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s’Gwandtl – 20 Jahre Sozialökonomie für Frauen

Der Betrieb zieht eine gute Bilanz und liefert die Heldin für ein Musical: Gwandolina!

s’Gwandtl ist ein Betrieb, der ausschließlich Frauen beschäftigt, seit mittlerweile zwanzig Jahren besteht und „sozialökonomisch“ geführt wird, also mit dem Anspruch, einerseits soziale Hilfestellung zu leisten, andererseits aber auch vernünftig zu wirtschaften. So schafft s´Gwandtl immerhin rund 45 Prozent seiner Kostendeckung aus eigener Kraft, bei einem Jahresbudget von rund 770.000 Euro und einem Beschäftigungsstand von derzeit 23 Mitarbeiterinnen.
Geschäftsführerin Rita Feldner blickt auf 20 Jahre s'Gwandtl zurück und hat Pläne für die Zukunft.
Der Betriebsabgang wird durch Subventionen ausgeglichen, ca. 80 Prozent davon kommen vom AMS, 20 Prozent zahlt das Land Tirol. Unter acht sozialökonomischen Betrieben im Bundesland ist s’Gwandtl „einer der erfolgreichsten und professionellsten“, unterstrich Geschäftsführerin Rita Feldner bei einem Mediengespräch. Die Professionalität sei auch der wichtigste Unterschied zwischen heute und den Gründertagen. 1997 wurde der Betrieb als Verein SOFA aus der Taufe gehoben. Erste Geschäftsführerin war Birgit Hippacher, erste Vereinsobfrau Brigitte Tegischer. Schneiderei, Second-Hand-Verkauf und Altkleidersammlung starteten damals mit acht Arbeitsplätzen und viel Improvisationstalent. 1998 stieß Rita Feldner zum Team. Nach einem Zwischenstopp am Hauptplatz von Lienz übersiedelte der Betrieb, der mehrfach ausgezeichnet ist und mittlerweile auch Lehrlinge ausbildet, an den aktuellen Standort am Europaplatz. Feldner sieht für die Zukunft noch Luft nach oben, sie kann sich auch neue Geschäftsfelder vorstellen, etwa einen Wasch- und Bügelservice. „Second Hand“ hat heute einen anderen, positiveren Klang als noch vor zwanzig Jahren. „Damals haben die Leute versucht, unbeobachtet in unser Geschäft zu kommen“, lacht Feldner. Heute ist Kreislaufwirtschaft ein Schlagwort und Nachhaltigkeit ein Trend. Trend ist leider auch, dass Frauen oft schon ab 40 und jedenfalls ab 50 trotz guter Qualifikation schwer einen Job finden. s´Gwandtl ist hier der sprichwörtliche Tropfen auf dem heißen Stein. Neben acht fixen Arbeitsplätzen und zwei Lehrlingsplätzen werden 13 „Transitarbeitsplätze“ angeboten. Das bedeutet für die Arbeitnehmerinnen eine befristete Beschäftigung für ein Jahr. 400 Frauen fanden seit der Gründung des sozialökonomischen Betriebes auf diese Art einen temporären Job. Sie haben 4.500 Tonnen Altkleider aufbereitet. Längst gibt es neben gebrauchter Bekleidung und der Änderungsschneiderei in einem schmucken Geschäft am Europaplatz ein weiteres Standbein, den „Naturladen“, der vor allem auch wunderbar analoges Spielzeug anbietet, bunt, holzig, lustig und unverwüstlich.
Eine Projektgruppe der HAK Lienz unterstützt den sozialökonomischen Betrieb im Marketing.
Lustig ist auch das Logo-Maskottchen des Betriebes, die Hexe Gwandolina. Gezeichnet hat sie Petra Unterdorfer, der passende Namen wurde in einem Kreativwettbewerb ermittelt. Mittlerweile schwingt sich Gwandolina auf ihrem Besen zum Kultstatus auf. Dafür sorgen einerseits Schüler und Schülerinnen einer Projektgruppe der HAK, die dem s’Gwandtl im Marketing unter die Arme greifen, und andererseits die geballte Kreativität des BORG Lienz, dem ein besonderes Kunststück gelang. Demnächst wird Gwandolina als Musical-Heldin über die Bühne des Lienzer Stadtsaales geistern, singen und tanzen. Das Musiktheater wurde über Monate von mehreren Gruppen im BORG entwickelt, vom Drehbuch über das Bühnenbild bis zum Titelsong „Zwischen zwei Welten“, der dem Stück seinen Namen gibt.
Mathias Bergmann hat den Titelsong „Zwischen zwei Welten“ für das BORG-Musical geschrieben, Marina Gasser wird die Hauptrolle der Hexe Gwandolina spielen und singen. Fotos: Dolomitenstadt/Pirkner
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

Ein Posting

Kiew
vor 7 Jahren

Ich finde das G'Wandl eine Superidee! So können Kleider, die einem nicht mehr gefallen, aber noch brauchbar sind, einem mehr als vernünftigen Zweck zugeführt werden. Sonst würden sie im Reisswolf landen. Daneben noch Arbeit für Arbeitswillige und -suchende. Bravo!? Viel Erfolg für die Zukunft!

 
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