Die Liebburg im Comic und ein Pferdekopf als Lampe!
Im privaten Kosakenmuseum am Lienzer Hauptplatz findet man Historisches und Skurriles.
Es ist ein origineller und originaler Ort, das private Kosakenmuseum im Notdurfterhaus am östlichen Ende des Lienzer Hauptplatzes. Das Schicksal der Kosaken ist eng mit der Stadt Lienz verbunden. Ein digitaler Kosaken-Themenweg im Cityguide-Lienz.at führt zu den wichtigsten Orten im Talboden. Jeden letzten Montag, Dienstag und Mittwoch im Monat – jeweils von 10 Uhr bis 14 Uhr – können seit einiger Zeit Interessierte in diesem etwas versteckten Museum mitten in der Stadt noch mehr über das Kosakentum erfahren.
Besucher sollten genügend Zeit mitbringen und sich im Idealfall von Georg Kobro aus Bayern, russisch-orthodoxer Erzdiakon und Experte für osteuropäische Geschichte, durch das Museum führen lassen. Gemeinsam mit der Lienzerin Erika Pätzold, die seit Jahren ehrenamtlich den Kosakenfriedhof betreut, hat Kobro den Förderverein des Kosakenmuseums Lienz gegründet, um endlich die unzähligen Objekte, die in all den Jahren zusammengetragen wurden, der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Ständig wird die Sammlung durch neue Fundstücke und Schenkungen bereichert. Kobro unterhält enge Kontakte mit der russischen Diaspora – und hat damit ein unerschöpfliches Reservoir an Geschichten, die es zu erzählen gilt. Viele handeln gar nicht von der schrecklichen „Kosakentragödie an der Drau“, sondern erzählen von der Entwicklung des Kosakentums fern jeglicher Ivan-Rebroff-Romantik.
Hinter einer verschlossenen Vitrine befindet sich ein besonderes Erinnerungsstück: das Tagebuch des Kosaken Tscherenkow. Er beginnt sein Leben ab 1941 schriftlich festzuhalten und beschreibt, wie er schließlich von Italien nach Lienz gelangte, wo seine Aufzeichnungen abrupt endeten.
Das Tagebuch wurde später in einer Wiese zufällig von Einheimischen gefunden – und da es noch viele leere Seiten enthielt, einfach als Schulheft weiterverwendet! Erst Jahrzehnte später wurde es als Tagebuch erkannt und Erika Pätzolt machte sich gemeinsam mit dem Archäologen Harald Stadler, Archäologe und jetziger Obmann des Kosakenvereines Lienz auf die Reise. Es gelang, die Tochter Tscherenkows und sogar seine Grabstätte zu finden. Tscherenkow wurde wie tausende Landsleute von Lienz nach Sibirien zwangsdeportiert und gehörte zu den wenigen Menschen, die den Gulag überlebten.
Neben Ikonen, Gebetsfahnen, Pferdegeschirr und einem ganzen Panjewagen gibt es auch sonderbare Ausstellungsstücke zu bestaunen. Der vermeintliche goldene Dinosaurierschädel entpuppt sich nach genauerem Hinsehen als Pferdekopf, höchstwahrscheinlich von einem Kosakenpferd, der nahe des Kreithofs in Tristach gefunden und vom Finder zu einer Lampe umfunktioniert wurde.
Neben zahlreicher Spezialliteratur in verschiedenen Sprachen befinden sich hier auch mehrere Comicbände, die auf französisch von der Geschichte der Kosaken erzählen. Es wird auch über die Geschehnisse 1945 in Osttirol berichtet und über die Entstehung des Kosakenfriedhofs in der Peggetz – dann aber sehr fantasiereich: Der Lienzer Bürgermeister outet sich im Comic als ehemaliger Kosakenjunge!!
Inzwischen erlebt das Kosakentum in Russland eine Renaissance. Junge Kosaken suchen nach ihren Wurzeln, beleben die konservativen Werte ihrer Vorfahren, mitgeprägt von der orthodoxen Kirche und einem Nationalismus, den auch Wladimir Putin zu nutzen weiß. Er trägt seit 2005 den Titel eines Kosaken-Hetman. Eine Annäherung der Kulturen wird dadurch nicht einfacher, was die Beschäftigung mit den Hintergründen umso wichtiger macht.
Denn ein Teil der Geschichte der Kosaken ist auch Teil der Osttiroler Geschichte. Und bei näherer Betrachtung gibt es auch unvermutete Parallelen. Beispielsweise ein typisch russisch-ukrainisches Gericht namens „Wareniki“!
Kosakenmuseum Lienz, Hauptplatz 3:
Jeden letzten Montag, Dienstag und Mittwoch im Monat – jeweils von 10 Uhr bis 14 Uhr
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