Hansl Klaunzer ist wohl das, was man einen Tausendsassa nennt. Nach einer sehr erfolgreichen Musiker-Karriere mit der Militärmusik Tirol und dem Goldried-Quintett, im Anschluss daran etlichen Jahren als Kapellmeister der Matreier Musikkapelle, in denen er Projekte wie die Bergbläsermesse oder etwa die Iseltaler Weihnachtsmesse verwirklichte, bewies er bereits 2014 mit seiner Debüt-Oper „Gruß an Schloss Weißenstein“ großes musikalisches Geschick und füllte das Matreier Tauerncenter wiederholte Male bis auf den letzten Zuschauerplatz.
Nun hat er wieder ein Großprojekt an den Start gebracht. Eine Oper als Hommage an die Matreier Freiheitskämpfer Anton Wallner und Johann Panzl mit dem Titel „Mut zur Freiheit“. Das Ganze findet als Open Air-Spektakel in der Matreier Fraktion Bichl statt – Premiere ist am 29. Juli!
Hansl, fein, dass ich herkommen durfte. Erzähl mal, wie bist du darauf gekommen eine Oper zu schreiben, das ist ja schon ganz schön – pompös.
Naja, du weißt ja, wir hatten schon 2014 „Gruß an Schloss Weißenstein“, das war der Beginn. Nachdem die Zeit beim „Goldried“ vorbei war, habe ich einige Projekte mit der Musikkapelle machen können, aber ich brauchte halt wieder eine neue Herausforderung. Und wenn man immer mit dem Komponieren zu tun hat, stellt man an sich selbst auch immer größere Ansprüche und da hab ich es eben versucht.
Aber nach „Schloss Weißenstein“ hattest du noch nicht genug?
Nein, ich habe mir damals schon gleich gedacht, wenn das gut ankommt, mache ich weiter. Eine Oper in Osttirol, mit Osttirol-Thema und noch von einem Osttiroler komponiert, das gibt es einfach noch nicht. Die erste war allerdings eine Kammeroper mit Erzähler, das gibt es diesmal nicht mehr.
Du wolltest dich also nochmal verändern?
Ja, ich wollte wieder ein Thema mit Bezug zu Matrei. Diese Geschichte habe ich schon seit meiner Volksschulzeit in Erinnerung. Wir sind damals zum Denkmal an der Friedhofsmauer gegangen und da sind ja nicht nur Panzl und Wallner drauf, sondern auch Obersamer und Weber.
Wie umfangreich ist „Mut zur Freiheit“?
Die Oper dauert zwei Stunden und vierzig Minuten plus 20 Minuten Pause zwischen erstem und zweitem Akt. Ich habe diese Oper speziell für Blasmusik geschrieben, dafür gute Musikanten aus dem ganzen Bezirk zusammengesucht. Vor allem zwar Matreier Musiker, aber auch zwei, die aus dem Oberland kommen, Musiker aus dem Lienzer Talboden und von überall her. Das ist natürlich nicht so einfach zu spielen und braucht technisch versierte Musiker.
Gibt es überhaupt schon eine Oper für Blasmusik?
Nein bisher nicht, ich habe viel recherchiert und nichts gefunden. Warum? Ich denke, das hat rein technische Ursachen. Blasmusik ist natürlich laut und hätte früher alles übertönt. Heute kann man das mit Verstärkern und Mikrofonen natürlich viel besser steuern. Zudem habe ich jedes Instrument bewusst nur einfach besetzt.
Hast du eine klassische Kompositionsausbildung gemacht?
Nein, ich habe von selbst angefangen zu musizieren, bin dann zur Militärmusik Tirol gekommen, danach kamen 22 Jahre mit dem Goldried Quintett. In der Zeit habe ich angefangen zu komponieren, und so ging das halt los. Mein Mentor war Florian Pedarnig, der hat mir die ersten Tipps gegeben. Irgendwann wird es dann immer leichter und leichter.
