Es ist ein "junges" Studium, das sich die 20-jährige Kalserin Laura Wildschut ausgesucht hat, aber eines, das immer wichtiger werden wird, wenn man die großen Probleme unseres kleinen Planeten nicht nur verstehen, sondern irgendwann auch lösen möchte. "Ich habe dieses Studium ausgewählt, weil ich einfach ‚mehr Tau von der Materie‘ kriegen wollte. Und ‚mehr Tau‘ habe ich jetzt nach vier Semestern definitiv!"
"Es ist ein interdisziplinäres und sehr vielfältiges Studium. Deshalb gefällt es mir auch so gut. Wir werden hier zwar zu ‚GenereraIistInnen‘ ausgebildet, haben aber danach alle Möglichkeiten zur Spezialisierung." Umwelt- und Bioressourcenmanagement gewährt Einblicke in Wirtschafts-, Sozial-, Rechts-, Natur- und Ingenieurwissenschaften, wobei das Augenmerk auf sozio-ökonomischen Problemstellungen liegt. Das Ziel dieses Studiums ist eine Kombination aus Fachwissen und Kompetenzen, die dazu befähigt, die Prinzipien einer nachhaltigen Entwicklung im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Raum umzusetzen.
Das hört sich interessant an und ist es auch. "Es gibt an der Boku eben nicht nur Vorlesungen, in denen ProfessorInnen stundenlang monologisieren, sondern eine große Auswahl an zusätzlichen Kursen, wie zum Beispiel unterschiedliche Sprachkurse, Jagdkurse, Kräuterkurse, Gletscherseminare oder Exkursionen, die man im Laufe des Studiums absolvieren kann oder muss. Im ersten Semester habe ich ein Seminar über Nachhaltigkeit besucht, das sehr interaktiv gestaltet war. Ich bin auch wöchentlich zu einer Ringvorlesung an der Uni Wien gegangen, wo verschiedene Vortragende aus der ganzen Welt zum Thema Klimapolitik gesprochen haben."
Natürlich ist dieses Studium aber nicht nur abwechslungsreich, sondern hat auch seine Hürden und Herausforderungen: "An der Boku gibt es bis jetzt freien Studienzugang für alle Studienrichtungen außer Lebensmittel- und Biotechnologie. Das heißt, es gibt keine Aufnahmetests und damit viele überfüllte Hörsäle am Anfang des Studiums. Dazu kommen später noch sehr anspruchsvolle Fächer, Kurse oder Prüfungen, für die man nur schwer einen Platz bekommt und die man oft erst ein Jahr später belegen kann. Dennoch ist das Klima an der Boku generell sehr entspannt, leger und familiär. Es gibt so gut wie keinen Konkurrenzkampf unter den Studierenden. Jeder ist bereit zu helfen. Es wird auch oft zusammen für eine Prüfung gelernt und es gibt Foren, in denen viel diskutiert und kommuniziert wird."
Kommunikation wird auch im Studium selbst gefordert und gefördert. Die Studierenden sollen lernen, vernetzt zu denken und im Projektmanagement und in interdisziplinärer Teamarbeit zu arbeiten, um damit für die Kommunikation zwischen ExpertInnenkreisen und gesellschaftlichem Umfeld gerüstet zu sein. "Dieses Semester habe ich das "Interdisziplinäre Projekt" absolviert. Da schreibt man im Team eine Projektarbeit und lernt so, definitiv als Gruppe zu arbeiten und zu kommunizieren – eben auch und vor allem mit Leuten, die man noch nicht kannte."
Diese Kompetenzen können dann in zahlreichen Arbeitsfeldern eingesetzt werden. "Man kann nach dem Studium ganz unterschiedliche Richtungen einschlagen. Im Grunde kann man dann in allen Bereichen arbeiten, die mit Umwelt in irgendeiner Form zu tun haben: In der Wasser-, Abfall-, Energiewirtschaft, in NGOs, in einer Beratungsfunktion in internationalen Firmen oder regionalen Verwaltungsbehörden, in Bildungs- und Forschungseinrichtungen oder Regionalentwicklungsagenturen."
Für Laura selbst steht allerdings noch nicht fest, wie es für sie nach dem Bachelorstudium weitergehen wird. "Ich merke, dass ich noch weiter studieren möchte. Entweder fange ich dann noch ein Jus-Studium an, weil mir die Kombination Recht und Umwelt zusagt, oder ich mache einen Master an der Boku." Vorerst freut sie sich aber erst einmal auf das Frühjahr 2018, denn da geht es für sie ein Semester lang in die Karibik: "Ich habe bereits die Zusage für ein Auslandssemester auf Guadeloupe, einer Insel, die zu Frankreich gehört. Das wird wegen der Sprache, der neuen Kultur und der Vulkan-Regenwald-Landschaft sicher total spannend."
Eine internationale Ausbildung passt gut zu Laura, denn sie möchte "noch viel von der Welt sehen. Ich liebe zwar die Berge, aber auch das Gegenstück dazu, die Niederlande, denn auch das ist ein Teil meiner Heimat. Schließlich bin ich väterlicherseits halbe Holländerin und lebe jetzt mit meinem holländischen Freund in Wien. Und deswegen habe ich auch nicht wirklich Heimweh. Aber Osttirol ist für mich ein ganz besonderer Fleck auf der Landkarte. Ich bin stolz, Osttirolerin zu sein und am Fuße des höchsten Berges von Österreich aufgewachsen zu sein. Immer wenn ich woanders bin, fühle ich mich eigentlich erst wieder richtig zuhause, wenn ich zurück in Kals bin. Ich arbeite dort im Winter ja auch wochenlang als Schilehrerin und ich möchte sicherlich irgendwann wieder einmal in Osttirol leben. Ich glaube, dass ich Osttirol immer noch mehr schätzen werde."
Zur Zeit genießt Laura allerdings noch Wien. "Ich lebe in einem grünen Bezirk, wo ich jederzeit dem Stadtrummel entfliehen und in die "Berge" des Wiener Waldes gehen kann. Natürlich ist das überhaupt nicht mit dem Alpenfeeling in Osttirol vergleichbar, aber man kann dort auch total schöne Radtouren unternehmen oder in der Donau schwimmen. Und diesen Sommer bleibe ich in Wien, weil ich ein Praktikum bei Wien Energie mache. Schichtarbeit, mal etwas ganz anderes als Tourismus."
In der Serie „Heimweh?“ porträtieren wir junge Menschen aus Osttirol, die außerhalb des Bezirkes studieren oder eine andere Ausbildung absolvieren.
Ein Posting
Eine tolle junge Frau! Ich wünsch dir viel Glück für deine Zukunft!
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