Tourismusverbandes Osttirol (TVBO) bei der Begehung des „Gassla Anda Weges“ diesen seltsamen Fund. „Wir haben bis zu diesem Zeitpunkt nichts davon gewusst,“ sagt Otto Trauner, derzeit Geschäftsführer des TVB Osttirol. Er wollte die Entfernung so rasch als möglich in Angriff nehmen, aber gut Ding braucht offenbar Weile, wie sich bald herausstellen sollte.
Der Dreck liegt nämlich immer noch hoch oben auf 2.500 Metern bei den Knappenhäusern im Frosnitztal. Der TVBO wünschte sich den Abtransport per Hubschrauber. Die Flugschneise zur Badener Hütte ist nur 150 Meter entfernt. Doch die Bezirkshauptmannschaft legte sich quer: In der Kernzone des Nationalparks herrscht Flugverbot. Also einigten sich Nationalpark, TVBO und Bezirkshauptmannschaft auf das Jägerbataillon des österreichischen Bundesheeres als Mülltransporter, eventuell mit einer Tragtierstaffel.
Der geplante Abtransport im nun abgelaufenen Jahr fiel allerdings wortwörtlich ins Wasser, das Wetter spielte nicht mit, aber laut Otto Trauner wird der Saustall noch vor Beginn der Wandersaison 2018 aufgeräumt. Dann wird bei den Knappenhäusern im Frosnitztal hoffentlich wieder jene mystische Idylle herrschen, die Dolomitenstadt bald mit beeindruckenden Bildern präsentieren wird. Wir sind schon gespannt, ob die Aufräumaktion mehr wird, als nur ein Wunsch für das Neue Jahr 2018!
18 Postings
Einige Sachen irritieren:
1. Offenbar sind die Mitglieder des österreichischen Bundesheeres allesamt Schönwetter-Soldaten!
2. Meines Wissens fährt ein Fahrweg ins Frosniztal und zahlreiche Bauern haben dort ihre Almen. Mit ein paar Traktor-, oder Schlepperfahrten wäre das sicher kein Problem. Sonst kann ja auch der Direktor und seine Ranger eine Dienstfahrt machen. Kann halt sein, dass sie mal was angreifen müssen, oder sind die nur zum quatschen da?
3. @Senf: So gerne ich deinen Ausführungen sonst folge, der Rat an den Hüttenwirt sich eine "Krachen zu besorgen und für ein Ende zu sorgen" halte ich zum einen für ausgesprochen dumm, und auch für juristisch problematisch. (Daher könnte man auch einmal drüber nachdenken, ob so etwas nicht von der Redaktion "gekürzt" werden sollte.)
4. Meines Wissens ist das Frosnitztal ein Teil der flächenmässig zweitgrößten Gemeinde Tirols, in der ein laaaaaangjähriges TVB-Vorstandsmitglied auch eine sehr hohe Position in der Gemeindestube bekleidet.
5. Leute, ist es echt sooo schwierg, dass man lieber jedem den "Schwarzen Peter" zuschiebt als dem neuen TVB-Vorstand, der mit Ausnahme einzelner Personen, schon zu Tauerntreckzeiten irgendwas tat, klipp und klar zu sagen: "Das ist die gesetzliche Lage, klärt das umgehend."? Oder funktionieren die Typen immer nur ein paar Wochen vor den TVB-Wahlen?
6. Ich wäre gespannt wie die Sache aussehen würde, wenn irgendein privater Bauer oder Gemeindebürger für den Abfall verantwortlich wäre... da würden extrem satte Strafen winken und unsere Sunshine-Soldiers würden ganz bestimmt auch nicht ausrücken.
kurgan@: ein bisschen satire schadet nie, das sieht die redaktion sicher auch mit humor, denn es gibt ja auch keine wildschweindln auf der adlersruh, sondern - wie es scheint - nur schlecht erzogene "berg- und naturliebhaber mit ausgeprägtem ego.
Hab dir ein hackerl links gegeben.
Ja senf, stimme dir zu. Beschämend ist das Verhalten der Nationalpark- und Tourismus-Verantwortlichen auch gegenüber dem tödlich verunglückten Ideengeber des Trecks bzw. dessen Mithelfern. Sie haben mit viel ehrenamtlichem Engagement den Treck entwickelt und zu einer Attraktion gemacht. Sie haben unzählige unbezahlte Arbeitsstunden geleistet, selbst Hand angelegt, mit Pickel und Schaufel am Weg gearbeitet. Auch der Hubschrauber wurde damals für die Versorgung eingesetzt. Heute ist sogar der Abtransport des Mülls ein Problem. Wirklich zum Fremdschämen das Vethalten dieser öffentlichen Einrichtungen und ihrer Angestellten.