Wie stellt man sich das jetzt also vor, von der Idee zur Oper? Das hört sich für mich nach derart viel Aufwand an. Erzähl mal.
Naja, wenn ich erstmal eine gute Idee habe, bekommt alles einen Titel. Als zweiten Schritt gibt es ein Drehbuch. Ich suche Unterlagen, Material, recherchiere usw. Wenn das Drehbuch fertig ist und die Geschichte steht, dann kommen die Arien und Musikstücke.
Also die Musik kommt zum Schluss?
Ja, oft ergibt ein Thema, eine Textzeile oder Wortfolge eine Melodie. Für mich ist es einfacher so. Es kommt eines zum Anderen. Ich wollte zum Beispiel die Rolle der Frauen im Freiheitskampf betonen. Im ersten Moment meint man ja, das ist eine reine Männersache, aber die Frauen waren zu Hause, bei den Kindern und auf den Höfen, ihnen fehlten die Männer und sie waren, wie man sich vorstellen kann, nicht sehr begeistert, wenn sich ihre Männer in Gefahr begaben. Frauen sind gegen den Krieg, das wollte ich hervorheben.
Beschreibt deine Oper auch, warum es diese Freiheitskriege überhaupt gab?
Ja, natürlich. Die Menschen haben damals um ihre Werte gefürchtet, ihre Religion und darum, diese nicht mehr ausüben zu können. Die Bayern und Franzosen waren das Schreckgespenst.
Schreibst du per Hand oder am Computer?
Ich schreibe noch alles per Hand, anders habe ich es noch nie gemacht. Ich kann auch nicht Klavier spielen, probiere aber alles auf meiner Trompete. Und auf dieser Hauptstimme baue ich dann alles andere auf. Wenn man viel musiziert und probt, dann lernt man sein Instrument sehr gut kennen und irgendwann entstehen automatisch eigene Melodien, die man dann halt niederschreibt.
Und wie kommt das Ganze dann auf die Bühne?
Dieses Mal arbeite ich mit Norbert Mladek zusammen, einem sehr renommierten Regisseur und Bühnenbildner. Diese Oper, das ist eine Größenordnung, da braucht man schon einen Profi. Das ist ein Ausmaß wie ein großes Projekt am Landestheater, wir haben 120 Mitwirkende. Dann kommt ja auch logistisch noch einiges dazu, Bühnen müssen aufgebaut werden, Sitztribünen, Licht, Ton, Schlechtwetteralternativen…. Das geht ganz alleine nicht mehr.
Der Veranstaltungsort ist ja sehr eingeschränkt, es gibt nur eine Zufahrt, kaum Parkplätze? Wie hast du das geregelt?
Es gibt einen Shuttleservice, einmal direkt vom großen Parkplatz bei der Talstation und auch vom Korberplatz. Zusätzlich gibt es erweiterte Parkplätze bei der Bichler Brücke. Für mich ist das Verhältnis eine Oper inklusive Libretto zu machen gegen die ganze Arbeit Drumherum ein richtiges Vergnügen und eine Leichtigkeit. Aber wenn man sich das nicht traut, bleibt es eben und keiner macht’s.
In diesem Sinne, vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für „Mut zur Freiheit“!
Premiere feiert "Mut zur Freiheit" am Samstag, 29. Juli 2017. Weitere Aufführungstermine den ganzen Sommer über. Kartenvorverkauf in allen Raiffeisenfilialen.
Hansl Klaunzer: „Ich brauche die Herausforderung!“
So entstand die Open-Air-Oper "Mut zur Freiheit". Interview mit einem Tausendsassa.
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Das werden sicher spannende Stunden. Und wie ich gehört habe, findet die Darbietung bei jedem Wetter statt. Also, auf nach Matrei, da Hansl mit seinem Gefolge lasst es wieder aufgehn. Diesmal spielen ja auch echte Kalser Schützen mit!
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