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Briefwahlpanne: Olympia-Abstimmung anfechtbar?

Die Anonymität der Befragung ist durch abfärbende Kuverts nicht garantiert.

Man denkt unwillkürlich an die technischen Kuriositäten rund um die Briefwahl beim letzten Urnengang, der Bundespräsidentenwahl. Jetzt gerät die – verfassungsrechtlich bereits umstrittene – Olympia-Abstimmung in Tirol mit einer „Briefwahlpanne“ ins Wanken. Zwei Stimmzettel sind in den letzten Tagen aufgetaucht, auf denen – zart aber doch – eine Unterschrift zu sehen war. Die Stimmen wurden per Briefwahl abgegeben.

Wer mit dieser Methode abstimmt, schickt zwei Kuverts ab. Das äußere, hellblaue, unterschreibt man. Es ist die sogenannte „Stimmkarte“, die sicherstellt, dass jeder nur einmal wählt. Innen liegt zur Olympia-Abstimmung ein dunkelblaues Kuvert, das natürlich keinen Absender trägt und den Stimmzettel enthält. Dieses zweite Kuvert garantiert, dass die Entscheidung anonym bleibt … es sei denn, die eigene Unterschrift am Außenkuvert druckt sich wie bei einer Blaupause auf die Stimmkarte durch, was bei einer kräftigen und mit Kugelschreiber verfassten Signatur geschehen kann.

Man muss schon genau schauen, aber die blaue Unterschrift ist auf dem Stimmzettel sichtbar. Das kann die Anonymität gefährden. Foto: Land Tirol, Sax

Abgesehen davon, dass die Lesbarkeit der Unterschrift meist nicht gegeben ist, die Auszähler den Unterzeichner vermutlich nicht kennen und die Zahl der möglichen Fälle gering sein wird – es gibt schon bei einem Einzelfall die Möglichkeit einer Anfechtung. Gegenüber dem ORF-Tirol räumte der stellvertretende Landeswahlleiter Christian Ranacher ein, dass die Volksbefragung vor dem VfGH angefochten werden könnte.

In einer umfangreichen Medienaussendung ist das Land Tirol um Schadensbegrenzung bemüht. Zum einen sei klar, dass die Stimme auch dann gültig ist, wenn das Kreuz auf dem Zettel von Gekritzel überlagert wird. Außerdem werde ab sofort eine Gebrauchsanweisung für die Briefwahl mitgeliefert und darauf hingewiesen, dass man das äußere Kuvert am besten unterschreibt, bevor man das dunkelblaue Stimmkuvert hineingibt. Nur die Kreiswahlbehörden, also nicht etwa Sprengel, dürfen die gesammelten und von den hellblauen Stimmkarten getrennten Stimmkuverts auszählen. Außerdem gibt es eine Hotline.

Das dunkelblaue Kuvert, das den Wahlwirbel verursacht, kommt übrigens deshalb zum Einsatz, weil die Olympia-Abstimmung in Tirol gemeinsam mit der Nationalratswahl durchgeführt wird. Dadurch entsteht nicht nur beträchtlicher Mehraufwand bei den Wahlzellen, sondern auch eine Verwechslungsgefahr, der man mit farblich sehr deutlich zu unterscheidenden Kuverts begegnen wollte.

Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

3 Postings

Thomas28
vor 7 Jahren

Diese “Wahlpannen“ sind gewollt.

 
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spitzeFeder
vor 7 Jahren

Was ist nur los mit der Demokratie in Österreich...

3 Wahlgänge für eine Präsidentenwahl, die absolute Schlammschlacht bei den Parlamentswahlen, und obendrauf noch eine Olympia-Abstimmung im heiligen Land Tirol, welches bei dieser Abstimmung höchst unheilig agiert.

Wenn da jemand sagt: "Leckts mi am Oasch, des interessiert mi nit." Dann darf man sich nicht mehr wundern.

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bergfex
vor 7 Jahren

Es ist interessant. Man fliegt auf den Mond, man weiß wo jeder ist und überwacht alles, aber eine anständige, pannenfreie Wahl ist unmöglich.

 
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