Bei der traditionellen Medienveranstaltung zum Thema „Drauradweg“, die alljährlich vom Stadtmarketing zu Beginn der Rad-Hochsaison durchgeführt wird, wurde einmal mehr klar, was erfolgreiche touristische Aktivitäten treibt: Risikobereitschaft und Unternehmergeist Marke Schmidhofer, der noch eine bemerkenswerte Aussage machte: „Werbung? Haben wir nie gebraucht. Das läuft alles über Mundpropaganda“. Ginge es nach ihm, würde der Radweg zum Teil auch nördlich von Fluss und Bahn verlaufen und damit praktisch ganzjährig benutzbar sein: „Das Klima wandelt sich und schon heute kann man fast den ganzen Winter mit dem Rad fahren. Anfragen haben wir bereits.“
Müßig darüber zu philosophieren, wer die größten Profiteure von mehr als 150.000 Radfahrern sind, die pro Jahr von Innichen drauabwärts nach Lienz rollen. Unternehmerisch ist es sicher der rührige Südtiroler, der in diesen Trend massiv investierte. Indirekt profitieren aber die Stadt Lienz und die gesamte Region von dieser Entwicklung. Zum einen natürlich touristisch, wobei sich darüber streiten lässt, warum es als Naturgesetz gilt, dass die Radler „oben“ und nicht „unten“ übernachten. Immerhin hätte ein Aufenthalt in Lienz den Vorteil, dass man nach der Radtour im Ziel und damit praktisch unter der Dusche ist.
Hier gibt es mittlerweile erste Erfolgserlebnisse des Stadtmarketings und der Touristiker. Übernachteten früher 95 Prozent aller Radler in Südtirol, sind es jetzt „nur noch“ 82 Prozent. Der Rest wählt Osttirol als Stückpunkt. Stadtmarketingchef Oskar Januschke will auch nachweisen können, dass jeder Radler im Schnitt 46 Euro in Lienz lässt, etwas weniger als bei der letzten Erhebung, da waren es noch 48 Euro. Die Umfragedaten stammen aus studentischen Befragungen.
Weitreichender und noch wichtiger als die touristische Komponente ist aber eine andere Auswirkung von Schmidhofers Radlerlawine. Die Österreichischen Bundesbahnen, die Lienz eher als nachrangigen Provinzbahnhof sahen, mussten dieses Bild angesichts extremer Fahrgastzahlen in den Sommermonaten schon vor Jahren revidieren und erkannten den logistischen Handlungsbedarf. ÖBB-Regionalsprecher René Zumtobel macht daraus ebensowenig einen Hehl wie die Lienzer Bürgermeisterin Elisabeth Blanik. Das Projekt „Mobilitätszentrum“, bei dem allein in Lienz weit mehr als 20 Millionen Euro an Investitionen auf dem Bahnhofsareal ausgelöst werden, im Bezirk sogar mehr als 50 Millionen, wäre ohne die Radfahrer niemals in dieser Form auf Schiene gekommen.
Zumtobel: „Ich kenne keinen anderen Bahnhof in Österreich, wo auf einem einzigen Gleis und bei solchen Fahrplänen eine derartige Menge an Radfahrern transportiert wird.“ Mittlerweile gibt es auch Servicemitarbeiter – sprich: Promotoren – die den radfahrenden Gästen in der Hochsaison Auskünfte und Hilfestellung bieten, um die Karawane in Bewegung zu halten.
2 Postings
... Ginge es nach ihm (Schmidhofer), würde der Radweg zum Teil auch nördlich von Fluss und Bahn verlaufen und damit praktisch ganzjährig benutzbar sein! ... nun stellt sich die Frage: wer soll diese Variante bezahlen? Sicher nicht der Profiteur Schmidhofer. Ob er bisher zur Radwegerhaltung bzw. Errichtung etwas beigetragen hat, entzieht sich meiner Kenntnis! Andererseits hat man vor geraumer Zeit von einer durchgehenden Langlaufloipe Lienz - Cortina gelesen die der Touroismusverband favorisiert! Eine Verlegung nach Norden zwischen Thal und Lienz scheint mir sehr teuer zu werden. Und bitte keine Kommentare bezüglich Neidkomplex! Ich schätze den Weitblick des Unternehmers Schmidhofer und gönne ihm seinen Erfolg. Wir Osttiroler sind ja nicht in der Lage am Morgen Leihräder nach Innichen zu karren - dann verleihen - und in Lienz wieder einsammeln. Das ist wohl mit zu viel Mühe verbunden!
Ja und wieder muß uns ein Südtiroler zeigen wie es geht, wie so manches andere auch in Osttirol.
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