Der morgige Todestag von Simon Ritter von Stampfer ist eine gute Gelegenheit, einen herausragenden Osttiroler in Erinnerung zu rufen, der in den Lehrbüchern allerdings als Salzburger aufscheint. Geboren wurde Simon Stampfer nämlich am 26. Oktober 1790 in Windisch-Mattrai, dem heutigen Matrei in Osttirol, das damals zum Erzbistum Salzburg zählte.
Auf Wikipedia kann man das erstaunliche Schaffen dieses Wissenschaftlers ausführlich nachlesen. Neben einer ganzen Reihe von wissenschaftlichen Entdeckungen und Forschungsarbeiten wurde Stampfer vor allem durch die „stroboskopischen Scheiben“ bekannt, die ihn zu einem der Pioniere des Films machen. Hundert Jahre vor Walt Disney entdeckte der Matreier 1833 das Prinzip des Zeichentrickfilms und entwickelte die „stroboskopischen Scheiben“, für die er auch ein kaiserliches Patent erhielt.
Diese optischen „Zauberscheiben“ erzeugten die Illusion einer fortlaufenden Bewegung von aufgemalten Menschen, Tieren oder Maschinen. Sie bestanden aus zwei auf einer Achse aufgespießten Pappscheiben, von denen die vordere Schlitze hatte. Die dahinter stehende war mit Phasenbildern bemalt. Stampfer erkannte, dass die Grundlage jedes Filmsehens mit einer Eigenart der menschlichen Wahrnehmung zu tun hat, die auf der „Nachbildwirkung“ und dem „stroboskopischen Effekt“ beruht: Bei hintereinander projizierten Bildern verschwindet durch den Helligkeitswechsel das Flimmern und es entsteht ein kontinuierlicher Eindruck, wenn der Bildwechsel in einer bestimmten Geschwindigkeit erfolgt.
Parallel zum ihm machte der belgische Physiker Joseph Plateau eine ähnliche Entdeckung und auch der englische Mathematiker William Horner setzte mit seinem „Zoetrop“ 1834 auf die selbe optische Entdeckung. Stampfers Effekträder wurden von einem Wiener Verlag produziert und kommerziell sehr erfolgreich in viele Länder der Erde verkauft, als früheste Form des unterhaltsamen Bewegtbildes. Hier ein Video, das einige Originalscheiben Stampfers zeigt:
Der Forscher, dem für sein Lebenswerk 1849 vom Kaiser das Ritterkreuz verliehen wurde, wuchs unter ärmlichsten Verhältnissen im heutigen Osttirol auf, als erstes von fünf Kindern von Bartelmä und Magdalena Stampfer. Der Vater war Weber und Taglöhner. Die junge Familie wohnte bei Steiner vulgo Unterrainer in der Rotte Raneburg bei Windischmatrei. Simon war als Kind Viehhüter bei fremden Bauern und kam deshalb erst mit elf Jahren in die Volksschule der Marktgemeinde Matrei. Dort erkannte Dechant Brandtstätter Simons Talent und förderte ihn.
Weil das Gymnasium der Franziskaner in Lienz aufgrund politischer Wirren geschlossen wurde, wanderte Simon Stampfer als Halbwüchsiger zu Fuß und mit Empfehlungsschreiben ausgestattet nach Salzburg, wo er zunächst keine Prüfungen ablegen durfte, weil er das Schulgeld nicht bezahlen konnte. Seinen Lebensunterhalt finanzierte er sich durch handschriftliches Vervielfältigen von Texten. Am Unterricht durfte er aber teilnehmen und war so gut, dass ihm das Schulgeld erlassen wurde. 1811 schloss er das Gymnasium mit tollen Zeugnissen ab – und begann eine große wissenschaftliche Karriere. Eine Büste Simon Stampfers, des Matreiers, der das Prinzip des Zeichentrickfilms erfand, steht vor der Technischen Universität in Wien.
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In der Jahresschrift 2020 der Deutschen Gesellschaft für Chronometrie e.V. (Buch ISBN 978-3-923422-29-6) wurde auf den Seiten 148 bis 169 ein von Michael Neureiter verfasster Bericht mit sehr schönen Bildern gedruckt. Anlass waren die von Stampfer konstruierten Turmuhren in Lemberg und Salzburg. Das Buch befindet sich im Bestand der Bibliothek des Vereines der Eisenbahnfreunde in Lienz (Reg. VII-299).
Als Geodät hatte Stampfer auch ein Instrument zum Nivelliren und Distanzmessen entwickelt, das beim Eisenbahnbau hilfreich war. Das von ihm verfasste Buch "Anleitung zum Nivelliren" aus dem Jahre 1845 befindet sich ebenso in der Heizhausbibliothek (Reg. V3- 6). Ebenso gibt es hier aus dem Jahre 1853 eine Lithographie von Dauthage (Reg.VIII-52.3-9).
Im Verheichnis von ZVaB findet man weitere antiquarische Schriften und Publikationen von Stampfer.
Heutzutags unvorstellbar und faszinierend, der Lebensweg, den Simon Stampfer als junges Bürschl zu Fuss über den Felbertauern nach Salzburg begonnen hat. Bahnbrechende Erfindungen haben wir ihm zu verdanken und auch er förderte einen seiner Schüler, nähmlich Christian Doppler, den man die Erfindung des Radar (Doppler-Effekt) zuschreibt. Alle Bewegungsmelder unserer Beleuchtung arbeiten grundsätzlich nach diesem Prinzip. Über das Wirken beider ist in einer Ausstellung im Haus der Natur in Salzburg viel zu erfahren.
Matrei hat Univ. Prof. Simon Stampfer im Jahr 1990 zur Wiederkehr seines 200 Geburtstages mit einer vom Kunstschlosser Erich Trost geschmiedeten Gedenktafel an seinem Elternhaus gewürdigt. Vielleicht gibt es ein Bildmotiv davon, vielleicht findet sich der eine oder andere am 26. November an diesem Ort am Weg vom Weiler Berg nach Raneburg.
Ich würde gerne mehr erfahren über Simon von Stampfer. Lieber "senf" (Post von or 4 Jahren) - Kannst du dich bei mir melden ? mail@thomasrenoldner.at Das wäre toll.
nur eine kleine gedenktafel am geburtshaus in matrei - raneburg erinnert an den wissenschaftler. zu finden ist das haus im tauerntal wenn man von der felbertauernstrasse nach guben abzweigt, der strasse nach berg folgt und anschliessend auf dem feldweg taleinwärts wandert oder fährt. das haus liegt direckt am weg.
fast unwahrscheinlich, welchen weg der junge stampfer damals von diesem ort gegangen ist und was er erreicht hat. matrei wird das sicher zu würdigen wissen. eine ehrensalve der schützen vor ort wäre angebracht. also liebe. matreier lassts es tuschn!
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