WorldSkills 2017: Ein Osttiroler zimmerte in Abu Dhabi
Michael Mühlmann holte bei der WM der jungen Handwerker einen tollen 6. Platz.
Abu Dhabi war eine unscheinbare Ansiedelung von Beduinen, Fischern und Perlentauchern bevor 1958 Erdöl gefunden wurde und sich 1971 die sieben Arabischen Emirate vereinigten. Die heutige Hauptstadt erlebte in den vergangenen Jahrzehnten einen der rasantesten gesellschaftlichen, architektonischen und wirtschaftlichen Aufstiege unserer Zeit. Auch deshalb ist Abu Dhabi ein authentischer „Ort des Möglichen“, eine perfekte Bühne, um das Können junger talentierter Menschen in den Fokus zu stellen.
Mitte Oktober war Abu Dhabi Austragungsort der WorldSkills 2017, der Weltmeisterschaft des Berufsnachwuchses, bei der mit Michael Mühlmann auch ein 21 Jahre alter Osttiroler Zimmerer an den Start ging, ausgebildet bei Holzbau Lusser und bereits mehrfach auch international im Spitzenfeld platziert.
Mit der österreichischen Delegation reiste eine stattliche Gruppe von „Schlachtenbummlern“ in den Wüstenstaat, Freunde, Verwandte, Lehrbeauftragte und Wirtschaftstreibende, die sich die 44. Berufsweltmeisterschaften nicht entgehen lassen wollten. Über 1200 Teilnehmer aus 77 Nationen traten in 51 Berufen gegeneinander an. Nach der Ankunft am 11. Oktober und zweitägiger Vorbereitung der Arbeitsplätze wurden die Mitwirkenden in einer fulminanten Eröffnungsfeier am 14. Oktober willkommen geheißen. Vom 15. bis zum 18. Oktober hieß es dann: alles geben! Die Bewerbe, ausgetragen im ADNEC, dem größten Messe- und Veranstaltungszentrum des Mittleren Ostens, forderten Präzision, Schnelligkeit, Intelligenz, Können, Motivation und verlangten den jungen Fachkräften alles ab.
Exakt 22 Stunden Zeit, verteilt auf vier Tage, blieben Michael Mühlmann aus Innervillgraten für Planung, Aufriss, Ausarbeitung und Konstruktion der geforderten Baustücke. Es war eine komplexe Gesamtaufgabe in vier Modulen. Aus den ersten drei Teilaufgaben wurde ein Pavillon mit trapezförmigem Grundriss, geneigtem Satteldach und Sitzbank mit Bodenbelag zusammengefügt. Als vierter Part war ein Stehtisch gefordert. Verschnitt oder gar Nachschnittbedarf sind auf diesem Niveau tabu, das kostet Punkte. Höchste Präzision ist Pflicht und das immer vor dem Hintergrund des alles entscheidenden Faktors: Zeit!
In dieser spannungsgeladenen Atmosphäre hautnah dabei zu sein, die fiebrige Emsigkeit der Teilnehmer beinahe greifbar, war für die vielen Zuschauer ein besonderes Erlebnis. Durch eine Absperrung nur wenige Meter vom Wettbewerber getrennt, wurde die Spannung gegen Ende fast unerträglich. In den finalen Minuten der Fertigstellung der Baustücke hatten alle das Gefühl, den Erfolg mit Michael Mühlmann zu teilen. Bis zum Schluss blieb offen, ob die Zeit reichen würde. Fehler durfte er sich sowieso keine erlauben. Und der junge Osttiroler Zimmerer meisterte die ihm gestellte Herausforderung mit Bravour. 15 Minuten vor Ablauf der 22-Stunden-Frist war sein Werk vollendet.
Slideshow: Sarah Gietl
Unterstützt wurde Michael von Peter Ebner, einem Experten aus der Steiermark, als Sachkundiger des Sektors Zimmerer/Holzbau. Der Osttiroler verfehlte das Podium nur knapp. Hinter dem Sieger und vier nahezu punktegleichen Silbermedaillen-Gewinnern erreichte Michael Mühlmann einen hervorragenden 6. Platz und war zufrieden: „Natürlich wäre Luft nach oben gewesen, aber es hätte auch schlechter laufen können.“
Vor der spektakulären Siegerehrung in der DU-Arena Abu Dhabi war das Team-Austria zu einem Empfang in der Skylite Rooftop Lounge des Hotel Yas Viceroy Abu Dhabi geladen, wo die jungen Fachkräfte auf eine WKO-Wirtschaftsdelegation trafen.
Österreich holte bei den WorldSkills 2017 vier Goldmedaillen (Armin Taxer, David Wagner & Alexander Tury, Sebastian Gruber, Robert Gradl), dreimal Silber (Franz Kalss, Magdalena Halbmayr, Andreas Stiegler) und viermal Bronze (Christoph Fürnschuss, Sarah Rueckenstuhl, Monika Pöllabauer, Patrick Taibel). Außerdem wurden 16 Medaillons for Excellence an das junge Team vergeben, darunter auch eine an Michael Mühlmann, der sich in Abu Dhabi sehr kompetent und souverän präsentierte. Mit Tanz und großen Worten wurde ganz am Ende der WorldSkills die Flagge von Abu Dhabi an Russland übergeben, wo 2019 die nächsten WorldSkills stattfinden – vielleicht wieder mit erfolgreicher Beteiligung aus Osttirol.
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