Osttirolerinnen erlebten „Irma“: „Wir hatten großes Glück!“
Erst Anspannung, dann Erleichterung bei drei Praktikantinnen in einem Golfclub nahe Miami.
Seit Tagen läuft die Berichterstattung über den bisher stärksten atlantischen Hurrikan namens "Irma" auf Hochtouren, nun flaut sie, genau wie der Wirbelsturm selbst, langsam ab. Aus sicherer Entfernung schauten auch wir über den großen Teich und staunten durch TV-Bilder und Soziale Medien über die gewaltigen Ausmaße dieser Naturgewalt. Drei Osttirolerinnen leben derzeit in einem Hotspot auf Irmas Route: Im Sunshine-State Florida, genauer gesagt in Palm Beach Gardens, ca. 100 Kilometer nördlich von Miami.
Julia Buchacher (Dölsach), Mascha Lienharter (Amlach) und Jennifer Puck (Leisach) verbringen die letzten Wochen ihres Internships in den Vereinigten Staaten. Die Möglichkeit zu diesem Job im Golfclub Frenchman's Creek Beach & Country Club erhielten sie über ihre Ausbildung an der HLW Lienz. Dass sie nach "Matthew" einen weiteren, noch heftigeren Hurrikan, miterleben würden, hatten sie nicht erwartet.
Doch der Reihe nach. Mitte letzter Woche wurde für die Bewohner Floridas klar, ein Wirbelsturm der Kategorie 5 − zu diesem Zeitpunkt war sogar die Rede von Kategorie 6, die es auf der Skala gar nicht gibt − kommt auf sie zu. Auf einigen Karibikinseln hinterließ "Irma" Spuren der Verwüstung, rund 95 Prozent der Inseln Barbuda und Saint-Martin seien laut deren Premierministern zerstört.
Julia Buchacher spricht von großem Glück, dass der Hurrikan wider Erwarten an der Westküste des Halbinselstaates entlang zog und ihre Region "nur" mehr mit Stufe 2-3 traf. "Bei uns sollte es laut Vorhersagen genauso aussehen, wie auf den Bahamas und den zerstörten Inseln." In den Tagen vor dem Eintreffen des Sturms liefen die Vorbereitungen im Golfclub auf Hochtouren: Es wurden Matratzen für die 260 Gäste und die Mitarbeiter im Haupthaus des Clubs eingerichtet, die Fenster und Balkone wurden mit Schutzfensterläden aus Metall geschützt. Unter den Menschen machte sich Panik breit, durch Hamsterkäufe gab es kein Trinkwasser mehr zu kaufen. "Mascha und ich haben nur mehr ungläubig gelacht, als wir vor den leeren Regalen standen", schildert die 20-Jährige.
Die drei Osttirolerinnen durften gemeinsam mit rund 400 weiteren Personen in eigens adaptierten Schlafsälen des Hurrikan-sicheren Clubhauses übernachten. Sie hätten auch in den Wohnungen bleiben können, aber "ich hätte mich dort nicht sicher gefühlt", erklärt Julia. Da sie während der schlimmsten Stunden arbeiteten – der Höhepunkt des Sturms traf den Beach & Country Club zwischen 18.00 und 21.00 Uhr am Sonntagabend (Ortszeit) − und nachher alle im Schlafsaal zusammensaßen, redeten und spielten, waren die jungen Damen zumindest ein wenig abgelenkt.
"Ich glaube, jeder hat für sich selber versucht, ruhig zu bleiben. Anfangs haben wir es uns noch als 'Erfahrung' schöngeredet." Dennoch, durch diejenigen, die Panik verbreiteten, gelang es auch der Dölsacherin nicht, die Angst zu unterdrücken. Von zu Hause trafen besorgte Nachrichten und Anrufe ein. Aber mehr, als sich auf den Hurrikan vorzubereiten, blieb im Moment nicht übrig.
Sie erzählt von der angespannten Stimmung, die bereits einen Tag vor Eintreffen des Sturmes herrschte. Als Geisterstadt beschreibt sie die menschenleere Umgebung ohne Autos auf den Straßen. Diese unangenehme "Ruhe vor dem Sturm" machte sich auch im Wetter bemerkbar. Obwohl das Meerwasser am Vortag noch ganz ruhig und blau gewesen sei, habe man gespürt, dass etwas im Anmarsch sei. Julia meint, als Osttiroler könne man sich das alles gar nicht vorstellen. "Bei uns daheim gibt es das nicht. Du weißt einfach nicht, was dich in dieser Situation erwartet.“ Julias Handyvideo vom aufziehenden Sturm lässt erahnen, wie gespenstisch diese Momente waren.
Inzwischen ist das alles vorbei und es wird fleißig aufgeräumt. Abgesehen von ein paar kleinen Stellen, an denen es von der Decke tropft, haben der Club und die dazugehörenden Gebäude einen der stärksten Atlantik-Stürme seit Messungsbeginn gut überstanden. Lkws entsorgen umgestürzte Bäume und Strommasten, auch das Notstromaggregat, das nach zehnminütigem Ausfall die Stromversorgung kompensierte, ist nun nicht mehr nötig.
Schlussendlich hatten meine ehemaligen Mitschülerinnen Glück im Unglück. In wenigen Wochen kehren sie wieder wohlbehalten und mit spannenden Erlebnissen in die Heimat zurück. Vorher stehen aber noch Ausflüge an die Westküste der USA und nach New York an.
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