Genau Kilian1990 so ist es. Ich würde Vorschlagen die Nationalparkranger und der Direktor sollten gemeisam einen Treck machen, (Enziantreck, Edelweistreck) Müllentsorgungstreck wo Bezirkshauptfrau und Fr.Felipe eingeladen werden.
Hermann Stotter und die Nationalparkranger sind bekannt dafür, sich öffentlichkeitswirksam vor schöner Naturkulisse und mit glücklichen Gästen ablichten zu lassen. Gibt es aber Herausforderungen oder gar Probleme, dann wills niemand gewesen sein und niemand von den vom Land bezahlten Angestellten kümmert sich drum. Da wunderts auch nicht, dass die Bezirkshauptfrau (ebenfalls Landesbedienstete) fest mithilft. Jetzt fehlt nur noch die verteidigende Stellungnahme von Ingrid Felipe. Aber pssssst ... Kritik an Nationalparkbediensteten und deren Arbeit darf man ja nicht üben, weil dann kommt postwendend die Aussage, dass man nichts verstanden hat und dass sich der Nationalpark beim dummen Anteil der Bevölkerung in 20 Jahren noch nicht durchgesetzt hat.
killian@: der tauerntreck war eine teures, aber werbewirksames alpinspektakel, das der ehemalige tvb matrei mit sehr viel förder- und sponsorengeldern erfolgreich betrieben hat. mit versiegen dieser gelder und anderer interessen des verbandes durch politische einflüsterer vor jahrzehnten kam der stillstand. bis zum heutigen zustand wie im bild oben ersichtlich. für mich ist es ein trauerspiel, wenn diese altlast nun mit hilfe des bundesheeres beseitigt werden soll, obwohl der nun verantwortliche tvb erst kürzlich mit jahresgewinnen prahlte. seitens der behörde dürfte ein positiver bescheid für den erforderlichen flugtransport eine kleinigkeit sein, weil dergesamte treckweg samt deponien nicht in der kernzone liegt, ausserdem hat man seinerzeit teile eines flugzeuges ja auch mit dem heli aus der kernzone entsorgt. beschämend diese argumentation hier im forum. beschämend auch, dass besorgte wanderer von einigen verantwortlichen - wie unten dargestellt - abgefertigt werden.
@senf: Habe eigentlich geglaubt, dass die verfallenen Knappenhäuser sowieso in der Kernzone des NP liegen. Aufgrund deines Beitrages hab ich mir das auf TirisMaps angeschaut und festgestellt das diese tatsächlich in der Außenzone liegen.
Diese Knappenhäuser sind übrigens ein montan- und kulturhistorisch besonders interessanter Ort, wurde dort doch schon sein 1471 Eisenerz abgebaut. Wäre daher eigentlich ein besonders schützenswerter Ort.
Ich bin schockiert als ich die Bilder sah!! Wir hatten den Fall schon vor drei Jahren im Nationalparkhaus in Matrei gemeldet! Zwei Nationalpark Ranger haben wir am selben Tag auch noch im Frosnitztal getroffen und Informiert , ach ja die mussten ja mit zwei große Geländewagen ins schöne Frosnitztal fahren. Ausnahmemöglichkeit für Flugverbot wehre Amtsmissbrauch (LÄCHERLICH!!) Nationalparkgesetz? Oder gibt es noch Gesetze wo wir Alle noch nichts Wiesen??
Zitat:
"Doch die Bezirkshauptmannschaft legte sich quer: In der Kernzone des Nationalparks herrscht Flugverbot."
Zitatende.
Ich kann's schon nicht mehr hören. Is es echt sooo schwierig, eine Ausnahmegenehmigung für ein oder zwei HS-Flüge zu erstellen. Wirklich?!?
*kopfschüttel*
Bezirkshauptfrau Olga Reisner hat uns gerade darüber informiert, dass sich die BH keineswegs bei einem Hubschraubereinsatz „querlegte“, sondern das Nationalparkgesetz dieses absolute Flugverbot regelt und zwar ohne Ausnahmemöglichkeit. Es zu umgehen wäre laut Reisner Amtsmissbrauch. „Deshalb haben wir gemeinsam mit dem TVB und dem Jägerbataillon eine Lösung gesucht", schreibt die Bezirkshauptfrau.
