Filmklub Monokel zeigt: „Die dritte Option“
Ein Filmessay von Thomas Fürhapter über das existenzielle Thema Pränataldiagnostik.
Was tun, wenn man erfährt, dass man ein behindertes Kind erwartet? Ausgehend von dieser existenziellen Frage entwickelt Thomas Fürhapter seinen Film DIE DRITTE OPTION, der am kommenden Donnerstag, 23. November um 19.00 Uhr vom Filmklub Monokel im Lienzer CineX gezeigt wird.
„Die Entscheidung über einen Schwangerschaftsabbruch nach einer auffälligen pränatalen Diagnose wird im dominierenden gesellschaftlichen Diskurs meist auf ein moralisches Problem der betroffenen Mütter beziehungsweise Eltern reduziert. Das führt dazu, dass gesellschafts- und biopolitische Fragen ausgeblendet werden“, erklärt der Wiener Regisseur, dessen Eltern aus dem Villgratental stammen. Fürhapter nähert sich dem schwierigen Thema mit dramaturgischer Distanziertheit. Es gibt keinen O-Ton in diesem Film, kein Elternpaar, das vor der Kamera nach Worten ringt, keine ernst blickenden Mediziner. Alle Fakten und Statements werden im sachlichen Erzählton von Schauspielern nachgesprochen. Bilder und Sprache fallen auseinander und wirken gerade deshalb fast hypnotisch.
Der von der Kritik hoch gelobte Film – hinter der Kamera stand die Osttirolerin Judith Bendikt – verzichtet auf jede plakative Emotion oder gar Empörung und seziert dennoch fast unerbittlich den gesellschaftspolitischen Zusammenhang, in dem eine scheinbare Einzelentscheidung von großer Tragweite getroffen wird. Schicht um Schicht wird der Blick freigeräumt auf grundsätzliche Fragen zu Geburt, Ethik und Norm. Und so wird das, was nur wenige betrifft, zu etwas, das Alle angeht.
„Nach der Geburt haben wir nur die Option, zu lindern oder zu helfen. Und vor der Geburt haben wir noch eine dritte Option: zu töten. Die Pränatalmedizin ist der einzige Bereich in der Medizin, in dem wir töten können.“ Sätze wie dieser werden begleitet von ruhigen, eindringlichen Bildern aus dem Alltag von Schwangeren, Eltern und Betreuern von behinderten Kindern.
Aus verschiedenen Perspektiven wird so erfahrbar, wie in unserem Alltag ganz normale Menschen mit einer Ausnahmesituation umgehen, die eigentlich gar keine ist. Wie sich die Selbstbestimmung der einen auf das Lebensrecht der anderen auswirkt. Wie „Normalität“ definiert wird, und jedes echte Anderssein in der Schublade „Defekt, nicht gut genug, unbrauchbar“ verstaut wird. Und wie gleichzeitig zutiefst dramatisch und emotionslos routiniert damit umgegangen wird, der Normalität ihre Macht zurückzugeben.
Im Pressetext zum Film schreibt Gini Brenner: „DIE DRITTE OPTION ist ein filmischer Essay, der keine Fragen beantwortet – und sich auch nicht anmaßt, ein moralisches Urteil zu fällen. Aber er traut sich, die Fragen, die sich bei diesem brisanten Thema auftun, laut und klar zu stellen. Allen voran: Sind wir eigentlich noch normal?“
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