Ich erlaube mir dem zu widersprechen: Das Tiroler Nationalparkgesetz kennt genug Ausnahmeregelungen um dies zuzulassen:
z. B. das Gesetz gilt nicht für § 3 d) Maßnahmen, die von Dienststellen des Bundes, des Landes Tirol oder der Gemeinden im Rahmen der Hoheitsverwaltung durchgeführt werden.
§ 6: die Durchführung von Außenlandungen und Außenabflügen mit Luftfahrzeugen ist verboten; davon ausgenommen sind Außenlandungen und Außenabflüge im Rahmen der Ver- oder Entsorgung von Almen
§ 8 in der Kernzone ist jede erheblich Lärmentwicklung verboten. Ausnahmen dürfen Bewilligt werden für:
Instandhaltung von Wegen, alpinen Steigen, Notunterkünften und sonstige mit den bisher üblichen Formen des Alpinismus zusammenhängende Maßnahmen.
Also wenn sich da kein Ausnahmetatbestand finden läßt, dann weiß ich nicht.
Vermute eher dass sich kein Zahler gefunden hat!
Nachtrag: „Da kommt fast nie jemand hin“, sagte uns Nationalpark-Direktor Hermann Stotter.
Diese Aussage von einem Nationalparkdirektor ist himmelschreiend! Umkehrschluß: Dort wo niemand hinkommt, ist alles erlaubt im Nationalpark.
Die Aufgabe des Herr Dir. Stotter wäre es schon längst gewesen gegen die Verursacher Anzeige zu erstatten. Es gibt in Tirol dafür genügend Abfall- und Umweltgesetze.
Herr Pirkner, die "stimme nicht zu" gelten wohl nicht Ihnen, sondern den höchst bescheidenen Aussagen unserer Bezirkshauptfrau. Sie sollte die Kommentare von @wolfgangwien sehr, sehr aufmerksam durchlesen.
Danke an wolfgangwien für die wichtige Ergänzung - also hat sich die BH doch quergelegt ...
@atomix: Würde nicht sagen, dass sich die BH quergelegt hat, sondern es wurde ein Weg gesucht das sich der TVB Matrei (jetzt TVB Osttirol) die Hubschraubertransportkosten erspart.
Wäre intessant zu erfahren, ob der Abtransport durch das Bundesheer gratis erfolgt und damit von allen Steuerzahlern über das Herresbudget bezahlt wird, oder ob der TVBO dafür zahlen muß. Auch so ein Einsatz der Tragtierstaffel aus Hochfilzen käme bei genauer Kostenrechnung sicher nicht ganz billig.
Erschreckend ist aber der Umgang des TVB Matrei mit der ganzen Sache. Unten teure und meiner Sicht unsinnige Nationalparkhäuser errichten und oben den Dreck liegen lassen.
wolfgangwien@: es gibt absolut keine begründung für einen heereseinsatz. verursacher ist der tvb und dieser hat für die altlastentsorgung dort oben zu sorgen! dazu ist er auch gesetzlich und gegenüber den grundeignern verpflichtet. zuständige ansprechperson im tvb: vorstandsvorsitzender franz theurl oder stv. wolfgang frömel.
ich finde das nationalparkhaus im tal nicht so unsinnig wie du, glaube aber dass du den neuen prunkbau des tvb infobüro in matrei gemeint hast. nicht die hardware sondern die software muss passen, was aber laut deinen postings ganz und gar nicht zutrifft. frag dort und im tvb haus in lienz nach, wer den knappensteig persönlich kennt. du wirst überrascht sein.
liegt der bereich mit den abgebildeten müllschwarzbauten tatsächlich in der kernzone oder schummelt da jemand gehörig? sehr geehrte frau waldner, bitte nachfragen.
im winterraum auf der erzherzog/johann-hütte ist das seit jahren leider üblich und ich frage mich, was solche wildschweindln um diese zeit dort oben überhaupt zu suchen haben. lieber hüttenwirt, kauf dir eine krachn und setz dem ein ende!
es is leidergottes beinahe schon überall die regel und nicht die ausnahme .... auch entlang unserer bäche nach grill- und sauforgien, lavant frauenteich, sogar entlang der straße von der b100 zur fraktion wacht ... beidseits der straße müll, redbulldosen etc ... naja es is ja praktisch, seinen dreck beim fenster rauszuentsorgen. wär interessant zu wissen, obs bei jenen verursachern zuhause gleich ausschaut
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